Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1980-1988 (MNG Budapest, 1989)

R. Várkonyi, Ágnes: VARIATIONEN ÜBER DIE UNGARISCHE GESCHICHTE: DIE BILDER DER AUSSTELLUNG. UNGAR 1526-1790

beispiellose Aufgabe. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes spricht andere Sprachen: Slowaken, Deutsche, Kroaten, Serben und Rumänen fordern die Durchsetzung der Ansprüche ihrer nationalen Entwicklung. 78 Das 18. Jahrhundert trug die Zukunft, das bürgerliche Ungarn, schon im Schöße. Zwar wird die bürgerliche Umgestaltung erst vom 19. Jahrhundert erbracht, aber die Reformzeit (1825—1848) wurde von der Aufklärung vorbereitet. Neuere Forschungen haben nachgewiesen, daß der Adel der Aufklärungszeit sehr stark differenziert war. Es bestehen große Unterschiede je nach Bildungsstand, Lebensform, Einschätzung der Ideen der Aufklärung und der Lage des Landes, je nach Landstrichen, Familien und Persönlichkeiten gleichermaßen. Die Masse des Adels lebt auf dem Lande, der niedere Adel in provinzieller Isolierung und in Armut. Viele betreten eine bürgerliche Laufbahn, verdienen ihr Brot durch intellektuelle Arbeit, andere betreiben ihre Wirtschaft unberührt durch die Jahrhunderte. Angehörige des Hoch- und mittleren Adels suchen unter Wahrung der Traditionen, beim Lesen der Werke von Montesquieu, Voltaire, Rousseau, Diderot und Condorcet, durchdrungen von Patriotismus, nach Möglichkeiten der Veränderung. 74 Auch von historischen Traditionen nicht unabhängig kommen die Erneuerer der ungarischen Literatur, die Mitglieder der Freimaurerlogen, die Unterstützer von Staats- und Geschichtswissenschaft und die Teilnehmer an der Jakobinerbewegung aus den Reihen der gebildeten Unternehmer, der verbürgerlichten Adligen. Sie bauen Bibliotheken und schaffen ein Observatorium, sie erstellen Reformpläne zur Modernisierung von Handel und Wirtschaft. Die Aristokratenschlösser werden zu modernen, luxuriösen Residenzen ausgebaut. Den Ansprüchen dienen die französische Gartenkultur, das Orchester und die Bibliothek. Mit jahrhundertealter Praxis eignet man sich die neue Mode, die neuen Bräuche an. Porzellanservice, Ziergegenstände nach orientalischem und französischem Geschmack, Lupe, Zieruhr, Zirkel, Reisen in den Westen, Tee- und Kaffeetrinken werden zu natürlichen Elementen des Lebens. Die Kleidung vereinfacht sich. Männer wie Frauen sind die Kinder einer Ubergangsepoche, janusgesichtige Menschen. In ihrem Leben erlangten trautes Familienleben, Freundschaft und Individualität einen immer größeren Stellenwert. 80 Mit gesteigerter Aufmerksamkeit und Sorgfalt erziehen sie ihre Kinder. Und je mehr sich aus dem gesellschaftlich-politischen Umfeld herauslöst und je stärker die Züge der vor uns hintretenden Persönlichkeit werden, wird mit der Umgestaltung des Landes, mit der Herausbildung der bürgerlichen Nation die drei Jahrhunderte währende Gegenwart von Magnaten- und Adelsstand zur Vergangenheit, zum unveräußerlichen Bestandteil der nationalen Geschichte. Ihre alte und neue Werte tragende Bedeutung haben viele bekannte Persönlichkeiten der Reformzeit formuliert. Ein interessantes Porträt der Ausstellung ..Ahnengalerien des Hochadels und Familienporträts" ist in dieser Hinsicht das Bild von Gáspár Szontagh, einem typischen Vertreter des unternehmerischen Adels um die Wende des 17.