Technikatörténeti szemle 22. (1996)
Papers from the Second International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Eger, Hungary, 16–19 August, 1995) - Engel, Brita: Zwischen Industrie und Umweltschutz: Konrad Wilhelm Jurisch (1846–1917)
Charlottenburg übertragen worden war, wurde ihm später plötzlich entzogen, was wohl mit dazu beigetragen haben dürfte, daß er 1913 überhaupt aus dem Lehrkörper de Hochschule ausgeschieden ist" - da das Archiv der Technischen Universität wegen der Kriegsverluste keine Personalakten aus dieser Zeit mehr hat, läßt sich nicht mehr feststellen, was sich hinter dieser etwas rätselhaften Bemerkung Großmanns verbirgt. Soweit sich Jurischs Charakter aus den wenigen Indizien erschließen läßt, waren wohl Streitigkeiten die Ursache. Großmann bezeichnet Jurisch als in seinen letzten Lebensjahren „außerordentlich zurückgezogen lebenden Gelehrten", so kontaktarm, daß er am 2.7.1917 sterben konnte, „ohne daß die Mehrzahl der Fachgenossen von seinem Hinscheiden anfänglich Kenntnis erhielten. Erst nach vielen Wochen verbreitete sich die Nachricht ... in weiteren Kreisen". Seine „Philosophie der Kultur" 8 war „ohne größeren Eindruck geblieben". Trotz seiner umfangreichen literarischen Produktion fand er, außer der Ernennung zum Professor, offenbar wenig Resonanz. „Angesichts dieser eifrigen Tätigkeit wird der Fernerstehende etwas verwundert fragen, wie ein so vielseitig begabter und besonders auch sprachkundiger Mann nur so verhältnismäßig wenig Erfolg erringen konnte. Diese Tatsache hängt wohl in erster Linie damit zusammen, daß Jurisch nichts weniger als eine repräsentative Persönlichkeit gewesen ist und sich in seinen späteren Jahren immer mehr auf sich selbst zurückzog". In einer Stadt der chemischen „Großordinarien" wie A. W. v. Hofmann und Emil Fischer, in der ein großer Teil der Weltelite der Chemie wirkte, hatte er offenbar keine Chance, Anerkennung zu gewinnen. „Jurisch hat zahlreiche Veröffentlichungen über Gebiete der chemischen Großindustrie erscheinen lassen zum Beispiel: chlorsaures Kali, Schwefelsäure, schwefelsaure Tonerde, die Geschichte der Ammoniaksodaproduktion, Salpeter und sein Ersatz" 9 . Ich werde weniger diese chemisch-technische Schriften, zu denen im weiteren Sinne auch seine drei Patente zu zählen sind 10 , berücksichtigen und verstärkt auf seine philosophischen Ansichten und seine Überlegungen zu Umwelt- und Arbeitsschutz eingehen. 2. Jurischs „Philosophie der Kultur" 1890 erschien die wohlzu Recht „ohne größeren Eindruck" gebliebene Philosophie der Kultur. Sie gehört in die Kategorie der Patentlösungs- und Weltverbesserungsliteratur - daß ein Chemiker die Gesellschaft auf „wissenschaftlicher Basis" verbessern möchte, ist, man denke an Ostwald, keine singulare Erscheinung.