Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)
TAKÁCS Imre: A budapesti Eligius-táblakép: a bécsi későgótikus festészet ismeretlen emléke
DAS BUDAPESTER TAFELBILD DES HEILIGEN ELIGIUS: EIN UNBEKANNTES WERK DER WIENER SPÄTGOTISCHEN MALEREI Vor einigen Jahren wurde ein unbekanntes Tafelbild aus dem 15. Jahrhundert in einer Budapester Privatsammlung entdeckt. Das Bild weckte die Aufmerksamkeit der Betrachter bereits im ersten Augenblick neben der hohen künstlerischen Qualität mit dem sonderbaren Thema: Es zeigt den Schutzpatron der Goldschmiede, den Heiligen Eligius, wie er zwei Satteln, seine eigenen Arbeiten, auf einer Waage den Merovingerkönig Chlothar II. überreicht (Abb. 1). Diese Tafel, ursprünglich Bestandteil eines Altars mit der ausführlichen Darstellung der Eligiuslegende, konnte mit einem Stück der im Jahre 1872 versteigerten Sammlung Gsell (Wien, Plach, 14. März 1872. Nr. 531/a und b) indentiftziert werden. Sie kam zuerst in die Sammlung der Grafen Nákó in die südungarische Ortschaft Tolvád, dann wurde sie nach einem Besitzerwechsel, gegen Ende des ersten Weltkriegs nach Budapest gebracht. Zur Zeit der Versteigerung, im Jahre 1872 war die Tafel noch beidseitig bemalt, dafür spricht die Doppelnummer im Katalog. Die andere, einen Bischof und den Apostel Thomas zeigende Seite habe ich im Christlichen Museum in Esztergom entdeckt. Diese wurde seither auch von der Ungarischen Nationalgalerie erworben (Abb. 2). Sie fügen sich mit ihrer Rückseite vollkommen ineinander, was ihre Zusammengehörigkeit unbestreitbar beweist (Abb. 3). Das dritte, bekannte Bruchstück des Altars wurde als Arbeit des Triptychonmeisters von St. Florian von Otto Benesch im Jahre 1928 publiziert. Damals war die Tafel mit den Heiligen Agnes und Katharina in österreichischem Privatbesitz, im Jahre 1947 wurde sie in Luzern versteigert, dann tauchte sie im englischen Kunsthandel auf (Benesch 1972.), jetzt ist sie am unbekannten Ort bewahrt. Die von Benesch vorgeschlagene Attribution der Bilder wird durch die Stilunterssuchung der neugefundenen Bruchstücke und ihre Hintergrundmuster verstärkt. Dieses Hintergrundmuster kann als Werkstattzeichen gelten, das Motiv mit dem Strahlenkranz kommt auch auf den Tafeln des Marienaltars des Triptychonmeisters (Wien; Perchtoldsdorf; Graz, Joanneum; St. Florian) vor. Die Auffassung der Eligius-Tafel steht im Oeuvre des Malers diesen Werken am nächsten. Nach einhelliger Meinung der Forschung sind die Kompositionen des Marienaltars mit dem Stil des von Benesch den "jüngeren Schottenmeister" genannten Wiener Malers eng verwandt. Zur Entstehungszeit der Schottenaltars gibt das auf dem Altar lesbare Jahreszahl 1469 einen Anhaltspunkt. Die für die Werkstatt charakteristischen niederländischen Merkmale wurden wahrscheinlich über Nürnberg nach Wien vermittelt. Aufgrund dieser Beziehungen können wir annehmen, daß der Eligius-Altar, dessen ursprünglicher Standort weiterhin fraglich bleibt, in den Jahren um 1470 entstand. Man möchte vermuten, daß er ursprünglich für die Eligiuskapelle im Obergeschoß des nordwestlichen Anbaus des Stephansdoms bestimmt war, die dort bereits am Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt wurde. Diese Vermutung wird allerdings nur nach einer gründlichen Quellenforschung zu bekräftigen sein. Aufgrund der bekannten Bruchstücke des Eligius-Altars ist es möglich, daß die Federzeichnung der Heiligen Dorothea im British Museum (Abb.5) das Werk des Triptychonmeisters sei. Darauf deutet die sensible und nervös bewegliche Erfassung der Gesichter und Hände, der harte, scharf gebrochene Faltenwurf der Draperien. Darüber hinaus ist auf dem Kopf der Dorothea der gleiche, aus künstlichen Stoffen geflochtene Frauleinkranz zu sehen wie auf den Figuren der verschollenen Tafel des EligiusAltars. Da die Quellenforschungen von Richard Perger den Triptychonmeister mit dem im Jahre 1483 bereits verstorbenen Hans Siebenbürger verläßlich indentifiziert haben, darf man also den Eligius-Altar auch als ein Werk des aus Ungarn abgewanderten Wiener Malers ansprechen. Zur Zeit ist Hans Siebenbürger der einzige namentlich bekannte Meister aus dem Künstlerkreis des Schottenaltars. Seine Tätigkeit bereichert die Kunstgeschichte Mitteleuropas, besonders die Kunstgeschichte der eng zusammenhängende Gebiete Österreichs und Ungarns.