Nagy Ildikó szerk.: A Magyar Nemzeti Galéria Évkönyve 1980-1988 (MNG Budapest, 1989)

R. Várkonyi, Ágnes: VARIATIONEN ÜBER DIE UNGARISCHE GESCHICHTE: DIE BILDER DER AUSSTELLUNG. UNGAR 1526-1790

László Rákóczi hielt sich bereits einen eigenen Maler, der ihn überallhin begleitete und der das Gesehene zeichnete. Ferenc Nádasdy, der auch der „ungarische Krösus" genannt wird, ließ auch seine hochadligen Zeitgenossen malen: ..Herr Nádasdy ließ auch mein Bild neben den Bildern der übrigen ungarländischen Herren malen", notierte László Rákóczi in seinem Tagebuch 1655. 42 Die Führer der Bewegung formulierten Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre des 17. Jahrhunderts ihre Programme. Die türkische Belagerung von Kandia (Heraklion) und der Westfälische Friede schufen, so meinten sie, günstige Voraussetzungen für den Beginn eines Krieges gegen die Türken auch in Ungarn. Der erste Versuch mündete in eine Tragödie. In der Schlacht bei Vezekény (1652) fielen vier Mitglieder der Familie Esterházy. Die Führer der Bewegung formulierten ihre Ziele und das Bild, das sie sich von sich selbst machten, indem sie vom literarischen und bildkünstlerischen Ausdruck Gebrauch machten, auf hoher künstlerischer Ebene. Zrínyi schrieb ein Epos über die Belagerung von Szigetvár (,,Obsidio Sigetiana", 1651), das Begräbnis der vier Esterházy war ein künstlerisch gestaltetes Ereignis, und zum Gedenken an die Gefallenen wurden Stiche und Kunstgegenstände gefertigt. Die Kupferstichreihe Widemanns (1652) verewigte die Teilnehmer an der Bewegung und diejenigen, auf die man im Krieg gegen die Türken zählte. In diese Zeit fiel die Entstehung der Ahnengalerien des Hochadels und der repräsentativen Stammbäume. In der Werthierarchie der Zeit hatte, wie auch anderswo in Europa, das Antike einen qualitätbestimmenden Inhalt. Zu beobachten ist aber auch die Präsenz einer neuen Werthierarchie: die Bereitschaft zu Taten, Opfern und zur Veränderung, die Planbarkeit der Zukunft, wie sie z. B. bei Zrínyi nachzulesen ist. Das wurde auch von dem eingeweihten Dichter dieser Gruppe des Hochadels, István Gyöngyösi, mehrfach zum Ausdruck gebracht: Wenn in unseren Heimen „gleich alle Wände mit den alten Bildern unserer ruhmreichen Altvorderen tapeziert werden, ist dies nichts: denn nicht sie, nur allein die ruhmreichen Taten von uns selbst adeln und rühmen uns". 43 Die Führer der zur Zurückeroberung des Landes begonnenen Bewegung wählten auf dem Landtag von 1655 Erzherzog Leopold (1640—1705) mit der Bedingung zum König von Ungarn, daß er einen Angriffskrieg gegen die Türken beginne. Zur gleichen Zeit wurden Wesselényi zum Palatin und Nádasdy zum Landesrichter gewählt. Zrínyi, der die Würde eines Banus schon früher erlangt hatte, konnte zusammen mit Erzbischof György Lippay. der die höchste kirchliche Würde innehatte, mit dem Oberkommandanten von Transdanubien Ádám Batthyány und mit Kanzler György Szelepcsényi sehr bald die Lenkung der ungarischen Politik in die Hand nehmen. Sie versuchten zu erreichen, daß die Habsburger-Administration, die wegen ihrer Sorgen im Westen den osmanischen Krieg scheute, sich zur Annahme der Allianz gegen die Türken gezwungen sah. Die Herren des Hochadels bauten bestehende Kontakte zum Erzbischof von Mainz Johann Philipp Schönborn, dem Präsidenten des Rheinbundes, zu Venedig, Frankreich und den deutschen Fürsten aus und hatten auch in England Anhänger. 