Fehér György szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1992-1994 (Budapest, 1994)
CSOMA ZSIGMOND — KOVÁCS SÁNDOR: Die Jahrhunderte des Weinhandels in Ungarn
DIE JAHRHUNDERTE DES WEINHANDELS IN UNGARN (Bilder einer geschichtlich-ethnographischen Ausstellung anlässlich des 3. Budapester Internationalen Weinfestivals) Zsigmond Csorna — Sándor Kovács Weinhandel im Karpatenbecken bis zum Ende des Mittelalters Zur Zeit der Römer war das Gerstenbier das beliebteste Getränk in Pannonién. Das hatte seine Ursache darin, dass, der Weinbau damals noch nicht auf dem Niveau war, das er in den folgenden Jahrhunderten — gerade als Ergebnis der Zielbewußtheit der römischen Politik — erreichte. Bis zum Anfang des 2. Jahrhunderts konnte die örtliche Nachfrage durch den heimischen Weinbau nicht befriedigt werden, deshalb musste man Wein in die Provinzen entlang der Donau importieren. Die Weinhändler transportierten den Wein in Schläuchen und Fässern, auf Wägen oder auf Schiffen für Stadtgemeinschaften, Müitärlager und Krankenhäuser. Der Firnewein wurde möglicherweise auf dem Schiffboden, in geschlossenen, mit den Spitzen in den Sand gestochenen Amphoren transportiert. Grosse Mengen von Wein wurden in sogenannten "doliums" (bis zum Flaschenhals in die Erde versenkten, grossen irdenen Gefässeni gereift und gespeichert. In den Geschäften der Bürgerstädte wurde der Wein im selben Raum verkauft wie das Ol. Das Innere der ausgebrannten Tongefässe wurde eingewachst, während die Aussenseite angepicht wurde. Den starken Weinen haben die Händler Wasser zugesetzt; dem Most haben sie Kienharz und Gips beigemischt, um die Dauer zu steigern. Sie haben den Wein auch mit verschiedenen Gewürzen aromatisiert, um ihn schmackhafter zu machen. Die Weinhändler standen an der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie. Wenn sie an großen Festessen teilnahmen, rühmten sie sich ihres durch den Weinhandel angesammelten Vermögens. Im Mittelalter wurde die wirtschaftliche und rituelle Rolle des Weines auch im christlichen Ungarn aufgewertet. Der Weinbau wurde zu einem der Gründe der Entwicklung des Warenhandels zwischen Dorf und Stadt. Die Nachfrage nach Wein und der Weinüberschuß wurden zu Bewegkräften eines großangelegten Handels. Einige Städte durften ihre Weine zollfrei in die österreichischen Länder transportieren, so zum Beispiel Sopron ab dem Jahr 1297, Kőszeg ab dem Jahr 1341 und Ruszt ab dem Jahr 1479. Ungarische Weingegenden wurden bereits im Mittelalter von süddeutschen Weinhändlern aufgesucht. Die Weine von Sopron, Pozsony (Bratislava), Kőszeg und Syrmien (Südungarn) waren weit und breit berühmt. Durch die Vorrüc-