Technikatörténeti szemle 25. (2001-02)

Papers of the Third International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Budapest, 2–4 July, 1999) – First Part - Kritsman, Viktor a.: Die bedeutende Rolle Justus von Liebigs in der Entstehung und Entwicklung der chemischen Schulen in Russland im 19. Jahrhundert

Nur Physik und Chemie geben [uns] den Schlüssel zum Verständniss aller kompli­zierten [...] Prozesse, die in [unserem- V. K.] Organismus vor sich gehen" [32, S. 529]. Damit führte er Liebigs Prinzipien der Laboratoriumsarbeiten auch in die Ärzteausbildung in Russland ein. Unter seinen mehreren St.-Petersburger Schülern waren der Physiko-Chemiker und der organische Chemiker Professor Nikolaj Niko­laevic Beketov (1826-1911) und der organische Chemiker und Komponist Alexandr Porfir'evic Borodin (1833-1887). Borodin erinnerte sich 1880 an Zinins Tätigkeit in dieser Akademie: "Das Laboratorium wurde in einen kleinen chemischen Klub ver­wandelt, in eine improvisierte Sitzung der chemischen Gesellschaft, wo sich das Leben der jungen russischen Chemie reichlich entfaltete" [30, S. 234]. Borodin er­wähnte hier die chemische Gesellschaft, weil Zinin zusammen mit anderen Schü­lern Liebigs und mit ihren sogenannten „wissenschaftlichen Kindern und Enkeln" 1868 die Russische Chemische Gesellschaft in St.-Petersburg gegründet hatte. Als der verehrteste russische Chemiker wurde Zinin zum ersten und langjährigen Prä­sidenten dieser Gesellschaft (1868-1877) gewählt, 1877 zum ersten Ehrenmitglied der Russischen Chemischen Gesellschaft. Borodin meinte, daß Zinin ein glücklich­es Schicksal gehabt hatte: Er hat schon gesehen „wie die wissenschaftliche Tätig­keit verschiedener Generationen seiner [chemischen- V. K.] Schule entstand und sich entwickelte. Zu diesen Generationen gehörten nicht nur seine wissenschaft­lichen Kinder, sondern auch seine wissenschaftlichen Enkel und sogar Urenkel, die jüngsten Mitglieder der jetzt schon sehr zahlreichen Familie der russischen Che­miker, denen die Zukunft der Wissenschaft gehört" [33]. c. Zu weiteren Beziehungen Liebigs zur Chemie in Russland Obwohl verschiedene russische Chemiker ab 1837 bis 1852 in Liebigs Giessener Laboratorium studierten, hatten nur Voskresenskij und Zinin sich zum Hauptziel die Reorganisation der chemischen Forschungen und der chemischen Ausbildung in Russland auf Grund der Ideen Liebigs und seiner experimentellen Methode des Chemieunterrichts gesetzt. Aber die starken Einflüsse Liebigs auf die Entwicklung der Chemie in Russland im 19. und 20. Jahrhundert beschränkten sich nicht auf das Wirken der beiden obengenannten russischen Chemiker. Liebig blieb im Allge­meinen bis über seinen Tod hinaus die größte Autorität in allen wissenschaftlichen Tätigkeiten, in technischen, physiologischen und landwirtschaftlichen Fragen für die verschiedenen russischen Wissenschaftler und Techniker. Einzelne Teile der Briefwechsel zwischen Liebig und russischen Wissenschaftlern und Technikern sind schon veröffentlicht (siehe z. B. die Briefe von Liebig an Karl Göbel (1794­1851), Professor der Chemie und Pharmazie an der Dorpater Universität [11, S. 177-180], die Briefe von Liebig an Professor Pavel A. M'enkov [34]), andere ruhen noch in den Archiven. Ich habe schon in der Sammlung Liebigiana der Handschrif­ten-Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München elf bis jetzt unveröffent­lichte Briefe einiger russischer Chemiker und Techniker an Llebig gefunden (z. B. Briefe von A. A. Voskresenskij, N. Siskov, N. Sokolov und Waldemar von Schnei-

Next

/
Oldalképek
Tartalom