Weiner Mihályné szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 7. (Budapest, 1964)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM — MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Batári Ferenc: A bútorgyűjtemény gótikus ládái

DIE GOTISCHEN TRUHEN IN DER M Ö B E L S A M M L U N G Die hier beschriebenen vier gotischen Truhen sind die ältesten Exemplare unserer fast aus hundert Stücken bestehenden Truhen Sammlung. Die westfälische Truhe aus Eichenholz ist die primitiveste dieser Samm­lung (Inv. Nr. 5346. Höhe: 83 cm, Breite: 190 cm, Tiefe: 61 cm). Sie wurde in der romanischen Zeit üblichen zimmermannsmässigen Konstruktion ver­fertigt (Abb. 1.), die Gotik tritt allein in der Lilien Verzierung des Eisenbe­schlages in Erscheinung. Die westfälischen Truhen der Museen zu Berlin, Frankfurt und Köln sind verwandte der unseren. Eine ähnlich aufgebaute, doch mit einfacherem Beschlag versehene Truhe befindet sich in der Samm­lung Wilczek. Unsere Truhe muss auf Grund der in Einzelheiten übereinstim­menden Analogien auch als eine westfälische angesehen werden (Abb. 2.). Die Datierung dieser Truhen, da sie von aussergewohnlich konservativen Konstruktion sind, ist sehr problematisch. Die grob ausgearbeiteten Bretter unserer Truhe, die einfache Lilien Verzierung des Beschlages deuten bei der Feststellung des Zeitpunktes der Herstellung auf das ausgehende 14. Jh. hin. Unsere zwei flämischen Truhen aus Eichenholz bewahrten vieles aus dem romanischen Aufbau, doch die Rahmenkonstruktion der Seiten und die gefalz­ten Ecken sind von viel entwickelter Ausgestaltung als es bei der westfä­lischen Truhe zu beobachten ist. Beide vertreten den niederländischen Truhen­typ. Zur kleineren Truhe, ein Erbe der romanischen Form (Abb. 3.; Inv.-Nr. 57.185.1. Höhe: 72 cm, Breite: 171 cm, Tiefe: 56 cm) steht eine ähnlich pro­portionierte, aber noch zimmermannsmässig konstruierte flämische Truhe aus der Sammlung Figdor in Wien, nahe. Die andere niederländische Truhe (Inv.-Nr. 57.186.1. Höhe: 80 cm, Breite: 171 cm, Tiefe: 80 cm) wurde zu Ende des vorigen Jhs. zu einem Schreibtisch umgewandelt, der Deckel mit einer neuen festen Platte versehen und in das Innere wurden Laden eingebaut (Abb. 4.). Ihre Analogien finden wir in Bergen, Brügge, Liège (Abb. 5.). Auf der Gemälde von Jan Joest von Calcar: ,,Der zwölfjährige Jesus in der Kirche'" (Kalkar, Nikolaikirche) ist ebenfalls dieser Typ zu sehen. Auf Grund ihrer Form romanischen Charakters, ihrer frühen, einfachen Faltwerkfüllung, lässt sich die kleinere Truhe auf den Anfang des 15. Jhs. datieren, die andere des entwickelteren Pergamentmotivs wegen weist auf die Mitte des 15. Jhs. hin. Die Truhe aus Lärchenholz unseres Museums (Inv.-Nr. 5461. Höhe: 94 cm, Breite: 142 cm, Tiefe: 63 cm) hat mit den glatten Seiten, der Schwal­benschwanzverbindung eine einfachere Ausführung als die mit Rahmen­konstruktion, doch zeigt der Aufbau mit Sockel den charakteristischen Aufbau des entwickelteren, süddeutschen, spätgotischen Tischlerhandwerkes (Abb. 6.). Auf der Gemälde von Hans d. J. und Ivo Striger: „Tod der Maria" (Budapest, Museum der Bildenden Künste) ist zwar eine Truhe mit diesem Aufbau zu sehen (Abb. 7.); die nähere Bestimmung ermöglichen uns doch die flachgeschnitzten Rankenmuster, welche in Tirol anzutreffen sind. Eine mit der auf unserer Truhe sichtbaren Ranken Verzierung fast gleiche Schnitzerei schmückt ein Bett aus Tirol in der Sammlung Wilczek. Auf Grund der Form und der Verzierung dürfte unsere Truhe aus Tirol hervorgegangen sein, und als Zeitpunkt ihrer Erzeugung könnte das ausgehende 15. Jh. bezeichnet wer­den. Diese Möbel, obwohl auf fremden Boden verfertigt, sind in Ungarn, wo unter der Türkenherrschaft der grösste Teil gotischer Denkmäler der Ver­wüstung zum Opfer gefallen ist, von besonders hohem Wert.

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