Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

2. Schwerpunkt und Charakteristika der Forschungen in Aquincum 1969—2002 (Klára Póczy)

Hier sei betont, daß die Ergebnisse der Grabun­gen in Aquincum im Zeitraum 1969-2002 auch im Einklang zu den Programmen internationaler wissenschaftlicher Organisationen bzw. Foren ste­hen. Diese offiziellen Organisationen und Gesell­schaften wurden in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, nachdem man erkannt hatte, daß eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Veröffentlichung wissenschaftlicher Forschungen unerlässlich ist. Sie konzentrierten ihre For­schungen auf ganz bestimmte Spezialgebiete, und in jedem davon übernahm auch Aquincum sein Pensum. Dadurch konnten die Ergebnisse aus Aquincum, die man im Ausland stets mit Auf­merksamkeit verfolgt hat, sofort in den Kreislauf der Geschichte des Römischen Imperiums einflie­ßen. Neben den beiden Gesellschaften mit der größ­ten Mitgliederzahl - Limesforschung und antike Stadtforschung (CICA) - beschäftigen sich andere mit jeweils einem Teilgebiet, wie das Kollegium für Epigraphie oder die Vereinigung der Kera­mikforscher (Rei Cretariae Romanae Fautorum), mit Wandgemälden (Association Internationale des Peintures et Mosaics Antiques), Gläsern (Associa­tion Internationale pour l'Histoire du Verre), dem Bronzehandwerk, den Wasserleitungen bzw. der Kanalisation (Frontinus-Gesellschaft) und deren französischer Variante (EAU), und wieder andere sind in erster Linie auf das Kunstschaffen spezi­alisiert. Sie halten ihre Sitzungen regelmäßig alle zwei bis vier Jahre ab und geben regelmäßig ihre eigenen Publikationen heraus, in denen auch die Ergebnisse aus Aquincum nie gefehlt haben. Ergebnisse der epigraphischen Forschungen sind unter anderem neue Beobachtungen und Mittei­lungen in Bezug auf die Umgestaltung und Orga­nisation der eraviskischen Civitas (MÓCSY 1970, MÓCSY 1979, FITZ-MÓCSY-SOPRONI 2001). Dank der zahlreichen neuen Inschriften der Statt­halter von Pannónia Inferior wurde die Bewertung dieses Postens (FITZ 1970, NÉMETH 1976/1, FITZ 1993-95), die Klärung der Beziehungen zwischen dem Auftrag des tribunus laticlavius bzw. der Statthaltern (FITZ 1982/1, KOCSIS 1991, PÓCZY 1996) sowie die Ausarbeitung des Verhältnisses zwischen den Statthalter von Aquin­cum und den pannonischen Kaisern (FITZ 1969, MÓCSY 1977, FITZ 1982/2) zum vielleicht bedeutendsten Forschungsgebiet des Zeitalters. Auch die durch neue pannonische Inschriften bekannt gewordenen Organisationen der zu dauer­haften Städten herangewachsenen canabae legionis der entlang des Rhein-Donau-Limes stationierten Legionen bildeten Gegenstand zahlreicher Studien der in- und ausländischen Forschung (PÓCZY 1967, MÓCSY 1972, KOVÁCS 1999). 3 Unter den Ergebnissen der Keramikforschung 4 sei hier die Freilegung eines Teils der sechs an der Wende 1.-2. Jahrhundert annähernd gleichzei­tig tätigen Töpferwerkstätten in Aquincum sowie die Neubewertung des aus älteren Ausgrabungen stammenden Fundmaterials erwähnt. Im Zuge der Untersuchungen stellte sich heraus, das jeder Militärverband eine eigene Werkstatt hatte, die für seinen Bedarf und den Bedarf der umliegenden Einwohnerschaft sorgte. 22 namentlich erwähnte Töpfermeister aus Aquincum ermöglichten es, die verschiedenen gleichzeitig wirkenden Einflüsse im Bereich der Keramikproduktion zu analysieren (BÓNIS-GABLER 1990, PÓCZY-ZSIDI 1992, BÓNIS 1993). Darüber hinaus konnten die sich je nach Zeitalter ändernden Beschaffungsquellen der Heereslieferanten im 2. und 3. Jahrhundert verfolgt werden (PÓCZY 1972/1). Durch Nut­zung modernster Forschungsmethoden, z. B. der Archäometrie, gelang es, den Kreis der Herstel­lung und Benutzung einer Warensorte (mortaria) zu dokumentieren (ZSIDI-BALLA 2000). Die Bronzeforschung beschäftigte sich in erster Linie mit dem Import der Bronzestatuetten (SZIRMAI 1986, SZIRMAI 1988). Interessante Ergebnisse brachte aber auch die Lokalisierung einzelner Produktionszentren, wo (scheinbar unbedeutende) militärische Ausrüstungsgegen­stände hergestellt wurden. In anderen Fällen ließ 3 Vittinghoff, Fr., Die Bedeutung des Legionslagers für die Entstehung der römischen Städte an der Donau und in Dakien. Studien zur europäischen Vor- und Frühgeschichte. 1968, 132-142. 4 Ausführlich beschäftigt sich mit dem Thema das Kapitel „Lokales Gewerbe und Handel" (6.1.).

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