Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.2. Militäranlagen in Aquincum - 5.2.2. Militäranlagen am Limesabschnitt von Aquincum - 5.2.2.1. Auxiliarkastell und Vicus in Albertfalva (Krisztina Szirmai)
5.2.2.1. AUXILIARKASTELL UND VICUS IN ALBERTFALVA Südlich von Aquincum, am Limesabschnitt zwischen Gellértberg und dem Kastell Campona, liegt gegenüber der Csepel-Insel das Auxiliarkastell von Albertfalva. Sein antiker Name ist unbekannt, Schriftquellen sind nicht überliefert. Im Hinblick auf das im Lager stationierte Militär haben die neuen Forschungen (LŐRINCZ 2000, 45-47; LŐRINCZ 2001, 52-53, 72, 99, 103) die alte Truppengeschichte (T. NAGY 1976, 91) modifiziert. Demgemäß lösten die im Kastell von Albertfalva stationierten Einheiten einander in nachstehender Reihenfolge ab: Truppen verband unbekannten Namens (70-83), ? cohors Thracum veterana equitata (83—92), ? cohors I. Montanorum (92-106?), unbekannter Truppenverband (? 106113/114), ? ala I. Flavia Gaetulorum (113/114118/119), unbekannter Verband (118/119-180), cohors milliaria Numidarum (180-260). Das Lager war von der Flavierzeit bis zum Zeitalter der Germanenkriege in Gebrauch. Die in der behandelten Forschungsperiode im Gebiet des Kastells und des dieses umgebenden Vicus durchgeführten Ausgrabungen trugen mit zahlreichen neuen Angaben zur Bereicherung der Ergebnisse der in den 1940er Jahren begonnenen archäologischen Untersuchungen bei. Die Grabungen im Gebiet des Lagers ermöglichten es, seine Bauperioden zu bestimmen (T. NAGY 1976, 91). Laut Ausgräber wurde es um das Jahr 50 errichtet, 1 und zwar zuerst in Form eines Plankenlagers, dessen Maße 166,5x190 m gewesen sein dürften. Ein doppelter Graben umgab das Lager, wovon der innere Graben 4,5 m breit bzw. 3,3 m tief und der äußere Graben 1 Nach neueren Forschungen ist das Kastell vespasianisch: GABLER 1977, 145-175; GABLER 1997, 88; VISY 2000, 59; LŐRINCZ 2001, 63. 4,2 m breit bzw. 3,2 m tief war. Auch Spuren der Holzkonstruktion der Principia kamen zum Vorschein. Später, in der späten Phase der Regierungszeit Domitians, baut man das ehemalige Holz-Erde-Kastell zum Teil in Stein um, seine Grundfläche entsprach der des früheren Lagers. Im spättrajanisch-frühhadrianischen Zeitalter entsteht dann das Steinkastell. Die Grundfläche des früheren Lagers wird den Ansprüchen des neu stationierten Truppenverbandes gemäß auf 186x210 m erweitert. Zu bedeutenderen Umbauten im Lagergebiet kommt es im Zeitraum nach den Markomannenkriegen. Die Wehranlagen des Steinkastells sind bekannt. Der innere Graben des seine Mauern umgebenden Doppelgrabens hatte eine Breite von 4,6 m und eine Tiefe von 3 m. Zudem gelang es an drei Seiten, die von jeweils zwei nach innen vorspringenden, quadratischen Türmen geschützten Tore freizulegen. 2 Unter den Bauten im Inneren wurden bei den früheren Forschungen einige im Zentrum des Kastells stehende Gebäude aufgedeckt. Bekannt sind zum Beispiel das Principia- und Praetorium-Gebäude sowie nördlich von diesen das Lagerhospital (valetudinarium) , und im Teil der Praetentura kamen zu den Kasernen gehörende Gebäudereste zum Vorschein. Das Kastell wurde in den 260er Jahren im Laufe der barbarischen Angriffe zerstört. Seit 1971 bot sich auf dem Gebiet des Lagers keine Gelegenheit zu weiteren Forschungen. 3 Im vicus des Auxiliarkastells von Albertfalva dagegen fanden im vorangehenden Zeitraum intensive 2 Die der Donau zugewandte Seite des Lagers hat der Fluss vernichtet. 3 Die letzte Freilegung auf dem Gebiet des Kastells führte Tibor Nagy 1971 durch. Vorbericht s. „Anhang", Plan 1, Nr. 41-42.