Wellmann Imre szerk.: A Magyar Mezőgazdasági Múzeum Közleményei 1971-1972 (Budapest, 1973)

Berthold, Rudolf: Die Problematik der Relationen zwischen landwirtschaftlicher Produktion und Bevölkerungsentwicklung in Deutschland von 1800 bis 1939

Die Bevölkerungskurve und die Kurven der tierischen und pflanzlichen Produktion steigen an. Von 1800 bis 1830 bleibt die Entwicklung der Fleisch­produktion hinter dem Bevölkerungswachstum zurück. Ab 1880 steigt die Bevölkerungszahl schneller an, gleichzeitig geht die pflanzliche Produktion für die nächsten fünfzehn Jahre absolut zurück. Zur Erklärung dieser beiden Vorgänge versagt die Bevölkerungsentwicklung als Auskunft. Auch das we­sentlich schnellere Wachstum der landwirtschaftlichen Produktion und die Schwankungen der pflanzlichen und tierischen Produktion können aus der Bevölkerungsentwicklung nicht erklärt werden. Aber gerade diese Vor­gänge sind die grundlegenden Probleme, die bei einer Betrachtung der ersten Grafik sofort auffallen. Die beiden Entwicklungskurven sind das Ergebnis der landwirtschaft­lichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts, die wiederum eingebettet ist in die gesamte wirtschaftliche Situation. Die schnellere Steigerung der pflanzlichen Produktion in der ersten Hälfte des Jahrhunderts ist bedingt durch das sehr niedrige Produktionsniveau am Ende des Feudalismus, Die ,,befreiten" Bauern steigerten in erheblichem Tempo ihre Produktion. Der Rückgang in der jähr­lichen Zuwachsrate in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hängt eindeutig mit dem Wirken der ökonomischen Gesetze des Kapitalismus zusammen, der die Landwirtschaft in vollem Umfang dem verhängnisvollen Kreislauf von Krise und Konjunktur unterwarf. Von 1881 bis 1885 geht die pflanzliche Pro­duktion erheblich zurück und wurde bis 1895 nur sehr langsam gesteigert. Die langfristige Agrarkrise dieser Zeit, die in erheblichem Maße mit durch die Einfuhr billigen überseeischen Getreides verursacht wurde, hatte wesent­lichen Einfluß auf Gestaltung des landwirtschaftlichen Betriebes. Sie führte dazu, daß ein zunehmender Teil der pflanzlichen Produktion verfüttert wurde. Die tierische Produktion nahm schneller als bisher zu. Der erstaunlich rasche Anstieg der tierischen Produktion ab 1881 ist eine Folge des durch die Krise bedingten Strukturwandels der deutschen Landwirtschaft. Es wäre jedoch verkehrt, die schnellere Zunahme der tierischen Pro­duktion nach 1881 aus dem optischen Eindruck der Grafik zu erklären, das heißt dem zur gleichen Zeit einsetzenden schnelleren Wachstum der Bevöl­kerung zuschreiben zu wollen. Das würde von der Agrargeschichtsforschung bereits bewiesene Tatbestände negieren/' Natürlich kam die größere tierische Produktion einer wachsenden Bevölkerung zugute, aber die tierische Pro­duktion wuchs unter den Bedingungen des Strukturwandels viel schneller. Der verstärkte Übergang zur Veredelungswirtschaft infolge der langfristi­gen Agrarkrise fußt natürlich auf bewährten Traditionen. Nach dem Ende der ersten Agrarkrise des 19. Jahrhunderts wurde bereits die tierische Pro­duktion rascher gesteigert, und seit der Mitte des Jahrhunderts überragt die Steigerung erheblich die der pflanzlichen Produktion. Für die Problematik Bevölkerung und Landwirtschaft im 19. Jahrhun­dert ist der Vergleich von Großbritannien, Frankreich und Deutschland inter­entwickelter kapitalistischer Länder im 19. Jahrhundert. Jahrbuch für Wirtschafts­geschichte 1: 1968. 219. ''HAUSHOFER. H. Die deutsche Landwirtschaft im technischen Zeitalter (Deutsche Agrargeschichte, Bd. V). Stuttgart 1963. 209 ff.

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