Für Lajos szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1981-1983 (Budapest, 1983)

Die Agrarmonokulturen und die Handelsbilanz Ungarns, 16-18. Jh

DIE AGRARMONOKULTTJREN UND DIE HANDELSBILANZ UNGARNS, 16-18. JH. ISTVÁN N. KISS Nach Jahrzehnte langer Quellenforschung sind wir in der Lage die Entwicklung der wichtigsten Produktionszweige und der Aussenhandelsbilanz von Ungarn in dem 16-18. Jahrhundert quantitativ zu bestimmen. Zwischen 1550 und 1720 blieb die Bevölkerungszahl, in erster Linie wegen der ständigen Türken­kriege und türkischen Besatzung auf dem gleichen Niveau: 8-10 Kopf pro Quadratküometer, was für mitelleuropäische Verhältnisse ziemlich niedrig war. Die ungarische Brotgetreideproduktion diente fast ausschliesslich dem inneren Konsum, ihre Exportrolle war unbedeutend. Der persönliche Konsum aus Brotgetreide machte ca 1,22 dz aus, was die Ernte im Lande gewöhnlich decken konnte. Den wichtigsten Wirtschaftszweig bildete die Rinderzucht; zwischen 1550 und 1720 war der Rinderstand zahlenmässig doppelt so gross, als der der Bevölkerung, aber am Ende des 18. Jahrhun­derts fielen auf zwei Leute schon nur 1,5 Rinder. Jahrhundertelang wurden die ungarischen Ochsentransporte ununterbrochen nach den süddeutschen, böhmischen, österreichischen und nord­italienischen Viehmärkten ausgeführt. Gleichzeitig erwies sich der innere Fleischverbrauch - jährlich pro-Kopf 65-89 kg - so hochstehend, den auch die hochentwickelten,westeuropäischen Länder nur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreichen konnten. Am Ende des 13. Jahrhunderts wurden die aus Ungarn nach Sachsen eingeführten Weinfässer schon mit Zoll belegt. Wein war, ausser dem Fettochsen, der wichtigste Teil der ungarischen Ausfuhr. Teils die Exportnachfrage, teils der hohe Binnenkonsum forderten im 16-18. Jahrhundert mancher­orts die Herausbildung von Weinmonokulturen. Um 1580 war der Exportwert von Ochsen und Wein mit 2 Millionen Taler gleich, während das Volumen der königlichen (staatlichen) Einkünfte unter der Grenze von 0,5 Million Taler blieb. Der Posten der Rinderausfuhr machte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 70-75% des Wertes des ungarischen Exports aus, und repräsentierte - trotz des Rückfalles - auch 1802 noch immer 24%! Die Handelsbilanz von Ungarn erwies sich weiterhin als aktiv, aber seit dem Auslauf des 18. Jahrhunderts wurde, nebst Ochs und Wein, auch die Ausfuhr von Brotgetreide, Wolle und anderer Agrarprodukten bzw. Rohmaterien bedeutend. Diese aktive Handelsbilanz hatten fast 4 Jahrhunderte lang die Ochsenzucht- und Weinbaumonokulturen aufrechterhalten. Der Agrarcharakter der ungarischen Wirtschaft und des Exports sicherte ganz bis zur sozial-ökonomischen Krise im 19. Jahrhundert, also bis zum Durchbruch des Kapitalismus eine aktive Handelsbilanz und ein gutes Nahrungsniveau für die Bevölkerung.

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