Tanulmányok Budapest Múltjából 24. (1991)

KÖZLEMÉNYEK – MITTEILUNGEN - Lengyel Beatrix, Cs.: Budapest ostroma : Széchényi Viktor gróf feljegyzései, 1944. december 24.–1945. február 12. = Die Belagerung von Budapest : Tagebuchaufzeichnungen des Grafen Viktor Széchényi, 24. Dez. 1944.–13. Febr. 1945. 175-231

militärische Dienstjahre, zuerst in Nagyvárad, ab 1900 in Budapest. In diesen Jahren erlernte er die englische Sprache /zusätzlich zur deutschen und französischen, die er schon seit seiner Kindheit sprach/. Er befaßte sich auch mit landwirtschaftlichen Fragen. 1902 quittierte er den Militärdienst und zog sich auf sein Gut Sárpentele /Komitat Fejér/ zurück. Das geschah hauptsächlich seiner wachsenden Familie wegen. 1898 /noch in Nagyvárad/ wurde sein Sohn Zsigmond geboren, der spätere berühmte Jäger und Fachliterat. 1900 folgte seine Tochter Sarolta und 1902 Irma, die eine bekannte Reiterin wurde, 1905 schließlich Marta, die schon in Sárpentele auf die Welt kam. Der lebhafte und sehr vielseitig interessierte Aristokrat begnügte sich nicht mit der Führung seines Grundbesitzes; er fühlte sich vom politischen Leben des Landes und des Komitats angezogen. Von 1902 bis 1931 war er Präsident des Bundes der Landesfeuer­wehr. Dem Rat seines Bruders und des damaligen Obergespanns folgend, stellte er sich 1904 den Parlamentswahlen und erhielt ein Mandat als Abgeordneter der Regierungs­partei. 1906 trat er in eine Oppositionspartei über. Als die Koalitionsparteien die Regierung übernahmen, wurde er - auf Vorschlag des Innenministers, Graf Andrássy ­zum Obergespann des Komitates Fejér und der königlichen Freistadt Székesfehérvár ernannt. Dieses Amt bekleidete er vom 12. April 1906 bis 12. Juli 1917. Dr. Gábor Farkas, der sachkundigste Geschichtsforscher der Komitates Fejér, stellt fest: „Seine 11jährige Tätigkeit als Obergespann ist durch die politische Ausgeglichenheit, die Schaffung eines harmonischen öffentlichen Lebens gekennzeichnet. Széchényi war kein Verwaltungs­fachmann, er blieb ein Soldat auch im Stuhl des Obergespanns. ... Sein Ziel war die Stärkung der Koalition, die Stärkung der Regierung in beiden Munizipien Es ist der Persönlichkeit und der flexibilen Politik des Obergespanns zu verdanken, daß er auch nach dem Sturz der Koalition /1910/ die Politik des Ausgleichs aufrecht erhalten konnte, welche er in sozialer Hinsicht im Jahre 1906 und den darauf folgenden Jahren begründet hat. ..." Ab 1910 wurde er Mitglied der damaligen, von dem Grafen István Tisza geführten Arbeitspartei, als unbedingter Getreuer des Grafen Tisza. Das wurde einesehr aktive Periode in seinem Leben. Außser seinem Amt befaßte er sich mit der Führung der Landesfeuerwehr, als Mitglied des Magnatenhauses nahm er an dessen Sitzungen teil. Er reiste auch viel. Nach 3 Jahrzehnten staunte er selbst: „... ich wundere mich über meine außerordentliche Beweglichkeit. Für mich bedeutete es kein Problem in 3-4 Tagen kreuz und quer durch die Monarchie zu reisen: von Nordböhmen nach Südun­garn, von dort nach Máramaros /Siebenbürgen/, zurück nach Wien und weiter nach Milleschau /Nordböhmen/ ..." Sein großes Interesse galt der Familiengeschichte. Stolz trug er den Namen Széché­nyi, welcher in Ungarn in engster Beziehung mit der Förderung von Kultur und Wissens­chaft, mit der Entwicklung und Bereicherung des Landes stand. Sein Urgroßvater, Graf Franz Széchényi, gründete das ungarische Nationalmuseum, der Bruder seines Großva­ters, István, „der größte Ungar" genannt, hat die Fundamente für die Ungarische Akademie der Wissenschaften gelegt, er hat die Kettenbrücke erbaut, unzählige epo­chale Werke knüpfen sich an seinen Namen. Ödön Széchényi gründete die ungarische Feuerwehr. Die zum 100. Jahrestag des Nationalmuseums durchgerührten Feierlichke­iten ließen in ihm den Entschluß reifen, sich eingehend mit der Familiengeschichte zu 221

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