Tanulmányok Budapest Múltjából 15. (1963)

Holl Béla: Pest-Buda polgárainak könyvkultúrája a XVII-XVIII. században = Die Buchkultur der Bürger von Pest-Ofen im 17-18. Jahrhundert 289-327

ganz Arme zu finden. Die spärlichen Aufzeichnungen über das Äußere, den Einband der Bücher können auch mit den Vermögensverhältnissen der einstigen Besitzer in Zus amm enhang gebracht werden. Der Inhalt der Bücher, eine ganze Reihe von Lehrbüchern, Wörterbüchern, Grammatiken, allgemeine und Fachlexika, zeugt von der Schul- und allgemeinen Bildung der Besitzer. Die geographischen und historischen Titel hängen mit dem Interesse für die aktuellen Ereignisse zusammen. In den Verzeichnissen finden wir eine Reihe von Zeitungen, politischen und staats­wissenschaftlichen Arbeiten. Für die städtischen Beamten waren Bücher wie Briefsteller, Formelbücher, Gesetzsammlungen, Verordnungsverzeichnisse, juris­tische Fachbücher und Traktate unentbehrlich. Bei den Fachbüchern sind übrigens die medizinischen Werke am zahlreichsten vertreten. Hier finden wir altmodische Heilbücher und Hilfsbücher, aber auch schon die modernen Handbücher der auf­geklärten medizinischen Wissenschaft. Die Werke über Technik, Mathematik, Chemie und Architektur dienten ebenfalls zur Vertiefung der praktischen, beruf­lichen Kenntnisse. Die Bibliothek des städtischen Bürgers ist auch reich an Hand­büchern für den Haushalt, die Wirtschaft. Wir finden eine reiche Auswahl von Kochbüchern, Handbüchern für Pferdezucht, Musterzeichenbücher der Garten­baukunst zur Anlage von Barockgärten, Tabellen für die Berechnung von Geld­sorten (Arithmetica practica) und Zinsenberechnungstabellen. Andererseits aber sind Werke über philosophische und abstrakte Wissenschaften nur sehr spärlich vertreten. Auf diesem Gebiete sind eher nur Sittenlehren, Anstandsiehren ins pädagogische Werke vorzufinden. In den Büchern in ungarischer Sprache spiegeln sich teilweise die Überlieferungen der vergangenen Jahrhunderte bis ins Mittelalter, teilweise finden wir aber auch die besten Vertreter der damaligen, neu erwachenden ungarischen Literatur in den Bibliotheken der Bürger. Außer den, natürlich am reichsten vertretenen Gruppen der religiösen Literatur finden sich auch einige Exemplare Bücher über Volksbräuche, Volksdichtungen alter Kalen­derreihen, Traumdeutungsbücher, Schundliteratur und Kalender. Eine Übersicht hierüber bringt die zweite Tabelle. Wir sehen also, daß die Bildung des Barockzeitalters nicht nur hervorragende geistige Schöpfer aufzuweisen hatte, sondern auch empfängliche Aufnehmer fand. Außer den Schriftstellern mit ihren berühmten Bibliotheken und den auf ihre Bücher stolzen Adligen, hatte die Bildung in jedem Zeitalter auch ihre »kleinen Leute«, die sich jene, heute nur noch dem Namen nach bekannten oder als Unikum­exemplare geltenden hunderte von Büchern aus den Läden der städtischen Ty­pographen und Kompaktoren oder aus den Marktbuden beschafften. Die Samm­lung und Systematisierung dieser Daten kann also als Grundlage einer nach gesell­schaftlichen Gesichtspunkten abgefaßten Kulturgeschichte dienen. 327

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