Tanulmányok Budapes Múltjából 11. (1956)

Mályuszné Császár Edit, Kelemen László színháza

Bürgertugenden, wie : Unterordnung der persönlichen Interessen dem gemein­samen höheren Ziel, die Anerkennung der Disziplinargewalt des Direktors und des Regisseurs, die Achtung des Gemeingutes, der Sinn für Einteilung. Sie waren eine »adelige Schauspielergruppe«, samt und sonders lauter kleine Grafen Ráday. In Ungarn gab es keinen gesunden Bürgerstand, der ihnen Inspiration hätte geben können und dieser Defekt in der sozialen Entwicklung rächte sich an ihrem Schicksal. Gerade deshalb dürfen ihre Fehler nicht auf ihre Rechnung geschrieben werden, sondern auf die des Landes, das Ausbildung und Belehrung unterliess. Wie könnte man auch vom einfachen städtischen Gewerbetreibenden verlangen, dass er fortschrittlichere Gedanken hege, als die vornehmen Senatoren. Feudale und bürgerliche Welt lösten einander im Leben unserer Schauspieler ab und sie blieben ohne jede Hilfe von Aussen, um den neuen Zeitgeist begreifen zu können, dem sie aber dienten, da sie nationale Schauspieler waren. Eines ist aber unzwei­felhaft, dass sie nähmlich im Kampf für die bürgerliche Umgestaltung auf der Seite der fortschrittlich denkenden Jugend gestanden sind und mit den Anhängern Martinovics's sympathisierten. Eine Detailfrage bleibt noch zu klären. Allgemein glaubte man bis jetzt, dass Kelemen und seine Genossen etwas aufgeopfert, auf etwas verzichtet haben, als sie Schauspieler wurden. Bei unseren heutigen Kenntnissen hält diese Meinung nicht stand und es wäre ein falscher, kleinbürgerlicher Sentimentalismus hielten wir an dieser Auffassung fest. (Diese frühere Meinung verdankt ihren Ursprung der Rückprojizierung von Erscheinungen des 19. Jahrhunderts.) Sie waren sehr einfache, in bescheidenen Verhältnissen lebende kleine Deute, so, dass es kein Entsagen ihrerseits war, sondern im Gegenteil ein Emporstreben, als sie sich dem Schauspielerberuf widmeten. Ihre Rechnung schlug zwar fehl, doch wurde ihnen die Möglichkeit der Bildung, und die gesellschaftliche Erhebung auch so zuteil ; die führenden Persönlichkeiten des ungarischen kulturellen Lebens würdigten sie ihrer Beachtung und ihre Namen hat die Geschichte aufbewahrt. Der Kantor und der Schreiber, der Dorflehrer und die Tochter des zugrunde gegangenen Knopfmachers, stiegen unbedingt auf ein höheres geistiges Niveau, während sie Jahre in der Gesellschaft nicht nur Endrődys oder Kármáns, sondern auch Voltaires und Shakespeares verbrachten. Wahr ist es, dass ihr Unternehmen scheiterte, doch lebte die Idee in ihnen, und sie lebte auch über ihre Personen hinaus. Sie waren es, die die Entwicklung in Gang setzten. Nicht nur das Land forderte immer leidenschaftlicher das ungarische Bühnenspiel ; auch jene wenigen Bahnbrecher, die im Anschluss an die Siebenbürger Schauspieler auf der dornen­vollen Laufbahn des ungarischen Schauspielers weitergingen, drangen Schritt für Schritt höher auf dem geistigen Pfad des Pflichtbewusstseins und der Lernbe­gierde vor. Beim Antritt des 19. Jahrhunderts waren sich unsere Schauspieler bewusst, dass auf dem Weg, den die französische Revolution gewiesen hat, die Arbeit das wichtigste Lebensprinzip des freien Menschen ist. Verzeichnis der Abbildungen Abb. 8. Ladislaus Kelemen Abb. 9. Frau Anna Rehák-Moór Abb. 10. Ansicht des Donaufers mit der Rondella Abb. 11. Theaterzettel des ersten ungarischen Singspiels Abb. 12. Abschied des ersten ungarischen Schauspielerensembles vom Pester 198

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