Tanulmányok Budapest Múltjából 13. (1959)

Kubinyi András: Csepel népessége a XVIII. században és a XIX. század első felében = Die Bevölkerung von Csepel im 18. und die ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts 229-259

nur 3, 1846 aber schon 36 (100%-1200% !). Während also 1770 von sämtUchen Familienoberhäuptern 64,3% auf die Leibeigenen entfallen und die Häusler nur 35,7% ausmachen, wird nun bis 1846 das Verhältnis umgekehrt : leibeigenen Familienoberhäupter machen 25,7% und die Häusler 74,3% aus! Dieses groß­mächtige Anschwellen der Zahl der Häusler übertrifft um vieles den sowohl in der Umgebung als auch im ganzen Land erwiesenen Durchschnitt. Es scheint also, daß die Ursache für den großen Bevölkerungszuwachs in den Häuslern zu suchen sei. Sucht man nach den Ursachen die als Frklärung für die Zunahme der Häusler dienen können, so müssen wir vor allem auf zwei Faktoren hinweisen. Der eine war der Weinbau. Das Volk der Csepelinsel war Weingartenbesitzer, und zwar nicht nur in der Umgebung des Dorfes Csepel selbst, sondern auch in den Nachbardörfern, wie u. a. in Szigetszentmiklós und Promontor. Die Mehr­zahl der Häusler besaß ebenfalls Weingärten. Zwar waren ihre Parzellen so winzig, daß ihre Besitzer schwer von ihnen hätten leben können, hätten sie nicht in den ausgedehnten Weingärten der Gegend leicht Arbeit gefunden. Die zweite Ursache — und für den weiteren Werdegang des Dorfes ist dies das Wesentliche — war der von der Hauptstadt ausgehende Einfluß, insbesondere der von Pest, wo gerade in diesem Zeitpunkt die Industrialisierung einsetzte. Die Beschreibungen der Zeitgenossen sowie verschiedene amtliche Konskriptionen stimmen einmütig darin überein, daß das hauptsächliche Einkommen der Bevölkerung von Csepel aus dem Verkauf ihrer Produkte auf den Pester Märkten stammte. Unter den Zeitgenossen ist es als ein schönes und reiches Dorf bekannt, welches sich vorteil­haft von den übrigen Dörfern der Csepelinsel unterschied, und die Ursache seiner Prosperität wird einmütig mit dem Einfluß der Hauptstadt erklärt. Damit hing auch noch jener Umstand zusammen, daß die Zahl der Handwerker im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung größer war als in der Mehrzahl der Bauerndörfer im Land und sich eher dem in Marktflecken üblichen Durchschnitt näherte. Auch in der Verteilung der Nationalitäten kam es im Dorf um diese Zeit zu Änderungen. Das Zahlenverhältnis der Illyrer minderte sich rapid. Allerdings gilt das weniger für jenen Teil der Bauernhöfe, die in ihrem Besitz waren, somit blieb auch die Zahl der illyrischen Bauern im großen und ganzen unverändert, hingegen verringerte sich ihre Zahl, als auch ihr Zahlenverhältnis unter den Häus­lern. Man kann daher feststehen, daß die illyrische Bevölkerung kaum durch neue Einwanderer aufgefrischt wurde. Demgegenüber vermehrte sich die deutsche Bevölkerung in erster Linie durch Einwanderungen. Gleichzeitig war aber auch die Auswanderung nicht unbedeutend. So wechselt sich z. B. zwischen 1828 und 1846 ein Dritteil der Dorfbevölkerung völlig aus. Die große Fluktuation gilt haupt­sächlich für die deutschen Häusler. Darin macht sich wiederum der Einfluß der Hauptstadt bemerkbar, denn auch in Neupest, das sich neben der Hauptstadt in derselben Zeit als eine Siedlung von Handwerkern und Kaufleuten zu ent­falten begann, kann eine Fluktuation von ähnlichen Proportionen verfolgt werden. Bis 1848 wird die Entwicklung des Dorfes durch die Verpfhchtungen dem Grundherr gegenüber stark gehemmt. Nach der Aufhebung der Leibeigen­schaft nimmt die Entwicklung einen neuen Aufschwung, der Bevölkerungs­zuwachs wurde noch rapider und die Einflüsse der Hauptstadt machten sich noch viel stärker geltend. Abb. 4. Csepel in 1778. Karte von Andreas Kneidinger 17* 259

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