—18. Jahr­hunderts, einem Eisenbergwerk- und Eisenhüttenbesitzer. Die Söhne und Enkel Szontaghs führten im 18. Jahrhundert die Kaufmanns- und Industriellentraditionen der Familie ungebrochen weiter. Ádám Szontagh organisierte ein Handelsunternehmen und einen Eisenverarbeitungsverein, sein Kompagnon war der königliche Rat Stephan Sturman, Pate seines Sohnes, und in den Adelsstand erhobener Nachfahre einer Leibeigenerfamilie vom Ende des 17. Jahrhunderts. Der jüngste Szontagh, der zum Gedenken an den Schwedenkönig in der traditionsbewußten protestantischen Familie den Vornamen Gustav bekommen hatte, gehörte zum inneren Kreis um István Széchenyi, war ein früher Bahnbrecher der bürgerlichen Geschichtsbetrachtung und gab die lebensfähigsten Werte der Aristokraten- und Adelsfamilien weiter, indem er den Privilegien das Wirtschaften, den Fleiß, das Schaffen seiner hüttenbesitzenden und handelstreibenden Vorfahren entgegensetzte. ANMERKUNGEN 1. Herepei J.: Adatok Teleki Mihály és udvara életéhez [Beiträge zum Leben von Michael Teleki und seinem Hof]. In: Adattár XVIII. századi szellemi mozgalmaink történetéhez III. (Hrsg.: KeserűB. Budapest—Szeged, 1971. 15. ) 2. Nagy /.: Magyarország családai czimerekkel és nemzedéki táblákkal [Ungarns Familien mit Wappen und genealogischen Tafeln]. 1—12. Pest, 1857—1865. Ergänzungsband 1868. — Kubinyi A. : A magyar genealógiai kutatás [Die ungarische genealogische Forschung]. Levéltári Közlemények. 1970. — Kállay I.: Genealógia [Genealogie). In: A történelem segédtudományai (Hrsg.: Kállay I. Budapest, 1986). Zusammenfassende Bibliographie: Magyar családtörténeti és címertani irodalom 1561—1944 [Ungarische Literatur der Familiengeschichte und der Heraldik]. Sammlung von Baán K.. ergänzt von Kóezy T.—Gazda I. Budapest. 1984. 3. Kemény Zs. : A mohácsi veszedelem okairól (1838) és Szalay ..Magyarország története" című munkájáról (1853) |Über die Ursachen der Niederlage bei Mohács (1838) und über die Arbeit ..Die Geschichte Ungarns'" von Szalay (1853)]. In: Kemény Zsigmond összes művei. Bd. IX/1. Budapest, 1907. — Zusammen mit den weiteren historiographischen Hinweisen. vgl. R. Várkonyi A.: A pozitivista történetszemlélet a magyar történetírásban [Die positivistische Geschichtsbetrachtung in der ungarischen Geschichtsschreibung]. Budapest. 1974. Bd. II. S. 206. 381. 4. Takáts S.: Művelődéstörténeti tanulmányok a XVl—XVII. századból [Kulturhistorische Studien aus dem 16.—17. Jahrhundert], (Mit dem Verzeichnis der Werke. Zusammengestellt von Benda K.) Budapest, 1961. — Domanovszky, A.: Zur Geschichte der Gutsherrschal't in Ungarn. Dopsch — Festschrift 1937. — Szabó I. : A jobbágy birtoklása az örökös jobbágyság korában [Der Besitz des Leibeigenen in der Zeit der ewigen Leibeigenschaft]. Budapest. 1947. — Szabó J.: Tanulmányok a magyar parasztság történetéből [Studien aus der Geschichte des ungarischen Bauerntums]. Budapest. 1948. 5. Hajnal [.: Esterházy Miklós nádor lemondása [Der Rücktritt des Palatins Nikolaus Esterházy], Budapest, 1929. 4. 6. Magyarország története 1526—1686 [Die Geschichte Ungarns 1526—1686]. Bd. I—II. Hrsg.: Fach Zs. P. Budapest, 1985. — Erdély története [Die Geschichte Siebenbürgens]. Hrsg.: Köpeczi B. Bd. I—III. Budapest, 1986. 7. Perjés, G: The Fall of the Medieval Kingdom of Hungary: Mohács 1526—Buda 1541. Mit Literatur. Columbia University Press 1989. 307. 8. Hegyi K.: A török birodalom a 16—17. században [Das türkische Reich im 16. —17. Jahrhundert]. Mit Literatur. In: Die Geschichte Ungarns op. cit. Bd. I. S. 101. ff.

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