Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 9. (Budapest, 1966)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DECORATIFS - Katona Imre: Az Iparművészeti Múzeum besztercebányai térítője

EINE DECKE AUS BESZTERCEBÁNYA (BANSKA BYSTRICA) IM MUSEUM FÜR KUNSTGEWERBE Unter den aus dem 17. Jh. stammenden Stickereien in unserem Museum befindet sich auch ein solches Stück, das nicht nur in seiner Technik, sondern auch in seiner Ausdrucksform sich von den gleichaltrigen ungarischen Stickerein unterscheidet. Die Leinendecke von 146 X 148 cm Größe ist mit Gold- und Sei­denstickerei überdeckt. In der Mitte erscheint in mit ovalem Kranz umgebenen Medaillon die Taufe Christi dargestellt, rundherum in vier kleineren Medaillons erscheinen die Evangelisten mit ihren Attributen. In den Ecken sind Blumen­stöcke, auf den Ranken Blumen und Zweige mit Blättern; rechts und links vom zentralen Medaillon erscheint die Aufschrift CHARITAS KOCHLATZIN ANNO 1634. Während die Blumenmotive derselben Art, wie im 17. Jh. auf ungarischen Stickereien üblich sind, steht die Darstellungsweise der vier Evangelisten ohne Analogie da im ungarischen Denkmalmaterial. Die Fremdartigkeit betrifft vornehmlich die Nadelstickereitechnik dieser Medaillons, da die Evangelisten­por traits, wie J. Radisics bereits 1889 festgestellt hatte, „ungarische Typen darstellen". Die Evangelistenköpfe sind tatsächlich den Porträts einzelner Siebenbür­ger Fürsten ähnlich, doch ist eine beruhigende Lokalisierung infolge der über ganz Europa gleichen Darstellungseigenarten der zeitgenössischen Stiche nicht möglich. Da das Tischtuch über Imre Bende, römisch-katholischer Bischof von Neusohl (heute Banská Bystrica) in das Museum geriet, wurde es als eine Altar­decke katholischer Herkunft betrachtet. Nimmt man aber in Betracht, daß den bisherigen Studien über die Decke zufolge, die Gesichtstypen der Evangelisten an die Darstellungen Siebenbürger Fürsten — vornehmlich an Gábor Bethlen, János Kemény, György Rákóczi I — gemahnen, wird es unverständlich, wie diese protestantischen Adeligen auf einer Altardecke des katholischen Ritus kommen. Auch spricht gegen die Verwendung des Tischtuches als katholische Altardecke seine symmetrische Komposition: bekanntlich ist die Mensa des katholischen Altares hinten abgeschlossen und nur von drei Seiten her sichtbar. Demenstsprechend ist auch die Anordnung der Altardecken drei- und nicht vierseitig. Auch diese Tatsache weist darauf hin, daß das Tischtuch als Para­mentum einer protestantischen Kirche gedacht war. Zu ähnlichem Schluß kommt man, wenn man die Geschichte der Schatz­kammer der katholischen Kirche von Banská Bystrica studiert. Die Burg­kirche von Banská Bystrica kam 1671 in katholischen Besitz zurück, ihre Ausrüstung im Jahre 1672. Am 29. Juli dieses Jahres hatten Katholiken und Evangelischen eine Besprechung, um die Paramenta und Klenodien der Kirche unter sich zu verteilen. Das Inventar wies 77 Objekte auf, von denen 44 den Evangelikern, 33 den Katholiken zufielen. Das im Museum für Kunstgewerbe aufbewahrte Tischtuch figuriert in 1672 aufgenommenen evangelischen In­ventar. Aus der Eintragung wird nicht nur die Inschrift „Charitas Kochlatzin", sondern auch die Bestimmung des Tuches beleuchtet. Die Bezeichnung „Tauf­tuch" zeigt klar, daß es sich nicht um eine Altardecke handelt. Ein genaues Paarstück zur besprochenen Decke war im Besitz einer ebenfalls evangelischen Kirchengemeinde: Sankt Georgen (heute Jurpri Bratislave). Die

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