Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 8. (Budapest, 1965)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Koós, Judith: Parallelerscheinungen in der Tätigkeit der Wiener Werkstätte und der Budapester Werkstatt (Budapesti Műhely)

Arbeiten lassen sich in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg weiterver­folgen, nachdem die Tätigkeit des zum Kriegsdienst eingezogenen Künstlers eine langjährige Unterbrechung erfahren hatte. Im Feld befaßte er sich vor­nehmlich mit Graphik, wenn er daneben auch Interieurentwürfe nicht ver­nachlässigte. In diesen Zeichnungen und Skizzen tritt der Formenschatz des ungarischen klassischen und Volksbarock und dessen Ornamentik zusehends in den Vordergrund. Ein Vorbote dieser Entwicklung war bereits das von der Budapester Werkstatt für die 1914 veranstaltete Kinderkunstausstellung geschaffene Interieur. Der große Märchenerzähler-Armstuhl weist sowohl in der Form als auch in den Verzierungselementen gewisse Ähnlichkeiten mit dem von Rákóczi in seinem türkischen Exil von Rodostó benützten Arm­stuhl auf. Ein assoziatives Zutagetreten dieser national ungarischen Volks­barockformen läßt sich an Kozmás für die Budapester Werkstatt ange­fertigten neueren Möbelentwürfen, Märchenillustrationen und an den bereits erwähnten, während der Kriegs jähre entstandenen Interieurskizzen gut ver­folgen. Unter den neueren, immer selteneren Erzeugnissen der Budapester Werkstatt gelang es uns, ein nach Kozmás eigenhändig signierten Entwurf 1919 angefertigtes Stück ausfindig zu machen: einen kleinen, mit reichen Intarsien verzierten Schrank, 39 der in seiner Form Ähnlichkeit mit dem wei­ter oben beschriebenen zweitürigen Schrank aufweist. Über dem mehrfach gegliederten unteren Rahmen erhebt sich der zweitürige Schrankkörper, des­sen Türfüllungen in Halbkreisbogen enden. Den oberen Teil krönen ebenso wie die rechte und linke Seite je eine von einer Horizontallinie gebrochene Volute, in deren Mitte sich ein abschließendes Ornament befindet, das einem Herzmotiv entwächst. Die Türflügel sind innen und außen mit reichen Ein­legearbeiten verziert. Auf der Innenseite des rechten Türflügels (Abb. 11.) erblickt man in, Holz eingelegt das im ersten Katalog der Budapester Werkstatt bereits be­schriebene und in mehreren graphischen Arbeiten Kozmás wieder auftau­chende stilisierte Segelschiff über dem von Nixen und Fischen bevölkertem Wasser. Am Mast eine große stilisierte Taube in Draufsicht und zwei kleine Wimpel, von Volutenranken eingefaßt. Auf dem Schiffsdeck eine lautespie­lende Männergestalt, auf zwei blauen, um den Mast flatternden Bändern die Buchstaben AD und die Jahreszahl 1919, zu beiden Seiten über dem Schiffs­körper die Buchstaben B M und K L, unten im Bandornament die Aufschrift : MUSICA. Auf den aus der Budapester Werkstatt hervorgegangenen Möbeln findet sich zuweilen das Originalsignet (Abb. 12.). Untersucht man die näheren Umstände, die zur Gründung der Wiener Werkstätte und der Budapester Werkstatt führten, die Art und Weise ihrer Entstehung und die wesentlicheren Züge ihrer Zielsetzungen, wie wir es weiter oben taten, sind damit die Möglichkeiten gegeben, zwischen den für diese beschäftigten Künstlern und der Tätigkeit der beiden Werkstätten eine Parallele zu ziehen. Zu diesem Zweck stellten wir im Wiener Museum für Angewandte Kunst Nachforschungen an. Fögls Schrift, auf die wir uns in der Fußnote beriefen, erwähnt zwar mehr als zehntausend kunstgewerbliche Original­39 Innen-Dekoration (Okt. 1921) 321.

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