Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Suhling, Lothar: Chemisch-metallurgische Technik im Neusohler Hüttenrevier zur Agricola-Zeit – Vom Spleißen, Seigern und Treiben in Neusohl und Moschnitz
Quellen zur Spleiß- und Seigerhüttentechnologie im Hüttenrevier Neusohl (Besztercebánya, Banská Bystrica) Bei der Frage nach den Verhüttungsverfahren in den ehemals niederungarischen Montanrevieren der Frühen Neuzeit wird im deutschsprachigen Schrifttum i.a. auf Agricolas Bergwerksbuch 9 von 1556 und auf Erckers „Großes Probierbuch" 10 von 1574/80 hingewiesen. Ercker geht im Zusammenhang mit dem Spleißen und Seigern armer Kupfersorten auf die „ungarische Art" ein 11 , die er zwar recht ausführlich, doch in den Einzelheiten nicht immer so durchsichtig und verständlich beschreibt, wie es die Berichte in den Schmelzbüchern tun, auf die ich gleich zu sprechen komme. Während Ercker 1574 bei der regionalen Zuordnung der Hüttenarbeiten lediglich darauf verweist, daß dieses Armkupferseigern „aus Ungarn... gemeldet [wird]" 12 , spricht Agricola etwas genauer von den „Leuten. .. in den Karpaten" oder den „Karpatenbewohnern", die in einer bestimmten Weise die Aufarbeitung von Nebenprodukten beim Kupferseigern betreiben 13 . Daß seine 25 Seiten zuvor gegebene Schilderung vom Spleißen, Frischen und Seigern armer Kupfer auch dem Schmelzwesen in den Karpaten zuzuordnen ist, gibt Agricola jedoch nicht ausdrücklich zu erkennen 14 . Dennoch ist es namentlich diese Schilderung auf die Ercker später - wohl in Verbindung mit einer weiteren Quelle - zurückgegriffen und als „ungarische Art" des Seigerns bezeichnet hat. Meine Deutung und wirtschaftsgeographische Verödung in das Neusohler Hüttenrevier beruht indessen nicht auf Ercker 15 , sondern auf Belege aus einer erst in jüngerer Zeit näher bekanntgewordenen Quellengattung. Ich meine die in verschiedenen handschriftlichen Exemplaren aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert vorliegenden Schmelzbücher, wie ich sie hier generalisierend nennen will. Es sind - mit unterschiedlichen Gewichtungen - Kompendien aus Schmelzberichten, Gattierungsverzeichnissen, Hüttenordnungen, Probiervorschriften, chemisch-technischen Rezepturen sowie bergwirtschaftlichen und -rechtlichen Darlegungen. Letztere sind uns aus der in zahlreichen Exemplaren vorliegenden Bilderhandschrift „Schwazer Bergbuch" von 1556 seit längerem bekannt 16 . Gegenwärtig sind zehn dieser miteinander eng verwandten oder teilweise identischen Codices aus der Zeit bis zum Dreißigjährigen Krieg ermittelt und teilweise beschrieben worden. Sie werden in Bibliotheken und Archiven in Innsbruck, Leoben, Erlangen, Stuttgart, Calw, Wien, Brünn, Dresden, Gothe und Lindau aufbewahrt (Bild 4). Die Handschriften der sieben letztgenannten Orte enthalten einen zwar umfänglichen, aber nicht überwiegenden Teil, der als „Speculum