Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.1. Eraviskersiedlungen im Raum Aquincum (Klára Póczy)
für jede Variante der aufgezählten eraviskischen Siedlungsformen Beispiele zutage brachten. Zeitalter des Augustus: Oppidum auf dem Gellértberg 1854 wurde an der Stelle der ehemaligen befestigten La Tène-D Siedlung eine mächtige Zitadelle errichtet, mit der man sowohl den Pester als auch den Budaer Stadtteil im Auge behielt. Diese im 19. Jahrhundert entstandene Festung beherrscht das Zentrum der ungarischen Hauptstadt noch heute. Doch bei ihrem Bau hatte man das Innere der Eraviskersiedlung nahezu vollständig verwüstet bzw. zerstört. In den 1930er Jahren kam es auf dem Gellértberg und im Stadtteil Tabán zu ersten archäologischen Ausgrabungen, wobei die keltische Abstammung der ihrer La Tène-D Kultur gehörenden Bewohner festgestellt wurde. Gleichzeitig vermutete man, daß die hiesige Siedlung, ähnlich wie andere Stammeszentren, ein Oppidum gewesen sein dürfte. Im Stadtteil Tabán wurde eine mutmaßliche Handwerkersiedlung freigelegt, die sich vom Nordhang des Gellértberges bis zur Donau erstreckte, und auf den südlichen Terrassen ein aus Holzhäusern und Wohngruben bestehendes Wohnviertel. Die früheren Ergebnisse der von Lajos Nagy geleiteten Grabungen fasste Eva Bónis zusammen (BONIS 1969). Seit 1981 fanden auf dem Gellértberg weitere archäologische Forschungen statt, (Abb. 1.) die neue Ergebnisse brachten. Der Verlauf der Festungsmauer und des Wehrgrabens, die ein Areal von etwa 30—33 Hektar umschlossen, konnten lokalisiert und die Mauerkonstruktion geklärt und dokumentiert werden. Man beobachtete drei Perioden: die früheste entstammte noch der Spätbronzezeit, die im Trockenverfahren verlegte Abb. 1. Das keltische Oppidum auf dem Gellértberg und die in seiner Umgebung freigelegten frührömischen Fundorte (nach M. Pető und Ph. Barrai) Steinmauer, der eraviskische murus Gallicus, war einmal erneuert worden. Nach der Räumung der Festung in der Römerzeit brannte man dann das gesamte Befestigungssystem nieder, das an diesem wichtigen strategischen Punkt über der Donau eine Gefahr bedeutet hätte (NOVÁKI-PETŐ 1988). Unter den Ergebnissen der neuesten Forschungen innerhalb der Wehranlagen verdienen die Formen einer Metallgießerei Erwähnung, denn sie vermag es, die Verbindung zum Material der früheren, Fibeln produzierenden Werkstatt herzustellen (PETŐ 1979), und uns zugleich dem Schauplatz der im Oppidum befindlichen eravaskischen Münzstätte näher zu bringen. Herausragender Bedeutung unter den früheren Metallfunden ist ein mit einem Löwenpaar verzierter bronzener Jochbeschlag, von dem man festgestellt hat, daß er aus Südgallien stammt (RADNÓTI 1950). Er zeigt die Handelsbeziehungen der Einheimischen zur westkeltischen Oppidum-Kultur. Ein - im Oppidum auf dem Gellértberg geprägter - Silberdenar (TORBA-