Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Schiemenz, Günter Paulus: Der Schierlingsbecher, die Zauberflöte und der Druckfehlerteufel. Ein Schmierenstück der Historiographie der Alkaloidforschung
Von Giesecke zuerst beobachtet, von Geiger 1831 zuerst in reinem Zustand dargestellt" - was man eben 1842 unter rein verstand! Und drei Seiten weiter: „Coniinsalze: Sie wirken nach Geiger's Beobachtungen minder giftig, wie reines Coniin, nach den Versuchen von Christison dagegen wird die Wirksamkeit des Coniins durch Neutralisation mit Säuren bedeutend erhöht". Eine bis in viele Details mit Geigers Befunden übereinstimmende Beschreibung der Giftwirkung des Coniins (bzw. seiner Salze) gibt es schon bei Giseke, und wenn der Verfasser des Artikels nur Geiger referiert, so spricht dies dafür, daß auch er Gisekes Original nicht gelesen hatte. Wie er auf „Giesecke" (in 8 Buchstaben) kam, wissen wir nicht. Ab 1848 lag die Redaktion des „Handwörterbuchs" bei Hermann Kolbe, ab 1859 bei Kolbe und Hermann von Fehling, 1864 nur noch bei Fehling. Dieser ist dann der Herausgeber des Fortsetzungswerks „Neues Handwörterbuch der Chemie" 22 . Hier ist 1875 die Arbeit Gisekes bibliographisch korrekt zitiert, der Verfasser aber wiederum in 8 Buchstaben geschrieben, und der Text ist widersprüchlich: „Das Coniin, von Giesecke (1827) beobachtet, ist von Geiger zuerst rein (!) dargestellt, von Ortigosa, Blyth, Werthheim u.A. untersucht; Kekule und v. Planta stellten die richtige Formel fest" - jedoch nicht nur dieses, sondern „Es scheint, dass das käufliche (d.h. nach Geiger gewonnene) Coniin zuweilen wechselnde Mengen homologer Basen... enthält." Von Adolph Wurtz herausgegeben, erschien seit 1869 ein ähnliches Wörterbuch in Paris. Hier nannte 1870 E. Caventou Giesecke und das Jahr 1827 für die Entdeckung des Coniins - Giesecke in 8 Buchstaben, die Originalstelle sonst korrekt zitiert und auch Geigers Publikationen kommentarlos erwähnt 23 . Auf Hofmann (1881) folgt in der Orthographie in 8 Buchstaben RoscoeSchorlemmer's Lehrbuch der organischen Chemie, 1899 24 : „Coniin wurde im Jahre 1827 von Giesecke entdeckt. Nachdem es kurz darauf Geyger in reinem Zustande dargestellt hatte, wurde es von Liebig analysirt...", und zwei Jahre später 25 : „Coniin... Diesem im Jahre 1827 von Giesecke entdeckten Alkaloid wurde von Liebig zunächst die Formel C 6 H 14 NO zugeschrieben". Hier sind gleich beide Namen falsch, Giesecke in 8 Buchstaben, Geyger mit -ey-. Für Giseke ist zwar die Originalstelle zitiert, aber die Seitenzahl ist nicht die von Gisekes Artikel, sondern die des Beitrags von Brandes (an beiden Stellen). Ich setze mein Sündenregister fort mit Victor von Richter's Chemie der Kohlenstoffverbindungen 26 , 10. Auflage, Band 2, Bonn 1905, Richard Anschütz und G. Schroeter, „Das Coniin wurde 1827 von Giesecke entdeckt...", ebenso 1913 in der 11. Auflage (Anschütz mit Hans Meerwein)