Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)
BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1711)
Auftraggebern so gefragt machte, und die von seinem Schüler Boonen in seinen Porträts in einer vereinfachten, an die Ansprüche der bürgerlichen Bildnismalerei angepaßten Variante weitergeführt wurde. Hinter der im Vergleich zu seinen früheren Arbeiten völlig neuen Lichtbehandlung des in Danzig ausgeführten Bildnisses Rákóczi - die Figur hebt sich kaum vom dunklen Hintergrund ab und wird, besonders am Gesicht, bei starker Beleuchtung von intensivem Helldunkel hervorgehoben - darf man wohl Eindrücke der vorherrschenden RembrandtTraditionen der damaligen holländischen Bildnismalerei sowie der Lichteffekte Schalckens vermuten, die in erster Linie über Boonen, 170 und vielleicht in geringerem Maße über van der Werff, der Schlacken ebenfalls zu seinen Vorbildern zählte, 171 weitervermittelt wurden. Bei all dem sind aber auch wesentliche Unterschiede zu bemerken: Mányoki setzte auch weiterhin keine InterieurAusschnitte und dekorative Elemente ein, außerdem behielt er, im Gegensatz zu den kleinformatigen Halbfigurenkompositionen der holländischen bürgerlichen Bildnisse, die größeren Maße und Bildausschnitte von repräsentativer Wirkung. Die malerischen Nachwirkungen aus dem Aufenthalt in Holland leben in seinen späteren Arbeiten in der häufigen Verwendung der dunklen Töne und in der Betonung der Figur durch Helldunkel weiter, die seinen Bildnissen - eben durch die holländischen Reminiszenzen aus dem 17. Jahrhundert - einen gewissen konservativen Charakter verleihen. Diese Wirkung kommt auch am Bildnis des Jan Stanislaw Jablonowski, des vormaligen Krongroßkanzlers von Stanislaw Leszczynski zur Geltung. Dieses vor 1714 datierbare Bild, das im Warschauer Nationalmuseum früher als Werk eines unbekannten mitteleuropäischen Malers galt, läßt sich zusammen mit einer - als eigenhändig zu betrachtenden - Variante in der Galerie von Miskolc Mányoki zuschreiben (Kat. Nr. 56/a und b). Mit diesem Konservativismus in der Anschauung erreicht Mányoki auch am Bildnis Rákóczi gemessen an den vorigen freilich in erheblich höherer Qualität -, daß die Darstellung eher würdevoll als repräsentativ ausfällt, und beim Verzicht auf jegliches fürstliches Attribut kommt an diesem Bildnis auch eine bürgerliche Bildnisauffassung im westeuropäischen Sinne zur Geltung. Das Porträt zeigt Rákóczi mit einer zurückhaltenden persönlichen Note als Privatmenschen. Das rührt nicht nur von der beschaulichen Atmosphäre des Bildes, sondern auch vom Äußeren des Fürsten her, der in der ungarischen Adelstracht verewigt wurde. Es ist das private Bildnis des Fürsten in der Emigration, und in dieser Eigenschaft wirklich einzigartig. Es ist anzunehmen, daß dieses Bildnis von mehr persönlicher als offizieller Erscheinung - das sich laut Eintragungen der königlichen Galerie von Dresden bereits vor 1728 im Besitz der Kurfürsten von Sachsen befand 172 - als eine private Geste des Fürsten Rákóczi, als Abschiedsgeschenk bei seiner Abreise nach Frankreich, für seinen „Gastgeber" August IL, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, bestimmt war. Man möchte sich dem dabei aufkommenden Gedanken nicht währen, darin auch die Unterstützung des Mäzens zu erblicken, der durch dieses Bildnis auch dem Maler, der nun seine Dienste verließ, den Weg zu einem neuen Gönner und in eine fremde höfische Umgebung mit neuen Möglichkeiten ebnete.