Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)
Berthold, Rudolf: Die Problematik der Relationen zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1800 bis 1939
erreichte im gleichen Zeitraum das Vorkriegsniveau. Es hatte also fast 25 Jahre gedauert, ehe die deutsche Landwirtschaft in ihren wichtigsten Produkten ein bereits erreichtes Niveau wieder halten konnte. Trotz aller staatsmonopolistischer Förderungsmaßnahmen für die Landwirtschaft ist das eine erschreckende Bilanz wirtschaftspolitischer Unfähigkeit. Die Grafik 4 macht aber im Gegensatz zur Grafik 1 deutlich, daß es im 20. Jahrhundert, das heißt bis 1939, im kapitalistischen Deutschland keine Verschiebung in der landwirtschaftlichen Produktion mehr gab. Während nach 1880 im Gefolge der langfristigen Agrarkrise die tierische Produktion schneller gesteigert wurde als die pflanzliche, verlaufen im 20. Jahrhundert beide Kurven in ihren entscheidenden Auf- und Abschwüngen in weitgehender Übereinstimmung. Da das statistische Material für die Fleischproduktion lükkenhaft ist, ergibt sich der unterschiedliche Tiefpunkt zwischen pflanzlicher und tierischer Produktion wahrscheinlich aus diesen Unzulänglichkeiten. Die vier Grafiken vermitteln zwei wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Relationen zwischen der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und der Bevölkerung. Die Grobstruktur der Entwicklung wird bestimmt durch eine generelle Ubereinstimmung in der Entwicklungsrichtung zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Bevölkerung. Der Bevölkerungsanstieg ist in groben Umrissen von einem Anwachsen der landwirtschaftlichen Produktion begleitet. Obzwar England eine Ausnahme von dieser Regel macht, hebt es sie nicht auf. Die Feinstruktur läßt sich hingegen nicht einfach aus der Bevölkerungsentwicklung erklären. Hier wirken weitere Faktoren, die die von der Bevölkerungsentwicklung ausgehenden Impulse modifizieren und zeitweise sogar aufheben. Diese Faktoren sind, wie bereits bei der Erklärung der vier Grafiken dargelegt, den Bereichen der Ökonomie und der Politik zuzuordnen. Bei der Analyse der Feinstruktur sollte man von folgendem Denkmodell ausgehen. Die Menschen haben gegenüber ihrer Umwelt Bedürfnisse, wobei die Bedürfnisentwicklung sozial determiniert ist und in enger Wechselwirkung mit der Entwicklung der Produktivkräfte und den Produktionsverhältnissen steht Damit haben wir es mit einem gesellschaftsabhängigen System von Bedürfnissen zu tun. Im System der Bedürfnisse sind die materiellen die entscheidende Gruppe. Bekanntlich müssen die Menschen erst einmal essen, trinken, wohnen und sich bekleiden, ehe sie an Politik, Ideologie und Kultur denken können. Die naturbedingten Bedürfnisse der Menschen, wie die physiologischen Bedürfnisse an Nahrungsmitteln, die klimatisch bedingte Notwendigkeit, sich zu kleiden und eine Behausung zu errichten, bestimmten den Bedarf gegenüber der Land- und Ernährungswirtschaft. Der Bedarf einer steigenden Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft wirkt aber nicht unmittelbar auf die Produktion ein. Seitdem sich die Warenproduktion durchsetzte, ist der Anteil der Bevölkerung immer größer geworden, der seine Nahrungsmittel auf dem Markte kauft. Damit ist der Markt zum Regulator der Beziehungen zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Bedarf geworden. Auf dem Markt treten die Nahrungsmittelbedürfnisse der Menschen als Bedarf auf, das heißt als zahlungskräftige Nachfrage. Als Komplex gesehen ist die Summe der Einzelbedürfnisse der volkswirtschaftliche Bedarf. Der volkswirtschaftliche Bedarf ist aber mehr als nur ein adäquater