44 Als wegen des Polenfeldzugs (1657) des Fürsten von Siebenbürgen György II. Rákóczi der türkisch-siebenbürgische Krieg ausbrach, stimmten die Fürsten bei der Wahl des Kaisers in Regensburg in der Hoffnung für Leopold, daß er Siebenbürgen gegen die Türken beistehen werde. Die Osmanen erwiesen sich jedoch als die Schnelleren. Der Fürst verlor die Schlacht und starb, während Pascha Ali Várad (Großwardein) besetzte (1660). 45 Der Fall von Várad, genannt das östliche Tor der christlichen Welt, rief in ganz Europa Bestürzung hervor. Für die schwer von der Stelle kommende Sache des christlichen Zusammenschlusses glaubte der neue Fürst, János Kemény, in Ubereinstimmung mit den Zrínyis, die an den Grenzen fochten, förderlich zu sein, indem er die Loslösung Siebenbürgens von der Pforte erklärte. Auch von den Fähigkeiten des János Kemény als Staatsmann bringt das Porträt — eines der besten der Epoche — viel zum Ausdruck. Die Türken kämpften niemals gern in zwei Richtungen zugleich. Für die Zeit des Kampfes um Kandia wollten sie in Siebenbürgen Ruhe haben, und ihre Diplomaten vereinbarten mit Wien, daß von dort János Kemény militärisch nicht unterstützt werde. Im infolgedessen ungleichen Kampf gegen die türkischen Truppen fiel innerhalb von zwei Jahren der zweite Fürst. Aber auch der neue Fürst. Mihály Apafi, diente, in Zusammenarbeit mit dem Hochadel im Königreich, den Interessen seines Landes. 1663 hatte es den Anschein, als habe Zrínyis Bewegung ihr Ziel erreicht. Großwesir Köprülü Achmed begann einen Feldzug gegen Ungarn in der Hoffnung, das ganze Königreich in seinen Machtbereich zu ziehen. Zur selben Zeit haben die hohen ungarischen Würdenträger mit dem Präsidenten des Rheinbundes die internationale antitürkische Allianz organisiert. Köprülü besetzte Érsekújvár (Neuhäusel, 1663), aber Anfang 1664 begannen Zrínyi und der Oberbefehlshaber der nach Ungarn entsandten Truppen des Rheinbundes, General Hohenlohe, einen erfolgreichen Feldzug nach Südtransdanubien. 4 ' 1 Sie besetzten oder vernichteten manche türkische Festungen. Zrínyi brannte die Brücke von Esseg ab. Mit ihm waren auch der junge János Draskovich und Pál Esterházy. Vor ihren Augen stürzte die über die Drau und ihr morastiges Überschwemmungsgebiet führende gewaltige Eichenbrückc zusammen, die Uberführung der osmanischen Streitkräfte, die sich gegen das Königreich aufgemacht hatten. 47 Zum Frühjahr beginnt mit der stillschweigenden Unterstützung Frankreichs und mit der Beteiligung von Venedig, den deutschen Fürstentümern, vor allem aber des Rheinbundes der internationale Krieg gegen die Türken, und nach einigen kleineren Siegen erzielen die deutschen, französischen, ungarischen und kroatischen Truppen bei Szentgotthárd (Mogersdorf) einen Erfolg. Erfüllt von den Hoffnungen des Sieges gibt Ferenc Nádasdy das „Mausoleum"' heraus (1664). Seiner Einleitung zufolge drücken die Bilder der ungarischen Könige und Stammesfürsten die Kontinuität der ungarischen Geschichte aus, die ungarische Krone auf der Titelseite weist auf die Theorie von der die virtuelle Einheit des Landes verkörpernden Heiligen Stephanskrone hin, wie sie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von der Partei um Erzbischof Péter Pázmány ausgearbeitet worden war. 48 In Europa und in Ungarn verursachte es gleichermaßen eine gewaltige Enttäuschung, daß die Habsburger-Administration aus wirtschaftlichen und politischen Überlegungen heraus dem Krieg ein Ende gesetzt und ohne Wissen der Verbündeten eine Vereinbarung mit dem Osmanenreich, den Frieden von Vasvár (Eisenburg) geschlossen hatte. Ihr Handelsabkommen mit Konstantinopel verletzte französische und ungarische

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