Budapest Régiségei 40. (2007)

TANULMÁNYOK - Nagy Margit: Kora népvándorláskori sírleletek Budapest területéről = Grabfunde aus der frühen Völkerwanderungszeit im Gebiet von Budapest 95

KORA NÉPVÁNDORLÁS KORI SÍRLELETEK BUDAPEST TERÜLETÉRŐL GRABFUNDE AUS DER FRÜHEN VOLKERWANDERUNGSZEIT IM GEBIET VON BUDAPEST Die archäologische Hinterlassenschaft der Bewohner des Budaer und Pester Donauufers im 5. Jahrhundert ist wenig bekannt. Nach unseren heutigen Kenntnissen bewohnte ein kleiner Überrest der spätrömischen Bevölkerung weiter die früheren Wohnstätten in Aquincum und seiner weiteren Umgebung; die neuen Ansiedler bestatteten auf der Pester Seite im Tal des Rákos patak (Rákos-Bach), auf der Budaer Seite auf dem Gebiet der römischen canabae und in der Nähe des Donauufers. Die geringe Anzahl von frühvölkerwanderungszeitlichen Fundkomplexen läßt die detaillierte Publizierung der bisher nur durch Erwähnungen bekannten drei Gräber als begründet erscheinen. 1. X. KERESZTÚRI ÚT 162, NORDUFER DES RÁKOS-BACHES Im März 1969 wurden nördlich von der Keresztúri út, bei der Vertiefung des provisorischen Bettes des Rákos-Baches, in ca. 60 cm Tiefe Menschenknochen gefunden (Abb. 1.3, FO 1). Bei der Auffindung lagen nur Becken und Unterschenkelknochen in situ; die Knochen des Oberkörpers und der Schädel waren mit dem lockeren Sand der Uferböschung herabgefallen. Im Sand auf der Sohle des Bettes stießen die Berichterstatter auf den intakten Schädel und einen Tonkrug mit abgebrochenem Henkel. Sie legten die in der Uferböschung in situ in S-N­Richtung liegenden Unterschenkel frei, bei denen sich allerdings keine Beigaben mehr befanden. Auf dem Grund des Bettes sammelten sie auch die übrigen Knochen des Oberkörpers ein. In der Nähe der Halswirbel gelang ihnen, einen intakten Goldtorques mit Halbmondanhänger zu finden. Im herabgefallenen Ufersand lag unweit des Torques auch eine stark oxydierte Lunula-Bronzefibel mit zerbrochener Nadelkonstruktion. Die Berichterstatter übergaben die Funde dem Budapester Historischen Museum und die Menschenknochen dem Archäologischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zur Untersuchung. Gemäß der anthropologischen Bestimmung hatte man in dem Grab einen etwa 20­25 Jahre alten Mann bestattet. Während meiner Ortsbegehung untersuchte ich die etwa 4 m hohe Nord- und Südböschung des provisorischen Bachbettes gründlich. Unter der 20­25 cm dicken oberen Humusschicht zog sich eine reine Flußsandschicht hin, in der ich keine weitere Eingrabung entdecken konnte. Die Kanalisa­tionswerke ließen im Laufe des April in der Umgebung des Grabes beide Seiten des Bachbettes maschinell abhobeln. Auch bei diesen Erdarbeiten war ich anwesend. In der Umgebung des Grabes mit Goldschmuckbeigabe fand sich auf den den Bachlauf einfassenden Sanddünen im Umfeld von 200-250 m keine Bestattung oder sonstige archäologische Erscheinung. BESCHREIBUNG UND ANALYSE DER FUNDE Goldtorques. Viereckiger Querschnitt, aus tordiertem Draht, mit Schlaufen- und Hakenverschluß. Der Drahtabschnitt vor dem Verschlußteil war rund gehämmert. In der Mitte des Torques hing ein hufeisenförmiger, goldgegossener Anhänger mit halbrunden Enden. Die gerillte Anhängeöse war gebogen an den Anhänger angelötet. Die Farbe des Goldes von Torques und Anhänger stimmt überein, Abnutzungsspuren waren an beiden nicht zu erkennen. Dm: 14,5 cm. Draht-Dm: 0,2 cm. Anhänger-Dm: 1,8 cm. Gewicht zusammen mit Anhänger: 13,37 g (Abb. 1.1, la; Abb. 2.1). Lunula-Bronzefibel. Gegossene, flache lunula- oder peltaförmige Scheibe, an den Enden in Doppelzacken gespalten, weitere Zacken am Gipfel der Wölbung. Auf der Vorderseite der Fibel konnten bei der Auffindung noch Teile des Silberblechbelages beobachtet werden, die bei der Restaurierung vernichtet wurden. In der Mitte des Bleches ist die 1 mm vertiefte Stelle einer runden Email- oder Steineinlage zu erkennen, mit einem Befestigungsloch in der Mitte. Den Rand der runden Einlage umgibt eine schwach sichtbare punzierte Punktreihe. Auf der Rückseite sind vom Federhalterblech und dem Nadelblech nur abgebrochene und abgenutzte Stümpfe erhalten. Dm: 4 cm (Abb. 1.2; Abb. 2.2-2«). Tonkrug. Dunkelgrau, geglättete Oberfläche, scheibengedreht. Rand trichterförmig nach außen gebogen. Rand an zwei Stellen etwas eingedrückt, um das Ausgießen der Hüssigkeit zu erleichtern. Auf dem Hals eine plastische Rippe, unter der das Bandhenkelfragment ansetzt. Der Henkel weist einen alten Bruch auf. Am Hals und auf dem oberen Drittel längs eingeglättete Linienzier. Oberfläche stark abgenutzt, oberste Schicht an mehreren Stellen abgelöst, besonders links vom unteren Henkelansatz. H: 17 cm. Rand-Dm: 6,8 cm. Boden­Dm: 6 cm (Abb 3.1a-f). Da die Zusammengehörigkeit der Funde chronologisch problematisch ist, muß erwogen werden, ob sie wirklich zu einem Grab gehörten. 123

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