Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 10. (Budapest, 1967)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Sz. Koroknay, Éva: Der Einband des „Pálóczi-Missale"

Unter diesen ägyptischen Einbanddeckeln gibt es auch solche, bei welchen die Ecken des Spiegels bogenförmig ausgebildet sind und sich im Mittelpunkt ein mandelförmiges Stück befindet. Diese Anordnungsweise ist derjenigen auf dem Einbanddeckel der Bibel von Erlangen ähnlich, es gibt aber auch manche, bei welchen eine den teppichmusterartige, die ganze Fläche bedeckende Verzierung angebracht ist. Der vorliegende, von uns untersuchte Band weist auch in dieser Anordnungsweise eine Verwandtschaft mit den erwähnten ägyptischen Einbanddeckeln auf. Gegen Ende der 80er Jahre des XV. Jh. wird ein neuartiger östlicher Einfluss auf den Bänden der königlichen und der nichtköniglichen Werkstätten fühlbar. An die Stelle des früher allgemein benützten Flechtwerkmusters tritt ein kleineres Flechtwerkmuster mit abweichender Zeichnung. Dieses aus zwei, einander schneidenden Bogen gebildete, ein Viereck annähernde Muster ver­drängt fast vollkommen das früher allgemein verwendete Flechtwerkmuster, welches auch für die italischen Einbanddeckel bezeichnend war. Auf den hier vorgeführten Bänden figuriert das Flechtwerkmuster miteinander schneiden­den Bogen (Abb. 9.). Die Deckel des Pálóczi-Missale stellen einen Grenzfall dar, indem der früher gebräuchliche Flechtwerkmuster-Stempel auf die Weise verwendet wird, dass dabei der Eindruck von einander schneidenden Bogen entsteht. Das Vorbild für das neuartige Flechtwerkmuster ist ebenfalls im Nahen Osten, genauer gesagt auf den Einbanddeckeln Ägyptens und Jemens zu suchen 13 (Abb. 8.). Forscht man nach näheren Analogien aus Ungarn oder Osteuropa, so fällt uns der Einbanddeckel eines in Esztergom aufbewahrten Wiegendruckes 14 auf, der dem von uns untersuchten Einband nahe verwandt ist. Innerhalb des mit Flechtwerkmuster ausgefüllten, breiten, aus L-Figuren gebildeten Rahmen­streifens ist der Spiegel dicht mit Verzierungen bedeckt : in schrägen Streifen wechseln sich Blumenstöcke mit ungebrochenem Stiel und Weinreben mit S-förmigen Gebilden ab (Abb. 4.). In den Feldern des Buchrückens mit zwei Rippen kehrt die gestreifte Verzierung der Deckel wieder. Bemerkenswert an diesen Einbanddeckeln ist weiterhin, dass die Muster teilweise mit gelber Farbe bemalt sind. Es ist noch zu bemerken, dass die durchbrochene Verzierung und die Färbung auch auf den vergoldeten Corvinén erst gegen die 80er Jahre des XV. Jh. auftreten. Die Vergoldung und Bemalung — meist blaue oder grüne Farben —- werden in Werkstätten ausserhalb der königlichen Buch­bindereien erst in der Zeit um 1490 häufiger. Von der in Ungarn allgemein üblichen Weise weicht der Rahmenstreifen unserer Einbanddeckel ab, da er ringsherum gleich breit ist, d.h. er verbrei­tert sich nicht unter und über dem Spiegel. Dieser Rand ist jenem einzigen vergoldeten Corvinenband mit Matthias Wappen ähnlich, auf welchem ein schmaler, geteilter Randstreifen anzutreffen ist: dem Einband der Biblia Sacra in Erlangen. Beim Vergleich des Pálóczi-Missale und des Esztergomer Wiegendruckes ist festzustellen, dass nicht nur die Gesamtwirkung der Einbanddeckel, sondern auch deren Ornamentik denselben Charakter zeigt : S-förmige Gebilde im ineinan­13 Wien, Österr. Nationalbibliothek, Glaser 71. 14 Biblia latina cum postillis Nicolai de Lyra, Vol. I. A Genesi usque ad librum Job. Venetiis Franciscus Renner, 1482-1484. (Hain-Copinger 3165. GW 4287.) — Esztergom, Bibliothek der Diözese, Inc. I. 10. s.l.e.a. — Ateliers. . . op. cit. Nr. 25.

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