Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Kerényi, István: Ungarische Chemie-Studenten im Auslande – Freiwillig und unter Zwang
flüchten, noch dazu mußten sie, trotz der winterlichen Umständen, mehr als 100 km zu Fuß zurücklegen, schliesslich kamen sie nach Halle, wo aber das Studieren durch die wiederholten Fliegerangriffe letzten Endes unmöglich wurde. All das hatten alle die in Deutschland beorderten ungarischen Autoritäten, mitsamt dem Lehrpersonal und Studentenschaft dazu gezwungen, daß sie in südliche Teilen Deutschlands, die damals durch den Krieg eher verschont blieben, überführt werden sollen, namentlich nach Niederbayern. Dort sollte die Studien erneut afugenommen werden. Unterwegs standen jedoch alle die Studenten unter der Bedrohung - und auch das jüngere, wenn auch in mäßigere Weise betroffene Lehrpersonal - daß sie völlig von dem Lehrvorgang versperrt, in die Reihen des Waffen-SS eingezwungen, nach kürzester Ausbildung als Kanonenfutter aufgeopfert werden sollen; in diesem Schicksal-Abschnitt traf eine Gruppe der gegen Süden reisenden Studenten und Lehrkräfte ein Tiefflieger-Angriff, wobei mehr als 30 Studenten und nicht wenige Angehörige und Professoren ihren Tod gefunden haben. Darunter befanden sich glücklicher Weise keine Chemiestudenten. In Niederbayern wurden die betroffenen Personen in einer Kleinstadt; Dingolfing und den umliegenden Dörfern angesiedelt; die PharmazieStudenten kamen Nach einer Ausweiche nach Graz ebenfalls in diese Umgebung. Nach Lösung der Grundfragen der Einquartierung - da der kriegerische Einsatz noch immer gedroht hatte - wurde die Aufnahme der Lehrtätigkeit wiederum nötig. Diese Gegend hatte aber niemals eine Universität, noch weniger Lehrsäle und Laboratorien, man kann also sich ein Bild vorstellen - dazugerechnet, daß wir auch geographisch verstreut waren - was für Niveau und Tiefe in der Lehrtätigkeit erreicht wurde, darüber hinaus sollte man noch auch an die durch den „Lehrplan" vorgeschriebenen Prüfungen und Rigorosen denken. Inzwischen aber - Ende April, Anfang Mai 1945 - trat der staatliche und militärische Zusammenbruch Deutschlands ein und das Vorüberziehen der deutsch-amerikanischen Front machte die Fortsetzung der Studien endgültig unmöglich. Doch, ein Teil des mit uns gekommenen Lehrpersonals wollte auch unter den neuen Umständen das Studium weiterführen, aber der nüchternere Teil der Studentenschaft hat schon Wiederstand geleistet und die Mitwirkung verweigert, auch schon deshalb, da die ziemlich lückenhaft, doch zu uns durchsickernde Nachrichten (es wurde ja Mai-Juni 1945 geschrieben!) das besagten, daß die Universitäten zuhause ihre Pforten geöffnet haben, so schien uns ein weiteres Studium, fern und abgesondert von der eigentlichen Basis, als ganz zwecklos.