Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.3. Baugeschichtliche Skizze der Zivilstadt (Paula Zsidi)
1992, 67; MÁRITY 1993, 138, Abb. 2), doch das geht höchstwahrscheinlich auf die weitere Einteilung des früher bestehenden Stadtgefüges (ZSIDI 1997/1, 282) und nicht auf die Zusammenlegung der Grundstücke des neu abgesteckten Systems zurück. In der Orientierung einzelner Gebäude der Zivilstadt war im Laufe der severischen Umbauphase eine leichte Abweichung zu beobachten, 7 die eventuell damit zu erklären ist, daß während die frühere Einteilung an der nordsüdlichen Route ausgerichtet war, sich die severische, gewichtigere an der ostwestlichen Route orientierte. Bereits Tibor Nagy hat die Bedeutung der zur Donau führenden ostwestlichen Verkehrsader im Laufe des 3. Jahrhunderts hervorgehoben (T. NAGY 1973, 119). Die „Verdichtung" des Insula-Systems lässt sich auch mit einer bedeutenden Zunahme der Stadtbevölkerung während der Severerzeit begründen (PÓCZY 1976/4, 46), was neben der Erweiterung des Urbanen Komforts und des Kanalisationsnetzes zugleich eine Leistungssteigerung der Wasserleitung erforderlich machte (PÓCZY 1995, 472). Bei den neuen Ausgrabungen stellte sich heraus, daß in dem durch die Zivilstadt verlaufenden Abschnitt des Aquädukts die Öffnungen zwischen den Pfeilern zugemauert wurden (KABA 1976, 226), was vielleicht Bestandteil der gerade den Anforderungen der Severerzeit entsprechenden, zur Erhöhung des Wasseraufkommens notwendigen technischen Lösung war. Gleichzeitig gingen die damaligen Bauarbeiten mit einer beträchlichen Niveauanhebung einher (PÓCZY 1995, 473), wodurch auch der Fußgängerverkehr zwischen dem östlichen und westlichen Teil der Stadt unmöglich wurde. Danach konnten die Stadtbewohner nur noch die beiden auch für Wagen geeigneten Durchfahrten benutzen. Den severischen Umbau der Gebäude im Stadtinnern behandeln mehrere zusammenfassende Arbeiten (T. NAGY 1973, 118-119; PÓCZY 1976/4, 44-48; MÁRITY 1992, 69-70). Mit wichtigen neuen Informationen dienten der Vor7 Zuletzt z. B. beim Symphorus-Mithräum: ZSIDI 2002/3, 44, Abb. 2. bericht über die Nachgrabung im Stadtzentrum (Forum, große öffentliche Therme, Macellum: PÓCZY 1970, 182-186), die Freilegung einzelner Gebäude der südöstlichen Region (Bad der Herberge: ZSIDI 1995/1, 44-48, collegium centonariorum: ZSIDI 1997/4, 50-52, Symphorus-Mithräum: ZSIDI 2002/3, 38-48) sowie die Grabungsergebnisse des sog. Victorinus-Hauses 8 (NÉMETH 1991/1, 94) bzw. des ersten Gebäudes innerhalb des nördlichen Stadttores (ZSIDI 2000/2, 135). Auf Grund der Eigenheiten, die der Gebäudegrundriss des Macellums aufweist, sind bei den Bauten der Zivilstadt aus dem 3. Jahrhundert vorhandene nordafrikanische Beziehungen und Einflüsse zu vermuten. 9 Neue Befunde 10 (MÁRITY 1992, 69) belegen den Umbau des Amphitheaters (Schaffung einer Ehrenloge und neuer Aufgänge) während der Severerzeit. Die neuen Informationen bezüglich der Bebauung außerhalb der Stadtmauer wurden bereits in Verbindung mit der Stadtmauer und den Wehranlagen publiziert. Zur gleichen Zeit, da die Stadt expandierte, wandelte sich auch ihre Umgebung (ZSIDI 1997/1, 281-282; ZSIDI 2002/1, 136-137). Das sich an der nach Süden führenden Straße entwickelnde Gräberfeld wurde nicht mehr belegt, in seiner Nähe nahm eine Töpfersiedlung ihre Tätigkeit auf (BÓNIS 1993, 229-232; ZSIDI 2002/4, 155). Gleichzeitig gab man das große Handwerkerviertel im Osten auf und nahm deren Gebiet mehr und mehr zu Bestattungszwecken in Anspruch (ZSIDI 2001/1, 78-81). Die Zivilstadt in spätrömischer Zeit (4. bis Anfang 5. Jahrhundert) Uber die spätrömische Baugeschichte der Zivilstadt von Aquincum wissen wir relativ wenig, und daran konnten auch die Forschungen im vorangehenden Zeitraum nichts Wesentliches ändern. 8 Grabung von O. Madarassy. S. dazu Abschnitt „Die Erforschung der Zivilstadt, ihre geographische Lage" (5.4.1.), Anm. 3. 9 S. Anm. 6. 10 Grabung K. Póczy und Gy. Hajnóczi 1970, Plan 1, Nr. 13.