Tanulmányok Budapest Múltjából 28. (1999) – Urbanizáció a dualizmus korában: konferencia Budapest egyesítésének 125. évfordulója tiszteletére a Budapesti Történeti Múzeumban

A VÁROSI ÁTALAKULÁS KÉRDÉSEI ÉS SZÍNTEREI - Sármány Parsons Ilona: Die Rahmenbedingungen für die 'Moderne' in den ungarischen Provizstädten um die Jahrhundertwende = A modernizáció kezdetei a vidéki városokban a századforduló Magyarországán 131-151

Zentralstellen bevormundet würden, um die systematische Planung ihrer eigenen Entwicklung durchzuführen und dafür sogar Opfer zu bringen. Diese Kritik war im großen und ganzen berechtigt, doch gerade zwischen 1897 und 1914 hatte sich diese Situation geändert. Hinter der er­folgreichen Verstädterung und Modernisierung mancher Städte steht immer ein tatkräftiger „vi­sionärer" Bürgermeister, der diese Entwicklung durch Jahre, oft sogar durch Jahrzehnte, gesteuert hatte. Man konnte leicht eine „kollektive Biographie" des Typus der „Bürgermeister der Modernisierung" zeichnen. Es war ziemlich gleichgültig, ob er an der Spitze einer Munizipalstadt oder einer Stadt mit geordnetem Magistrat stand; um die Reformen durchzusetzen, mußte er eine sehr autoritative Persönlichkeit sein, mit einem ausgeprägten taktischen Gefühl und mit sehr guten Kontakten zum Obergespan (dem Haupt der Komitate) und zu den Zentralstellen, möglichst zu den Ministern. Er hatte meistens schon eine, wenn auch nicht sehr lange Praxis im Gemeinderat ab­solviert und war relativ jung zum Bürgermeister gewählt worden. Er war nicht nur Jurist, er ver­fügte häufig auch über andere ausgezeichnete Fachkenntnisse, die ihn für einige Aspekte der Stadtverwaltung besonders sensibel machten, wodurch er oft seine ersten populären Erfolge erzie­len konnte (z. B. waren einige vorher Polizeihauptmänner oder Obernotare usw.). Er mußte über eine starke Urteilskraft verfügen, daneben war es wichtig, ein guter Menschenkenner zu sein, um seine Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend auswählen zu können. Ein weiteres Kriterium für seinen Erfolg waren Beredsamkeit und publizistische Begabung, um seine Handlungen möglichst wirksam präsentieren zu können. Schließlich - und das galt als ein sine qua non - mußte er unbestechlich sein; ein pragmatischer, begeisterter Idealist mit einem gesunden Realitätsgefühl, doch von unerschütterlichem Fortschrittsglauben. Modell-Figur für eine solche - nicht allzu häu­fige - Persönlichkeit war der neo-liberale Oberbürgermeister Budapests, Dr. István Bárczy. Neben ihm gab es eine äußerst tatkräftige Gruppe von Bürgermeistern in den Provinzstädten, allen voran Dr. Károly Telbisz von Temesvár, ihr Doyen, der von 1885 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges seiner Stadt vorstand, Károly Zechmeister, der von 1887 bis 1903 das Rathaus von Győr bewohnte, Dr. Ede Kada (ab 1897 Bürgermeister von Kecskemét), der schon erwähnte Stadttheoretiker Gyula Ehen, der zwischen 1895 und 1903 Szombathely reformierte, Tivadar Brolly, ab 1900 an der Spitze von Pozsony und Dr. György Bemády, ab 1902 Bürgermeister von Marosvásárhely. 31 Vermutlich wäre es möglich, noch einige Namen zu nennen, aber auch in dieser Hinsicht fehlen genauere Hinweise in den Stadtgeschichten. Diese Bürgermeister waren in den meisten Fällen die Initiatoren für die Einführung der zeit­gemäßen technischen Errungenschaften auf dem Gebiet des Städtebaus; sie förderten das Schulwesen, sie aquirierten möglichst viele regional relevante Ämter und finanziell wichtige Institutionen für ihre Stadt. Selbstverständlich unterstützten sie die Bautätigkeit, versuchten mit günstigen Bodenpreisen die modernen Monumentalbauten als wichtige Merkmale der Urbani­sierung vom Standpunkt der Architektur zu fördern. Sehr oft waren sie gegenüber sozialen Fragen offen und strebten pragmatische Lösungen an, um eine Milderung des sozialen Elends zu erreichen. Wenn diese modern eingestellten Stadtpolitiker alleine auch keine kulturellen Zentren aus ihrer Städten machen konnten, durch die Sicherstellung einer gesunden, finanziell und politisch sauberen Atmosphäre hatten sie immerhin günstige Rahmenbedingungen geschaffen, innerhalb derer auch die Künste und Wissenschaften sich freier entwickeln konnten. Es ist vielleicht kein Zufall, daß die am Ende der 90er Jahre erstmals unternommenen Versuche der Provinzstädte Ungarns, sich gegenüber der Kultur Budapests zu emanzipieren und überhaupt ein lokales Kulturzentrum ins Leben zu rufen, gerade in solchen Städten beobachtbar waren, wo moderne städtebauliche Errungenschaften in Gange gekommen waren. Wegen des Mangels an Quellenforschungen und wissenschaftlichen Bearbeitungen, in denen die Frage der Städtekultur in der Provinz und die Lage der Kultur in den Provinzstädten um 1900 berücksichtigt worden wären, wird die Problematik hier eher mit Hilfe einiger Fallbeispiele beleuchtet als ein auf reichem Datenmaterial beruhendes 136

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