Dobrovits Aladár szerk.: Az Iparművészeti Múzeum Évkönyvei 5. (Budapest, 1962)

IPARMŰVÉSZETI MÚZEUM - MUSÉE DES ARTS DÉCORATIFS - Krisztinkovich, Béla: Unbekannte Messerschmied-Kunstwerke der ungarischen Ilabanen

emigrierte Handwerker angesiedelt. Dieser Vorgang koinzidierte mit der Verbreitung des Protestantismus. Die betreffenden Handwerker hingen nämlich meistenteils ein, und derselben „evangelisierenden" Sekte an, den ,,Anabaptisten", die archivalisch auch Wiedertäufer oder Neuchristen, im Volksmunde jedoch ,,Habaner" genannt wurden. Die Feudalherren vermiete­ten ihnen auf ihren Domänen, in der Nachbarschaft der Burgschlösser, be­grenzte ,,Höfe", privilegisierte ,,Haushaben", hielten sie jedoch von den Städten fern. 3 Sie überantworteten den „Brüdern" die Meliorisierung ihrer Güter und erhofften von den tüchtigen, geschulten Handwerkern den wirt­schaftlichen Aufschwung ihrer verschuldeten Güter, der durch die Leibeigen­schaft allein nicht zu bewerkstelligen war. Die Emigranten, die flüchtige Handwerker aus Italien und Tirol, ferner Bauern von der Umgebung des Bodensees, ferner geschulte Meister waren, bildeten auf religiöser Grundlage Genossenschaften. In ihrer Kollektive betrieben sie die verschiedentliche Handwerksarbeit auf einer in diesem Zeitalter beispiellosen wirtschaftlichen und technischen Höhe. Es war das typische Schicksal der Emigranten : nur die bestgeschulten und tüchtigsten Kunsthandwerker konnten durchhalten, aber es förderte sie hier auch die anregende Kraft der Kollektive. Diese Sektierer versuchten auf religiöser Grundlage das präkommunistische Er­zeugungssystem der Urchristen zu wiederbeleben. Die Feudalherrschaften nahmen in erster Reihe die Hauer, W T inzer, Gärtner, Schmiede und die „Klampferer" in Anspruch, bediensteten aber auch die Bader, Apotheker u. a. aus der Reihe der Anabaptisten. Den größten Ruf erwarben aber ihre Sensen — und Messerschmiede. Diese Kunst schlug dort Wurzeln, wo das Eisen gewonnen und verarbeitet wurde, also bei uns in Oberungarn und in Siebenbürgen. Das Handwerk der Messerschmiede galt ein besonders vornehmes und genoß mannigfache Privilegien (schon Kaiser und König Sigismund verlieh ihnen ein Wappen). Die Anabaptisten-Hand­werker standen jedoch außerhalb der Zünfte. Die Hafnerei der Wiedertäufer ist geschichtlich bereits in helles Licht gerückt, hingegen ist es zur Zeit noch nicht gelungen das Gedenkmaterial der Messerschmiedekunst der Anabaptisten zu erschließen, obwohl archivalische Daten uns seit drei Jahrhunderten mannig­fache Beweise dafür bieten, daß die Handwerkskunst der Wiedertäufer­Messerschmiede in ihrer Zeit höchstes Ansehen und Wertschätzung genoß. Inventare, Vermächtnisse, Verrechnungen und andere Aufzeichnungen aus dem XVI. und XVII. Jh. geben uns Bescheid über die Verbreitung und Hochschätzung der Habaner-Eßgeräte in Ungarn. Aber auch im Auslande bekunden die historisch-geographischen Beschreibungen die hervorragenden Arbeit der Wiedertäufer-Messerschmiede. Die Anabaptisten standen den Zünften fern und waren schon deswegen gezwungen stets Hervorragendes zu leisten, um sich im Wettbewerb bewähren zu können. Ihre eigenen Geschichtsbücher — „Chronickl" — und die darin erhal­tenen „Ordnungen" geben uns Aufschluß über ihre Tätigkeit. Auf die tadel­lose Qualität wurde die größte Sorgfalt gelegt und die strengsten Vorschriften mußten beobachtet werden. Fassen wir nun die Quellen aus der Mitte des XVI. Jhs. ins Auge. Wie bereits erwähnt, finden wir anfänglich die Eßbestecke zwischen den Pretiosen, den Gold- und Silberschmiedearbeiten aufgezählt. Die vornehmsten Patronats­3 E. Katona : mündliche Mitteilung.

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