Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Orel, Vitezslav—Vávra, Miloslav: Die Tier- und Pflanzenzüchter in Mähren im Hintergrunde der Entdeckung von Mendel

Züchtung ab. In dem von J. BURGER aus dem Jahre 1830 wird die Pflanzen­züchtung wie auch die Hybridisation überhaupt nicht erwähnt. In Mähren wurde offentsichlich DIEBLs vierbändiges Lehrbuch studiert, das ein hohes Fachniveau hatte. In dessen zweitem Bande, „Von dem Pflanzenbau", wurde große Aufmerksamkeit der Pflanzenveredlung gewidmet, wo auch die Hybrid­befruchtung für die Züchtung neuer Sorten beschrieben ist. Abt NAPP •— eine bedeutende Persönlichkeit im Lande — unterstützte um­sichtig die Entwicklung der Naturwissenschaften zugunsten der Landwirtschaft und aufgrund seiner Anregung wurde im Jahre 1849 eine selbständige natur­wissenschaftliche Sektion als Hilfsorgan der Ackerbaugesellschaft gegründet. 1861 konstituierte sich aus dieser Sektion der Naturforschende Verein, wo dann MENDEL im Jahre 1865 über seine Pisum-Versuche sprach. Die Augustiner in Brünn interessierten sich für die Naturforschung, schon bevor MENDEL 1843 ins Kloster kam. Den kleinen Versuchsgarten übernahm er von M. KLÁCEL (1808—1882), der ebenfalls Kreuzungsversuche mit Pisum durchführte. Man kann also als bewiesen betrachten, daß MENDEL schon vor seinem Universitätsstudium mit der Kreuzung in der Pflanzenzüchtung in Mähren vertraut war. An der Universität widmete er größte Aufmerksamkeit der Physik, aber auch der Pflanzenphysiologie, gelesen vom hervorragenden Prof. F. UNGER (1800—1870). UNGER propagierte die Idee der Pflanzenentwicklung in der Natur und bemühte sich, die Ursachen der Variabilität durch die Kombi­nationen der kleinsten Elemente chemischer Struktur in der Zelle zu er­klären. Die neue Mendelforschung bezeugt, daß die Ergebnisse der mährischen Tier- und Pflanzenzüchter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Kontinent bahnbrechend waren. Im Universitätsmilieu enwickelte sich bei MENDEL aus dem Interesse des mährischen Gärtners eine intensive wißbe­gierige Grundforschung. Später, nach dem Jahre 1870 nahm Abt MENDEL, ebenso wie früher sein Vorgänger NAPP, einen regen Anteil an der Tätig­keit der Ackerbaugesellschaft. Es waren schließlich nur die mährischen Gärt­ner, die MENDELs epochemachender Hybridisationsversuche nach seinem Tode gedachten. Die Ackerbaugesellschaft würdigte in seinem Nekrolog „die gesamten Studien des Dahingeschiedenen", indem sie feststellte, MENDEL habe bei jeder Gelegenheit aktiv in die landwirtschaftlichen Belange Mährens ein­gegriffen. 5 5 Wir erlaubten uns, uns an die Teilnehmer des Budapester Kongresses mit einer Bitte zu wenden, uns über die eventuellen Angaben, betreffend ähnliche damalige empirische Erfahrungen auf dem Gebiete der Hybridisation und Kreuzung in an­deren Ländern, insbesonders unseren Nachbarländern, zu informieren und damit das Archiv der Geschichte der Genetik im Mendelianum zu bereichern.

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