Tanulmányok Budapest Múltjából 29. (2001)
A BUDAI KIRÁLYI VÁR ÉS A VÁRNEGYED MINT POLITIKAI, GAZDASÁGI ÉS KORMÁNYZATI KÖZPONT - Kugler, Georg: Vom mittelalterlichen Ritterorden zum modernen Verdienstorden 89-94
des spanischen Mantelkleides durch Kaiser Joseph II. auch hoffähig war. Die militärischen Ränge mit ihrer absoluten Unterordnung brachten die Einteilung der Ordensmitglieder in zwei, später in drei Klassen mit sich: die Großkreuze, die Kommandeur- oder Komturkreuze und die Klein- oder Ritterkreuze, den Kategorien Generalität, Stabsoffiziere. Offiziere entsprechend. Für Bürgerliche war mit der Verleihung die Erhebung in den persönlichen Ritterstand sowie der Anspruch auf eine Pension verbunden. Probleme ergaben sich hinsichtlich der Großmeisterwürde des Militär-Maria Theresien-Ordens. Eine Übernahme dieser Position durch Maria Theresia schien nicht passend und für das Ansehen des Kaisers Franz Stephan nicht forderlich. Zudem sah der Kaiser voraus, daß die Unverträglichkeistbestimmungen des Vlies-Ordens bei der Gründung eines neuen Hausordens zu Komplikationen Anlaß geben würden. Dieses Problem der sogenannten Inkompatibilität tauchte bereits auf, als die ersten Pläne zur Gründung eines militärischen Verdienstordens erwogen wurden. Maria Theresia regelte dieses Problem bei der ersten Promotion 1758 zunächst als Ausnahme für den Prinzen Karl Alexander von Lothringen und den Feldmarschall Daun. 1759 generell durch eine entsprechende Erweiterung der Ordensstatuten. Die Form des Ordenszeichens wurde, nach Prüfung verschiedener Vorschläge, die z.T. auf die Kaiserin selbst zurückgingen, im Artikel 7 der Statuten bestimmt. Das Ordenszeichen hat die klassisch gewordene Form eines Tatzenkreuzes. Es ist aus purem-Gold und weiß emailliert. So bleibt es bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie. In der Mitte befindet sich ein rundes Schildehen, welches mit dem erzherzoglichen österreichischen Wappen, also dem rotweißroten Bindenschild und mit der Umschrift FORTITUDINE versehen ist. Auf der Rückseite sind an der entsprechenden Stelle die Monogramme des Herrscherpaares angebracht. MT und F sind von einem grünen Lorbeerkranz eingefaßt. Das Großkreuz wurde an einem rotweißroten Schulterband an der linken Hüfte getragen, dazu ein Bruststern, das Ritterkreuz am Dreiecksband an der Brust, das später eingeführte Komturkreuz als Halskreuz. Insgesamt sechs Mal wurde das Großkreuz als Ausdruck besonderer Wertschätzung durch den Kaiser in Brillanten verliehen. Zum ersten Mal dekorierte Kaiser Joseph II. den Feldmarschall Loudon nach der Einnahme von Belgrad 1781 mit dem von ihm selbst getragenen Ordenszeichen. Zwischen 1757 und 1931 fanden 50 Kapitel statt. Von 4392 Bewerbern wurden insgesamt 1135 Offiziere ausgezeichnet. 46 wurde das Großkreuz, 111 das Komturkreuz und 912 das Ritterkreuz des Maria Theresien Ordens zuerkannt. Es gab selbstverständlich mehrere Offiziere, denen im Lauf ihrer Karriere zwei oder alle drei Stufen der Auszeichnung verliehen wurde, sodaß man 1240 Promothen verzeichnet hat. Der königlich-ungarische St. Stephans-Orden Obwohl die Idee Leistungen oder Verdienste eines Bürgers für den Staat oder den Herrscher entsprechend der erwähnten Vorstellungen einer Gesellschaft von nützlichen Mitgliedern, eine ganz neue Form der Auszeichnung begründete, wurden die ersten dieser zivilen Verdienstorden in anachronistischer Weise nach der Art höfischer Ordensgemeinschaften von Rittern gestiftet und erhielten den irreführenden Namen „Orden".' Es wurden dementsprechend Statuten mit genauen Vorschriften für einen prunkvollen Ornat erlassen, ein Ordenspatron und besondere Ordensfeste bestimmt und selbstverständlich der Rang der Orden untereinander festgelegt. Zur Aufrechterhaltung des festereichen Ordenslebens bedurfte es eigener Ordensbeamter. Wie schon beim Militär-Maria Theresien-Orden wurde eine Einteilung in drei Klassen vorgenommen. Sie berücksichtigte dabei die Kategorien bzw. Rangklassen der Beamten oder deren adeligen Rang. Erst unter Kaiser Franz Joseph fand man mit drei Klassen nicht mehr das Auslangen und vermehrte beim Franz Josephs Orden die Stufen durch ein Offizierskreuz (zwischen Komturkreuz und Ritterkreuz), sowie ein Komturkreuz mit Stern. Am 5. Mai 1764 stiftete Maria Theresia anläßlich der römischen Königskrönung ihres Sohnes Joseph den Sankt Stephans-Orden. Sie handelte dabei als Königin bzw. als König von Ungarn. Als souveräner Herr92