Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1992-1996 (MNG Budapest, 1998)

BUZÁSI, Enikő: EINIGE KAPITEL AUS DEM LEBENSWERK DES BILDNISMALERS ÁDÁM MÁNYOKI - Die Lernjahre und der Beginn der küntlerischen Laufbahn (1692-1702)

hauptsächlich des holländischen Bildnisses des 17. Jahrhunderts über die verbürgerlichten Formen der höfischen französischen Porträtmalerei (als bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts einzigen entsprechenden Ausdrucksmöglichkeit) bis zur inspirativen Wiederentdeckung der holländischen Meister des 17. Jahrhunderts reicht - letzteres stand bereits im Zeichen des historisierenden Interesses der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis zum Auftreten des Klassizismus läßt sich nämlich die Stilgeschichte des deutschen Porträts im 18. Jahrhundert mit diesen Stiltendenzen und Präferenzen charakterisieren, die in den unterschiedlichen Varianten der Gattung zuweilen parallel zur Geltung kamen; an ebendiesen stilistischen Knotenpunkten lassen sich auch die Werke unterbringen, die aus der langen Schaffenszeit Mányokis erhalten blieben und mit Sicherheit identifizierbar sind. Gewiß birgt der Beginn seiner Laufbahn und seine künstlerische Ausbildung so manche Momente in sich, die als Ausgangspunkt zu einem oben charakterisierten, mannigfaltig geschichteten Lebenswerk dienen konnten. Bezüglich des Beginns der künstlerischen Laufbahn Mányokis sind wir vor allem auf Hagedorn angewiesen. Sein Bericht ist zwar knapp gehalten, aber überliefert wesentliche Informationen. 30 So erfährt man bei ihm von den ersten Meistern Mányokis folgendes: nach dem Unterricht bei einem Zeichenmeister namens Schiller in Celle, von dem er jedoch höchstens die Grundkenntnisse aneignen konnte, 51 lernte er bei dem aus Hamburg gebürtigen Bildnismaler, Andreas Scheits (Scheitz) „wie man mit dem Pinsel umgeht und wie man Farben behandelt, ... dieser lebte in Lüneburg, kam aber von Zeit zu Zeit nach Hamburg, um dort zu malen." In der Literatur wird Mányoki aufgrund dieser Angabe als ein Schüler von Scheits betrachtet, obwohl er - wie man es ebenfalls von Hagedorn erfährt - nur vier Monate bei ihm lernte. 52 Wann dies geschehen mochte, das läßt sich nur annähernd ermitteln. Ab 1692 hielt sich nämlich Mányoki vermutlich in Lüneburg auf, zunächst vielleicht eben, um sich bei Scheits weiterzubilden, später war er aber bereits bemüht, sich von seinen eigenen Arbeiten zu unterhalten. All das erfährt man aus einer Quelle - es ist die erste Angabe zur malerischen Tätigkeit Mányokis -, in der sich 1695 die örtlichen Maler über seinen leichtsinnigen, liderlichen Lebenswandel beschweren, den sie bereits seit drei Jahren geduldig ertragen. 53 Die Beschwerdeführer nannten dabei den Maler einen Pfuscher, der dies damit zurückwies, daß seine Auftraggeber zu den vornehmen Kreisen gehörten. Im Zusammenhang mit diesem Fall werden drei geraubte Gemälde Mányokis erwähnt, die er zurückforderte. Da diese Angelegenheit zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vermutlich aus den Schriften des örtlichen „Maleramtes" veröffentlicht wurde, 54 ist es offensichtlich, daß es sich dabei um einen damals nicht seltenen Streitfall handelt, die zwischen zünftigen Malern, die um ihr Einkommen besorgt waren, und der außenstehenden Konkurrenz, die vor Eifersucht als Pfuscher abgestempelt wird, ausgetragen wurde. Außer in der flüchtig hingeworfenen Erwähnung Hagedorns wird das Meister-Schüler-Verhältnis von Scheits und Mányoki einigermaßen in diesem Lüneburger Aufenthalt greifbar. Will man nun die Ergebnisse dieser laut Hagedorn nur einige Monate währenden Lernzeit anhand eines Werks ermessen, so bietet sich höchstens das Bildnis einer jungen Frau aus den frühesten Jahren des Meisters zur Untersuchung an (Kat. Nr. 1 ). Der Einfluß der Malerei von Scheits, der sich anhand seiner bekannten Bildnisse 55 umreißen läßt, wird beim Fehlen des Frühwerks von Mányoki nur hier faßbar. Das Bildnis der Kurfürstin von Hannover Sophie von der Pfalz in Dreiviertelfigur aus der Zeit nach 1698, 56 ist neben der weichen, lockeren Pinsel­führung an den Konturen der Körperteile (vor allem am sensibel modellierten Gesicht und an den Haaren), von einer Gestaltung der Körperformen von nahezu lapidarer Vereinfachung und von Lösungen von geometrischer Strenge gekennzeichnet. Das Bildnis läßt sich in dieser Hinsicht mit dem Frühwerk Mányokis in Zusammenhang bringen, an dem dieser - wenn auch mit stolperndem Pinsel - mit einer ähnlich doppelgesichtigen Methode der Ausführung arbeitete. Trotzdem bin ich der Meinung, daß die Rolle des Hamburger Meisters für den Werdegang des Malers Mányoki erheblich größer war als man es aufgrund der bei Hagedorn erwähnten kurzen Lernzeit annehmen möchte und aufgrund der frühen Werke - einstweilen kaum faßbar - nachweisen kann. Es ist nämlich sehr wahrscheinlich, daß Mányoki dank der Tätigkeit von Scheits in Hannover der Zugang zur Sammlung im Schloß Salzdahlum der Herzöge von Braunschweig­Wolfenbüttel gewährt wurde, was sich für ihn als maßgeblich erweisen sollte. Unter den spärlichen Lebensdaten von Scheits kommt der Tatsache, daß er von 1696/97 bis zu seinem Tode im Jahr 1735 als Hofmaler in Hannover tätig war, zu Beginn einige Jahre lang im Dienste des Herzogs Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg und Kurfürsten von Hannover, besondere Bedeutung zu. 57 Der Kurfürst war ein Vetter des Herzogs Anton

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