Tanulmányok Budapest Múltjából 29. (2001)
A BUDAI KIRÁLYI VÁR ÉS A VÁRNEGYED MINT POLITIKAI, GAZDASÁGI ÉS KORMÁNYZATI KÖZPONT - Kugler, Georg: Vom mittelalterlichen Ritterorden zum modernen Verdienstorden 89-94
GEORG KUGLER VOM MITTELALTERLICHEN RITTERORDEN ZUM MODERNEN VERDIENSTORDEN Neben den geistlichen gab es seit dem Spätmittelalter weltliche Orden. Sie waren verpflichtende Gemeinschaften von Männern, die sich zur Erfüllung besonderer religiöser Ziele und ritterlicher Rituale zusammenschlössen. Wie die Mitglieder der Mönchsorden lebten sie nach beschworenen Statuten und hatten dem Ordensoberen, meist dem Herrn des Territoriums, also einem Grafen oder Herzog zu gehorchen. Ihr gerneinschaftliches Leben verwirklichte sich aber nur bei jenen Gelegenheiten, bei denen sie zusammenkamen. Zum Unterschied von den religiösen Orden, die ja seit ihrem Beginn in der Spätantike einen wesentlichen Anteil weiblicher Gemeinschaften kannten und kennen, waren die spätmittelalterlichen Ritterorden Männergemeinschaften. Sie waren in der Zeit der Kreuzzüge entstanden und hatten neben den üblichen Gelübden auch die militärische Eroberung bzw. Verteidigung des Heiligen Landes auf sich zu nehmen. Beim Deutschen Ritterorden und beim Johanniterorden war der Schutz der Pilger, die Pflege der Verwundeten und zuletzt die Betreuung von Kranken und Armen eine wichtige Aufgabe der Ordensritter. Sie ist heute in diesen Orden die wichtigste Aufgabe geworden. Die spätmittelalterlichen „weltlichen" Ritterorden wurden von den Territorialherren aus überwiegend politischen und dynastischen Gründen ins Leben gerufen. Die Mitglieder der Orden sollten durch das Gelübde gebunden als loyale Ritter um den Landesherrn versammelt, seinem Repräsentationsbedürfhis genügen und zur Durchsetzung politischer Ansprüche dienen. Die Aufnahme in eine solche, naturgemäß nur aus einer einzigen Klasse gleichrangiger Mitglieder bestehenden Gemeinschaft, bedeutete also keine Auszeichnung für geleistete Verdienste, sondern sollte die einzelnen Ordensritter anspornen und verpflichten, in Zukunft den Interessen ihres Souveräns nach Möglichkeit zu dienen. Das oftmals symbolische Ordenszeichen, mitunter auch aus einer Laune des Ordensstifters gewählt und an sich bedeutungslos, war tatsächlich nur äußeres Zeichen der Mitgliedschaft. Die höllischen Ordensgemeinschaften wurden durch Ansehen, Einfluß und Reichtum ihrer Mitglieder zu mächtigen Vereinigungen, in die aufgenommen zu werden als Auszeichnung angesehen wurde. Diese Entwicklung führt im 18. Jahrhundert zur Gründung der militärischen und zivilen Verdienstorden. Die Stufen dieser historischen Entwicklung sind durch die Existenz und Eigenart der drei bedeutendsten Habsburgischen Hausorden sehr gut zu charakterisieren. Wenden wir uns zunächst dem mittelalterlichen Ritterorden vom Goldenen Vlies zu, dann den beiden Verdienstorden, dem militärischen Maria Theresien Orden und dem zivilen St. Stephans-Orden. Der Orden vom Goldenen Vlies Eine der ältesten weltlichen Ordensgemeinschaften Europas ist der von Herzog Philipp dem Guten von Burgund im Jahre 1429 gegründete Orden vom Goldenen Vlies (frz. „Ordre de la Toison d'or", daher kurz Toisonorden genannt). Mit dem burgundischen Erbe kam er als Hausorden an die Habsburger und wurde nach dem Aussterben der spanischen Hauptlinie als burgundisch-österreichischer Orden rechtmäßig weitergeführt. Dies war nicht nur dynastisch gerechtfertig, sondern auch deshalb, weil der jüngere Sohn des 89