Tanulmányok Budapest Múltjából 18. (1971)

Tardy Lajos: Orosz utazók Budán és Pesten = Russische Reisende in Buda und Pest 187-210

LAJOS TARDY RUSSISCHE REISENDE INBUDA UND PEST Ungarn und die ungarische Hauptstadt wurden in den Aufzeichnungen und Reisebüchern der alten westländischen Reisenden ausgiebig behandelt, eine Ausgabe von zusammenfassendem Charakter, sozusagen ein Sammelwerk dieser Beschreibungen ist schon auch in ungarischer Sprache erschienen und wird im Laufe der Zeit immer ergänzt. Vor dem einheimischen und westländischen Publikum waren aber die Aufzeichnungen der Reisenden des einstigen russischen Reiches — also der Russen, Ukrainer usw. — über die Vorfahren des heutigen Budapest, über die beiden Schwesterstädte Buda und Pest kaum bekannt. Die Abhandlung hebt die wichtigsten Teile von zehn Reisebeschreibungen hervor, die erste stammt aus 1723, wurde also kaum mehr als 10 Jahre nach der Unter­drückung der Freiheitsbewegung von Rákóczi geschrieben, und die letzte aus 1846, kaum 2 Jahre bevor der ruhmreiche aber auch mit tragischer Niederlage geendete ungarische Freiheitskampf von 1848/49. begann. Es sind Schriften aus verschiedenen Zeiten, von Repräsentanten verschiedener gesellschaftlichen Klassen geschrieben, die verschiedene Bildung, Betrachtungsweise und Schreib­kunst ihrer Verfasser aufweisen, und sie werden nur durch einen einzigen losen Zusammenhang in eine Einheit verbunden: dass nämlich ihre Verfasser Söhne des damaligen russischen Reiches waren: Soldaten, Geistliche oder Gelehrte, die entweder auf einer Dienstreise oder vom Wunsch des Erkennens getrieben Ungarn bereisten und Buda und Pest kennenlernten. Die Beschreibungen von Grigorovics-Barszkij und Falkovszkij beschränken sich bloss auf primäre Erlebnisse; eine grössere Aufmerksamkeit verdienen die Aufzeichnungen der in unsere Heimat gekommenen Repräsentanten der russischen Aufklärung. Die Betrachtungsweise von Turgenyev und Bronyevszkij zeugt davon, dass beide die Ideenwelt der russischen Aufklärung vertreten — unab­hängig davon ob sie gegen Napoleon kämpfen oder für diesen Kampf schwärmen — (gleichzeitig auch die Ideen der Dekabristen schon einigermassen vertreten), besonders als sie ihre Reiseerlebnisse beschreibend in verschleierter Form auch die Verhältnisse ihres eigenen Vaterlandes tadeln. Danilevszkij, der Adjutant des Zaren Alexander I. hütet sich in den Hintergrund der Sachen tiefer hinein­zublicken, der frivole, jedoch scharfblickende Beobachter ist dem Wesentlichen in der damaligen ungarischen Opposition zu allen und jedem mit einem guten politischen Sinn nahegekommen. Keppen dagegen gehörte nicht mehr zu jenen, die in Russland von den Ideen der französischen Aufklärung stark beeinflusst wurden, und die Aufzeichnungen der nach ihm angekommenen russischen Gelehrten beschränken sich schon ausschliesslich auf wissenschaftliche, literarische und die Kunst betreffende Beobachtungen und Forschungen. Die Mehrheit der russischen Aufzeichnungen über Pest und Buda trägt jedoch ein gleiches Merkmal undzwar dass sie die unerwartet beschleunigte Entwicklung der beiden an der Donau liegenden Schwesterstädte, das Auftreten des verspätet beginnenden Frühkapitalismus auf allen — so politischen, wirt­schaftlichen, moralischen — Gebieten des Lebens widerspiegeln. 210

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