Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)
BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Im Dienst des Fürsten Franz II. Rákóczi (1707-1711)
Die aktuelle politische „Information'' wird in allen drei Fällen durch die allegorische Darstellung der Rückseite vermittelt, die Vorderseite trägt immer das Bildnis des Münzherrn Rákóczi. 139 Mit den drei, zeitlich nahe beieinander - 1705 140 - entstandenen Medaillen verwirklichte Rákóczi ein wohl durchdachtes, in diplomatischer Hinsicht folgerichtiges Repräsentationsprogramm, indem er die Medaillenbildnisse entsprechend den politisch unterschiedlichen Anlässen und den differenzierten Ansprüchen der fürstlichen Repräsentation - nach jeweils anderer Porträtikonographie gestalten ließ. Auf der als politische Demonstration gedachten Herakles-Medaille erscheint er als Feldherr, wobei sein fürstlicher Rang mit der Herakles-Allegorie - einem der offiziellen Ikonographie der Habsburger „entlehnten" Motiv zum Ausdruck gebracht wurde, auf der Denkmedaille des Landtags von Szécsény, der vor allem ein innenpolitisches Ereignis war, tritt er im Sinne der ungarischen Darstellungstraditionen des Bildnisses in Erscheinung, während die dritte Medaille, die inhaltlich eine symbolische Zusammenfassung der Gründe der Entfachung des Freiheitskampfes gibt, in der zeitlosen, idealisierten Darstellungsweise der antiken Medaillen gehalten ist. 141 Die Medaillenbildnisse, die dem Programm der einzelnen Medaillen und den jeweils unterschiedlichen Gesichtspunkten der fürstlichen Repräsentation angeglichen sind, zeugen davon, daß Rákóczi, ein von seiner Erziehung her kunsterfahrener Magnat von sicherem Geschmack, als Herrscher die künstlerische Repräsentation bewußt einsetzte und die Bedeutung und die Möglichkeiten der Gattung des Bildnisses für die Formulierung und Betonung seines fürstlichen Ranges genau kannte. Bei seinen Bildnissen forderte er nicht nur künstlerische Qualität, sondern auch authentische Darstellung, daher war es für ihn wohl nicht belanglos, daß in Europa zu jener Zeit nur fiktive Bilder von ihm bekannt waren.' 42 Die Verpflichtung Mányokis, sich die Technik des Kupferstiches anzueignen, wie es Rákóczi 1707, gleich beim Eintreffen Mányokis, verordnete - dies geht aus einem 1711 datierten Brief Mányokis aus Berlin hervor 143 - ist unseres Erachtens in erster Linie in diesem Zusammenhang zu verstehen. Wie es auch kein Zufall sein kann, daß der erste graphische Auftrag, den Rákóczi seinem Hofmaler gab, sein eigenes Bildnis war (Kat. Nr. 53). Dieser Porträtstich in Dreiviertelfigur, der Rákóczi in seiner Würde als Fürst und Feldherr sowohl hinsichtlich der repräsentativen Ikonographie als auch hinsichtlich der künstlerischen Qualität auf dem Niveau der Bildniskupfer westeuropäischer Herrscher und Aristokraten darstellt, war nach Absicht des Auftraggebers gewiß der erste - der zugleich der letzte geworden ist - in einer geplanten Reihe von Bildnissen, die nach damaligem europäischem Brauch die politische Laufbahn einer Person ähnlichen Ranges und ähnlicher Bedeutung mit einiger Regelmäßigkeit und in einer gewissen Menge verfolgte. Ansonsten bin ich der Meinung, daß die Berufung Mányokis nach Ungarn und seine Anstellung als Hofmaler außer aus den bereits angeführten Gründen in nicht geringem Maße auch durch die fürstliche Rolle bedingt war, zu der damals in einer natürlichen Weise als Gewohnheit und als Verpflichtung der Repräsentation auch die regelmäßig, aus unterschiedlichen Anlässen ausgeführten Bildnisse dazugehörten, wie dies noch aus der Emigrationszeit Rákóczis bezeugt ist. 144 Mányoki wurde im Herbst 1707 mit einem hohen Gehalt von jährlich 900 Rheinischen Gulden eingestellt 145 und wirkte vermutlich bis zuletzt nur als Bildnismaler. Es gibt nämlich keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, daß ihn der Fürst auch mit sonstigen künstlerischen Aufgaben beauftragt hätte. 146 Die Bemerkung Mányokis in seinem Brief an Rákóczi aus dem Jahr 1711, die sich auf die Zeit seit seinem Abgang bezieht - „Wäre ich bei Eurer Hoheit geblieben, ... hätte ich Eurer Gnaden keine großen Dienste tun können..." 147 kann man auch so verstehen, daß Rákóczi kleinere Dekorations- und Entwurfsarbeiten nicht oder kaum von ihm verlangte. Und es war wohl nicht nur eine verbindliche Höflichkeit oder eine stilistische Formel, daß Mányoki nur vom Dienst an Rákóczi sprach. Zieht man die übliche Praxis der Zeit in Betracht, wonach ein Hofmaler nur für seinen Brotherrn arbeitete und höchstens nur mit dessen Erlaubnis sonstige Aufträge annehmen durfte, 148 dann läßt sich diese Stelle auch so auslegen, daß die Umgebung Rákóczis den Maler, der in den persönlichen Diensten des Fürsten stand, kaum oder gar nicht beschäftigte. Es ist jedenfalls bemerkenswert, daß Werke Mányokis mit ungarischem Bezug erst aus den 20er Jahren des Jahrhunderts, also erst aus der zweiten ungarischen Schaffensperiode bekannt sind beziehungsweise daß wir auch über keine Angaben zu etwaigen Arbeiten aus der Zeit zwischen 1707 und 1709 verfügen. Es ist wahrscheinlich, daß Fürst Rákóczi nach dem Eintritt Mányokis in seine Dienste zuerst sein Bildnis bei ihm in Auftrag gab, das möglicherweise mit der ersten Fassung des Bildnisses in Harnisch im Ungarischen Nationalmuseum identisch war, das Mányoki als Gegenstück zu Fürstin Rákóczis in Berlin ausgeführtem Bildnis anlegte (Kat. Nr. 49). Dafür spricht die aufeinander abgestimmte