Takács Imre – Buzási Enikő – Jávor Anna – Mikó Árpád szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve, Művészettörténeti tanulmányok Mojzer Miklós hatvanadik születésnapjára (MNG Budapest, 1991)

PREISS, Pavel: Zu drei Thesenblatt-Entwürfen von Johann Spillenberger

ZU DREI THESENBLATT-ENTWURFEN VON JOHANN SPILLENBERGER PAVEL PREISS Im Geiste der Landeszugehörigkeit, für die das Geburtsort entscheidend war, hat sich der aus Kaschau stammende Jo­hann Spillenberger (um 1628-1679) stets für einen Ungarn erklärt, und wurde nach seiner Nobilitierung als „eques hun­garus" bezeichnet. Der Weg zu höheren künstlerischen Zielen führte Spil­lenberger nach erster Ausbildung bei seinem keineswegs hervorragenden Vater nach Venedig in die einflußreiche Werkstatt Johann Carl Loths, wo er bis zum Jahre 1652 verblieb. Daß er nachher noch länger in Venedig weilte, bezeugen seine Signaturen mit Angaben des Entstehungs­ortes und des Jahres 1660 an zwei Zeichnungen. Im Jahre 1663 hielt er sich bereits in München auf, von wo er im nächsten Jahr nach Augsburg übersiedelte. Von dort hat sich Spillenberger bereits nach Wien orientiert, wohin er im Jahre 1670 zog und bis zu seinem Tode verblieb. 1 Spillenbergers fähigkeiten als Zeichner übertreffen in mancher Hinsicht die Qualität seiner Gemälde. Jedoch nur selten hat sich Spillenberger auch auf dem Gebiet der kom­plizierten allegorischen Programme der Thesenblätter betä­tigt. 2 Eine bisher unveröffentlichte Zeichnung kleineren For­mats, die auf dem vorne liegenden Spruchband mit „Spil­lenberger / invenit" signiert ist, ein flottes, frei hingeworfenes „primo pensiero", stellt die Skizze zu einem Thesenblatt dar. 3 Sie zeigt den Kaiser Leopold I. als Triumphator, er thront auf einer Quadriga vor einer fächerartigen Lehne mit zehn sich teils überdeckenden Schildern mit flüchtig angedeuteten Wappen. Über der von einem leeren Spruchband überdeckten Sonne fliegt in der Mitte eine andere Quadriga als Apollos Sonnenwagen. Zu deren Sei­ten sitzen offenbar weibliche Personen auf zwei Wagen, von denen einer wohl von Pfauen und der andere von Schwänen gezogen wird, was eindeutig auf Juno und Ve­nus hinweist. Die weiteren allegorischen Begleitfiguren tauchen aus raschem Gekritzel und Linienwirbel auf. Die Szene ist von blockartigen Architekturen kulissen­haft eingeschlossen, wie sie, allerdings eher in asymmetri­scher Unausgeglichenheit, auf Spillenbergers Zeichnun­gen öfters auftreten, zum Beispiel - freilich reicher geglie­dert und durch Ecksäulen aufgelockert - auf jener mit Christus und seinen Jüngern auf dem Wege nach Emaus. 4 Die kaiserliche Alegorie weist die geschmeidigen, flie­ßenden Konturen und das Gekräusel von Spillenbergers charakteristischem Zeichenstil der sechziger Jahre auf, der Zeit seiner vollen künstlerischen Reife. Es handelt sich dabei um eine allererste Skizze - bis zur endgültigen Vorlage für den Stecher führten wohl noch weitere klären­de Schritte - des Thesenblattes zur Disputation „ex uni­versa philosophia", aufgrund dessen am 3.September 1667 Herzog Ferdinand Leopold (1647-1702), Sohn des Ale­xander Heinrich von Holstein-Sonderberg, an der Wiener Universität promovierte. Der Kaiser, dem es gewidmet war, ließ sich bei der Disputation in der Rolle des Protektors durch den Fürsten Lobkowicz vertreten, der dem Defenden­ten bei der Promotion eine goldene Kette und ein mit Edel­steinen besetztes Kreuz überreichte; nachdem folgte im Jah­re 1670 noch die Promotion des Herzogs zum Doktor der Theologie. 5 Das große Thesenblatt wurde mit den Namen des Zeichners und Kupferstechers „Joh. Spillenberger Hung. / Delineavit Viennae" und „Bartholome Kilian sculpsit Au­gustae" bezeichnet. Erst aus der hier in voller Klarheit auftretenden Personen und Personifikationen nebst den ausführlichen Beschriftungen erleuchtet der Sinn der ein­zelnen Erscheinungen und hauptsächlich der ganzen Idee und zeigen sich die Unterschiede des Entwurfes und der Ausführung. Bei der Figur des Kaisers handelt es sich nur um klärende Ergänzungen: Die Blätter des thronartigen Blattenkorbes, der dadurch einen festeren Umriß erlang­te, wurde von den ursprünglich vorgeschlagenen zehn auf sieben reduziert. Zur Seite des kaiserlichen Doppeladlers in der Mitte hinter dem lorbeerbekränzten Haupt des Tri­umphators folgen - heraldisch rechts - das Wappen von Ungarn und in der Reihenfolge nach unten die drei Lö­wenköpfe Dalmatiens und das Schachbrett Kroatiens, links der doppelschwanzige Löwe Böhmens und unter ihm die drei übereinander schreitenden Löwen Schwabens; das letzte von den linken Wappen ist von dem Reichsapfel auf dem Knie des Herrschers verdeckt. Das an der Zeichnung zu Füßen des Kaisers angedeutete Wappenschild ist verschwunden. Die beiden massiven Seitenkulissen wurden beträchtlich reduziert. Die linke wich einer durch umrißreichere Glie­derung aufgelockerten sockelartigen, die von einer Vase mit einer langblättrigen Pflanze bekrönt ist. Davor steht ein Putto mit einem Spruchband, auf dem zu lesen ist. „Purpureo niveum Flora Austria depluit imbrem". Die ös-

Next

/
Oldalképek
Tartalom