Tanulmányok Budapest Múltjából 24. (1991)

TANULMÁNYOK – STUDIEN - Dán Róbert: Mikor űzte ki I. Lajos a zsidókat? = Wann vertrieb Ludwig I. die Juden? 9-15

schaltete sich wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in den von Genuesern organisierten, über die Donau und das Schwarze Meer abgewickelten Handel ein, 5 daher hatte er tatarische und türkische Beziehungen. Daniel war zur Zeit der Abfassung des Textes - im Jahre 1357 - 45 Jahre alt, wurde demnach 1312 in Buda geboren. Vorerst dürfte sein Vater, später dann auch er, eine wichtige Rolle in der Organisierung der von Wien ausgehenden und dorthin zurückkehrenden türkischen und tatarischen Karawanen gespielt haben. Es erscheint glaubwürdig, daß der junge Daniel seinen Vater schon mit 15-20 Jahren auf seinen Reisen begleitet haben durfte und längere Zeit auf tatarischen und türkischen Gebieten verbracht hatte. Damals erlernte er zu der ungarischen, deutschen und lateinischen Sprache die tatarische und türkische Sprache. Aus Gianninos Text geht auch hervor, daß Daniel, der „vor kurzem Christ wurde", zur Zeit des Vertreibungsbeschlusses von Ludwig I. noch Jude war. Wäre er noch in Buda Christ geworden, hätte man ihn nicht vertrieben. Es existieren aber keine konkreten Angaben darüber, wann der Buda verlassene Daniel nach seiner Niederlas­sung in Wiener Neustadt seinen Glauben gewechselt hat, nur das erscheint wahrschein­lich, daß dies nicht unmittelbar nach der Vertreibung erfolgt war. Dem Text nach kannte Daniel schon vor ihrer Unterredung in Venedig genau die Pläne und Absichten Gian­ninos bezüglich seines Anspruchs auf den französischen Thron. Den für ein vertauschtes Kind gehaltenen Giannino ermutigte Cola di Rienzi zur Geltendmachung seiner Rechte. Der in Siena das Weberhandwerk ausübende Giannino erhielt in einem vom 18. Sep­tember 1354 datierten Brief die Ermutigung und machte sich auf den Weg, um den französichen Königsthron zu besteigen. Cola di Rienzi wurde jedoch am 8. Oktober 1354 vom römischen Volk ermordet und Giannino kehrte, seiner Hoffnung verlustig, nach Siena zurück. Hierher zog er sich bis zum Sommer 1356 zurück, um später wieder in Erscheinung zu treten. Daniel hatte vermutlich bei letzterer Gelegenheit die Angelegen­heiten Gianninos kennengelernt, und zwar aus jenem Anlaß, daß die Juden Giannino noch zur Zeit seiner Organisationsarbeit in Siena 50 000 Forint angeboten hatten, wenn er sie in seinem Königreich dulde. 6 Daher kann es nicht Wunder nehmen, daß er schon vor dem 1. Oktober 1357 in dieser Angelegenheit mit vielen aus Ungarn vertriebenen einflußreichen Juden verhandelt hatte, die damals in Österreich und in Chiarentana 7 lebten. Dies alles stimmt mit den Informationen Kükülleis überein, wonach Ludwig der Große ihr Vermögen vor ihrer Auswanderung nicht enteignet hat, sie daher in der Lage gewesen sein konnten, Giannino materielle Unterstützung zu versprechen, falls er ihnen in seinem zukünftigen Land Rechte zusichert. Diese Bedingung und die materielle Unterstützung tauchen in der Beziehung zwischen Giannino und Daniel nochmals auf. Als sich der französische Thronprätendent 1359 in Buda aufhielt, verhandelte er mit Daniel, der ihn in Gesellschaft der beiden tatarischen und türkischen „Händler" besuch­te, über eine von Juden aus Deutschland zu ähnlichen Bedingungen zu verschaffende Summe von 200 000 Forint. 8 Im Verlauf der Unterredung in Venedig behauptete Daniel auch, daß er mit mehreren tatarischen und türkischen Aristokraten, ja sogar mit dem König von Rascia im Interesse Gianninos die Verbindung aufgenommen habe. Wenn von seinen Behauptungen manches auch als Übertreibung erscheinen mag - z. B. die Berufung auf 300 000 ausgewanderte Juden 9 -, ist doch soviel sicher, daß er sich im Falle des Verdachtes einer offensichtlichen Lüge nincht gewagt hätte, sich vor Giannino auf 14

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