Technikatörténeti szemle 19. (1992)
KÖNYVISMERTETÉS - Papers of the First „MINERALKONTOR” International Conference on the History of Chemistry and Chemical Industry (Veszprém, 12-16 August, 1991)
gement philosophischen, wissenschaftshistorischen, -theoretischen und -organisatorischen Problemen. Die Vielfalt der Farben suchte er durch seine Farbenlehre zu ordnen und zu systematisieren. Im Jahre 1909 erhielt er für seine Arbeiten der Katalyse den Nobel-Preis für Chemie. Auszüge aus wichtigen Arbeiten zu dieser Thematik sind im Jahre 1978 von G. Lötz, L. Dunsen, und U. Kring noch einmal publiziert worden (5). Einen zentralen Platz in Ostwalds Konzeption haben zwei Begriffe: Organisation und Organisator. Durch Betrachtung lebender Organismen und sozialer Strukturen kam Ostwald zu der Erkenntnis, daß immer dann eine besonders hohe Effektivität erreicht wird, wenn zunächst eine Funktionsteüung erfolgt, wobei jedes Teüobjekt mit maximalem Nutzen arbeiten kann (z. B. die Zehe), und danach diese Teilobjekte wieder zusammengeführt werden (z. B. im Organismus). .«Funktionsteüung und Funktionsverbindung im Zusammenhang durchgeführt ist das, was wir aügemein unter Organisation verstehen woüen" (6, S. 253). Dieses Prinzip gut in analoger Weise auch für die Fortentwicklung der menschlichen Kultur. Dabei erfolgt die eigentiiehe wissenschaftliche Arbeit im Sinne der Funktionsteüung durch (hochspezialisierte) WissenschafÜerpersönlichkeiten („Entdecker und Erfinder"). Die Funktionsverbindung muß dann vo einer anderen Gruppe von Menschen, den Organisatoren, wahrgenommen werden. „Die größten Erfinder und Entdecker würden ihre Arbeit zwecklos tun, wenn nicht die Organisatoren vorhanden wären, die den Anschluß der einzelnen Leistungen an die gesamte Kultur bewirken" (6, S. 255). Die Organisatoren sind in den meisten wissenschaftshistorischen Analysen kaum beachtet worden. Ostwald räumt ihnen dagegen einen hohen Stehenwert ein: Verfolgt man den Umsetzungsprozeß neuer Ideen in der Menschheitsgeschichte, so zeigt sich, daß einzelne solcher Ideen erst mehrfach, manchmal bis zu fünfoder sechsmal ausgesprochen werden mußten, bevor sie von einem Organisator aufgegriffen und umgesetzt worden sind. Formal statistisch entsprähe dies einem Steüenwert des Organisators gegenüber dem Wissenschaftier von fünf bis sechs. Sicherlich ist diese Einschätzung überzeichnet, doch sie wird verständlich wenn man die besonderen Eigenschaften betrachtet, die Ostwald von einem erfolgreichen Organisator gegenüber dem Erfinder und Entdecker fordert. Während für beide der Blick für das Wesentliche sowie Wülenskraft, Zähigkeit und Ausdauer notwendige Voraussetzungen für den Erfolg sind, muß der Organisator unbedingt zusätzlich folgende Eigenschaften haben: — Breite Sachkenntnis, möglichst auf verschiedenen und weit auseinanderliegenden Gebieten, — Sachkenntnis für organisatorische Probleme, — Menschenkenntnis und — einen Blick für das Verhältnismäßige. Die aufgezeigte Art der Analyse ist charakteristisch für Ostwalds Arbeitsstil und Wissenschaftsauffassung. Es soll hier nur exemplarisch auf sein Werk „Große Männer. Zur Biologie des Genies" verwiesen werden (7). Darin hatte Ostwald versucht, auf der Grundlage von Analysen zum Arbeitsstil bedeutender Gelehrter allgemeine Prinzipien für eine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit abzuleiten. Weithin bekannt, ist die daraus resultierende Einteüung der Wissenschaftier in Romantiker und Klassiker, vgl. auch (8).