Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Szilas Gábor: Die Freilegung eines bronzezeitlichen Brunnens speziellen Typs in Dunakeszi = Egy egyedi típusú bronzkori kút feltárása Dunakeszin 291-303

GÁBOR SZILAS tem Schacht zutage kamen. Zwei davon hatten eine Bretterkonstruktion (Ob). 568 und 2399), zwei andere eine geflochtene Konstruktion (Obj. 312 und 2110). Der fünfte Brunnen, der nachstehend analysiert wird, war ein aus einem ausgehöhlten Baumstamm gefer­tigter sog. Röhrenbrunnen (Obj. 315, Abb. 1. 1). FRHLEGUNG UND AUFRÄUMUNG DES BRUNNENS Der oben erwähnte sumpfige Siedlungsteil konnte an der Oberfläche von dem Hügel abgesondert wer­den. Nach der maschinellen Entnahme der Bettauffül­lung wurde jedoch klar, dass es hier um ein tiefer liegendes, mit Schlamm aufgefülltes Terrain geht, des­sen Verfüllung sich von dem gelben löß- und sand­haltigen Untergrund scharf trennte. In diesem Streifen wurde der Humus weiterhin maschinell abgetragen. Nach der Entnahme der oberen 80-100 cm dicken, dunkelbraunen, schlammigen Schicht folgte ein 4-5 m breiter, braungrüner Streifen mit scWammig-lehmiger Einfüllung, in der die archäologischen Befunde als dunkle Verfärbungen zu beobachten waren. Im Laufe der Freilegung der oben trichterförmigen Grube, 20 cm tiefer unter dem Niveau, auf dem die Verfär­bung des Brunnens erfasst wurde, folgte eine 10-15 cm dicke, wenige Funde enthaltende Lehm­schicht. Darunter beobachteten wir eine braune Lehm­schicht, die in Richtung der Grubenmitte verlief. In einer Tiefe von 45 cm folgte erneut eine schwarze Schicht, die bereits reiches Knochen- und Keramikma­terial enthielt. Danach begann eine gelblich-bräunlich­grünliche, stark lehmhaltige, ebenfalls abfallende Schicht, die im mittleren Teil der Grube 85 cm und an ihrem Rand 45 cm tief war. Anschließend arbeiteten wir mit Spachteln weiter. In einer Tiefe von 95 cm, wo die Breite der Arbeitsgrube schon schmaler als 1 m war, erschien die 20 cm dicke Brunnenverschalung, deren Durchmesser 63 * 76 cm betrug. Im Laufe der Arbeit lockerte das seitwärts einsickernde Grundwas­ser die Wand des Brunnen immer mehr auf, so dass die Holzkonstruktion jeden Morgen mit Schlamm be­deckt war. Im Interesse der Sicherheit mussten wir die Umgebung des Schachtes maschinell ausweiten und abschrägen, wodurch leider alle weiteren Informatio­nen bezüglich der ursprünglichen Form der Arbeits­grube des Brunnens verloren gingen. Wir begannen, die schwarze, lehmige Verfüllung innerhalb der Verschalung abzugraben und fanden dabei in ca. 40 cm Tiefe die Bruchstücke eines Napfes mit Ausgussrohr. 20 cm darunter lagen die Scherben eines Henkelgefäßes mit eingeritzter, inkrustierter Verzierung, ferner das Bodenfragment eines Gefäßes (Abb. 1. 2, 2. 1) und die Bruchstücke eines gelbroten Gefäßes. Unter diesen kamen rote und schwarze, po­lierte Gefäßfragmente bzw. eine doppelkonische Henkelschale zum Vorschein. Der Baumstamm konnte bis zu einer Tiefe etwa von 150 cm erschlossen werden. Angesichts der un­möglich werdenden Umstände und im Interesse der Rettung des Holzmaterials entschieden wir, dieses so­fort wegzuräumen. Die Holzverschalung wurde au­ßen und innen in mehreren Schichten mit einer Folie umgeben und das Innere mit einem speziellen Schaum ausgefüllt. Am nächsten Tag hoben wir das Holz mit maschineller Hilfe heraus. Dabei blieb der untere, ca. 30 cm lange Teil der Holzkonstruktion lei­der in der lehmigen Erde stecken, während das ge­hobene, mehr als 100 kg schwere Stück in drei Teile brach (Abb. 1. 4). Röhrenbrunnen Mit Rücksicht darauf, dass Brunnen ähnlichen Typs in der ungarischen archäologischen Fachliteratur nicht bekannt sind, soll dieser Fund ausführlich behandelt werden. Die Bretterverschalung des Brunnenschachtes ver­tritt eigentlich ein Entwicklungsniveau zwischen den unverschalten sog. Erdbrunnen und den aus Steinen oder Ziegeln gebauten Typen. Von diesen ist der Röh­renbrunnen eine der einfachsten Formen, während er wegen seiner Konstruktion zu einem sehr seltenen Brunnentyp gehört. Solche Brunnen konnte man wegen der bestimmten Größe in der Nähe von Müssen und Teichen - welche Gebiete niedriger als die Umge­bung liegen und ein hohes Grundwasserniveau haben - und wegen ihrer Konstruktion in bewaldeten Gebi­eten anlegen. Eben darum waren solche Brunnen im vorigen Jahrhundert in den Regionen Göcsej und Őrség (Wachau) noch in Gebrauch. 6 Infolge der tech­nischen Entwicklung wurden sie aber immer seltener gebaut. Es war nämlich einfacher, ihre Verschalung aus kleineren Elementen, z. B. aus Brettern, herzustellen. Auf Grund der ethnographischen Parallelen kann ihre Bauweise folgendermaßen rekonstruiert werden: Man schlug überwiegend alte Eichen aus, schnitt den Stamm unter den Ästen ab und spaltete dann den Stamm in zwei Teile. Das Innere des Stammes wurde mit Werkzeugen und Feuer sorgfältig ausgehöhlt, die Oberfläche glatt behauen. Danach stellte man sie in die Grube, befestigte sie aneinander und füllte den Zwischenraum mit Erde aus. Der 60-120 cm hohe Brunnenkranz war eigentlich der obere, herausra­gende Teil des Stammes, der bedeckt wurde. 7 Für den Röhrenbrunnen von Dunakeszi wurde eine alte Ulme (Ulmus sp.) ausgehöhlt. 8 Außen ist ihre Oberfläche knorrig, wahrscheinlich war sie von einer 6 GÖNCZI 1905. 8. Dagegen verfügen wir über keine Angaben solchen Charakters in der Landschaft Kis-Sárrét, entlang des Körös-Flusses: FEHÉR 1938. 180. 7 GÖNCZI 1905. 8-9. 8 Die Bestimmung von Dr. Károly Babos (Eötvös-Loránd-Univer­sität, Lehrstuhl für Pflanzensystematik). 292

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