Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

BELITSKA-SCHOLTZ Hedvig: Pietro Travaglia működésének dokumentumai az Esterházy-librettók alapján

DOKUMENTE DES WIRKENS VON PIETRO TRAVAGLIA AUFGRUND DER E5TER1IÁZY-TTÍXTT3ÜCHER Pietro Travaglia wirkte siebenundzwanzig Jahre lang, zwi­schen 1771 und 1789, als Gestalter der Hoffestlichkeiten und Aufführungen in Eszterháza, im Dienste der Fürsten Esterházy, als unmittelbarer Mitarbeiter Joseph Haydns am glänzendsten Hof des damaligen Europa, in der weltbe­rühmten Werkstatt der Orchestermusik und der Opernauf­führungen. Eine seiner Bedeutung gemäße Bearbeitung seiner Tätigkeit steht noch aus. Sein Skizzenbuch aus den 80-er Jahren des 18. Jahrhunderts mit ausführlich ausge­arbeiteten Typendekorationen, Entwürfen und Aufzeich­nungen 1 wurde zunächst von Mátyás Horányi in seinem Buch über die Festlichkeiten in Eszterháza, 2 sodann von H. Belitska-Scholtz und K. A Berezeli im Ausstellungska­talog über barocke, klassizistische und romantische Büh­nenbilder in Ungarn 3 veröffentlicht. In Bezug auf die Tätigkeit Haydns werden die Esterházy-Archive ununter­brochen erforscht, und die Vorbereitung der Ausstellungen über die Aristokratenbühnen und über Haydn 4 brachten in den letzten Jahren aus dem Quellenmaterial der Familie Esterházy der Acta Theatralia und der Acta Musicalia der Nationalbibliothek Széchényi in Budapest auch weitere Dokumente zur Tätigkeit von Travaglia zum Vorschein. Dies bezieht sich auch auf die Textbücher, die - dank den Zugängen und der Forschungsarbeit der letzten Jahre - die Tätigkeit der Esterházy-Oper zunehmend ausführlich do­kumentieren. Aus den Esterházy—Textbüchern sind nach 1959 zwei grundlegende Zusammenstellungen veröffentlicht worden. Johann Harich registrierte aus der Zeit zwischen 1662 und 1810 216 einheimische und ausländische Textbü­cher aus den Beständen der fürstlichen Bibliothek. 5 Im An­hang des zitierten Werkes von Mátyás Horányi werden aus der Zeit von 1715 bis 1810 113 Textbücher mit Aufführun­gen am Fürstenhof in Zusammenhang gebracht. Nur ein Bruchteil der Esterházy-Textbücher hat sich in ein-zwei Exampiaren erhalten, das meiste dieser wertvollen Quellen der Musikgeschichte ist unwiederbringlich verlorengegan­gen. Diese sogenannten Logenbücher wurden in 150 bis 500, zumeist aber in 200 Exemplaren, im Oktavformat, bei Landerer in Preßburg, bei Siess in ödenburg (Sopron), in der fürstlichen Druckerei in Eisenstadt oder in irgendeiner der Wiener Druckereien gedruckt. Bei besonders festlichen Anlässen - Verlobung, Geburtstag, Namenstag, Besuch eines hohen Gastes - wurden einige Exempiare in Seide gebunden, das meiste erschien aber im bunten, sogenannten türkischen Einband. Auf dem Titelblatt waren der Titel und die Gattung des Werkes, der Schauplatz der Aufführung, der Mäzen, eventuell der Anlaß der Aufführung, der Er­scheinungsort, Name des Druckers und das Erscheinungs­jahr angegeben. Vor dem Text der Oper wurden noch - in wechselnder Reihenfolge - das „Argument", also eine kur­ze Inhaltsangabe, die Rollen, oft auch die Ausführenden, der Librettist, der Komponist mitgeteilt, darauf folgte die Aufzählung der Szenenwechsel und der Schauplätze, genau nach Akten und Szenen geordnet, schließlich der Bühnen­bildner. Nach dem Vorbild des Wiener Burgtheaters wur­den diese Logenbücher - wie auch der Name besagt - vor der Aufführung in den Logen für die Gäste bereitgestellt. Zwischen 1771, der Einstellungsjahr Travaglias, und 1790, als nach dem Tode Nikolaus des Prachtliebenden der Opern­trupp aufgelöst wurde, läßt sich die Veröffentlichung von 78 Libretti dokumentieren. Davon befinden sich 26 Textbücher in einem Exemplar oder auch mehrfach in der Sammlung der Nationalbibliothek Széchényi in Budapest. In 16 Textbüchern taucht der Name Travaglia bei der Aufzählung der Szenen­wechsel auf. Das erstemal 1779, zuletzt im Jahr 1789. Das Erscheinen seines Namens hängt wohl damit zusammen, daß er im Sinne von Punkt 3 der Instruktion" von 1778/79 bei der Organisation der Opernaufführungen, die seit 1776 unter dem „Cabinet Mahler" Johann Basilius Grundmann und unter der Direktion des Bibliothekars Bader regelmäßig veranstaltet wurden, wichtige Aufgaben erhielt. In der Instruktion heißt es dazu: „...Da er Bader geäussert hat, dass der Mahler Travaglio am geschickteste und tauglichsten sey ihme in der Dirigierung des Theaters hülfliche Hand zu leisten, so wird zur Aufstellung und Besorgung der Decorationen und Beleuchtung ihme Bader erzagter Travaglio (weillen dieser die Mahlereyen verstehet, und die Decorationen zu andern und zu ordnen weis) zugegeben, welcher auf die Theater Leüthe mit acht haben, und ihme Bader zur Vermeidung aller Unordnung von allen und jeden Vorgängen Bericht geben, sich aber nie eine eigene Autorität anmassen, anbey auch von unserem Cabinet Mahler abhangen wird." 6 In diesem Sinne sorgte Travaglia 1780/81 für die Bühnendekorationen, für die Kostüme, die Beleuchtung, unterzeichnete Kostenvoranschläge für die Garderobe und Quittungen für Druckereien. Zwischen 1779 und 1781 zeichnete er seine Arbeiten mit „Sigr. Pietro Travaglia nei attual servizio di S. A il Principe Nicolo Esterhazi...", wobei jedesmal seine „Invenzione" betont wurde. Die Stellung Travaglias innerhalb des Hofstaates hat sich 1782 infolge organisatorischer Änderungen noch einmal ge­wandelt. Der immer großzügigere Opernbetrieb erforderte eine weitere Spezialisierung. Seit Juli 1781 stand Nunziato Porta als Direktor der Hof­oper und Oberinspektor der Theatergarderobe in den Diensten des Fürsten, Travaglia war als Theatermaler angestellt. Seit 1782 betonen die Textbücher seinen neuen Status und - je nach Textzusammenhang - auch seine selbständige schöpfe­rische Tätigkeit: „Le decorazioni sono del célèbre Sigr. Pietro Travaglia Pittore Teatrale de S. A" Die Bühnendekoration des 18. Jahrhunderts bestand aus Typendekorationen für die Kulissenbühne. Es wurde mit ei­nem standigen Grundstock gearbeitet, der den neuen Auffüh­rungen angepaßt, also ständig erneuert und erweitert wurde. Das Gebäude der Esterházy-Oper wurde vernichtet, ein aus-

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