Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 8. (Budapest, 1965)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Koós, Judith: Parallelerscheinungen in der Tätigkeit der Wiener Werkstätte und der Budapester Werkstatt (Budapesti Műhely)

Ein Jahr später, 1913 entsteht nach dem deutschen und österreichischen Vor­bild auch der Schweizer Werkbund (SWB). Sie alle halten mehr oder weniger Schritt mit der zeigenössischen industriellen, wirtschaftlichen und gesellschaft­lichen Entwicklung, doch verfolgen sie nicht einheitlich das gleiche Ziel, die breiten Massen mit qualitativ hochwertigen und verhältnismäßig billig her­zustellenden kunstgewerblichen Gebrauchsartikeln zu versorgen. Die idealis­tisch-sozialistischen Absichten eines William Morris (1834—1897), die sich die Verbesserung der Industrieerzeugnisse zum Ziele setzten, ließen sich kaum vollwertig in die Praxis umsetzen, da man im Zeitalter der Industriali­sierung den Stand der Wohnkultur schwerlich in weitem Ausmaß durch indi­viduelle Einzelerzeugnisse des Kunsthandwerks zu heben vermochte. Der „Art Nouveau" konnte sich auf die Dauer nicht durchsetzen, er scheiterte zwangsweise daran, daß er in den meisten Ländern zur Zeit seiner Hochblüte von der Wirklichkeit abrückte, sich vom Leben, den Menschen und ihren All­tagsbedürfnissen schrittweise entfernte und zu einer nur wenigen zugängli­chen Luxuskunst entwickelte. Nach der Darmstädter Künstlerkolonie (1901) war die Wiener Werkstätte auf dem Wege der Entwicklung einen entscheiden­den Schritt weitergegangen. Im Geiste ihres klar umrissenen Programms bot sie einwandfrei entworfene, geschmackvoll gestaltete, gut ausgeführte, in sich vollendete kunstgewerbliche Erzeugnisse von anspruchsvoller Qualität, doch setzten die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse des Klassenstaates ihrem Wirken notwendigerweise gewisse Schranken. Die gleichen Grundsätze wur­den dann vom DWB undSWB weiterentwickelt, in gewerblichem, gesellschaft­lichem und künstlerischem Sinn zu umfassenderer Allgemeingültigkeit er­weitert und in die Praxis umgesetzt. Das Bauhaus 25 entfaltete sich trotz mancher widerspruchsvoller Entwicklungstendenzen zu einer bedeutsamen Institution der Architektur, des Kunstgewerbes, der schöpferischen Gestal­tung und der Kunstpädagogie unseres Jahrhunderts und offenbart in seinem mehrere Jahrzehnte umspannenden Wirken die qualitativen Wandlungen, die das Kunstschaffen während der Zeitspanne seines Bestehens erfuhr. Die Geschichte der weiter oben angeführten sowie der hier namentlich nicht genannten ähnlichen Künstler vereine, Werkstätten und Unternehmun­gen wurde mehr oder weniger gründlich erforscht und gewürdigt und ihre Schilderung nimmt in der internationalen Fachliteratur einen ziemlich breiten Raum ein. Die in der Bibliographie und den Fußnoten verzeichneten und anderswo mit gebührender Ausführlichkeit kritisch analysierten Publikatio­nen erwecken jedoch durchwegs — wie bereits erwähnt — den Anschein, als hätte es ähnliche ungarische Bestrebungen, Initiativen und Werkstätten über­haupt nicht gegeben, als hätte sich die Geschichte des ungarischen Kunstge­werbes zu Beginn unseres Jahrhunderts ohne irgendwelche nennenswerte Ereignisse abgewickelt. Diese irrtümliche Auffassung widerlegen nicht nur unsere konkreten Untersuchungsergebnisse, vielmehr wurde in letzter Zeit ein ganz neues, bisher unbeachtetes und äußerst aufschlußreiches Material erschlossen, das nicht nur die „a priori" Beurteilungen, sondern auch die einschlägigen Forschungs­ergebnisse grundlegend motiviert. In diesem Zusammenhang interessiert uns hier vor allem die Entstehungsgeschichte der Budapester Werkstatt. 25 Gropius: a. W. - S. auch Wingler, H. M.: Bauhaus 1919 -1933. Köln, DuMont Schauberg 1962.

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