Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)
Ruttkay, Elisabeth: Das endneolithische Hügelgrab von Neusidel am See, Burgenland : zweite Vorlage, Teil 1., Die Fazies Neusiedl = Egy későneolitikus halomsír Nezsiderből (Neusidel am See, Burgenland) 145-170
ELISABETH RUTTKAY fläche mit einem hellbraunen Grundton, gelegentlich mit schwarzen Flecken. Der schlanke Krug besitzt einen gut abgesetzten flachen Boden, eine konisch aufsteigende Wand mit tiefsitzendem Umbruch, von dem deutlich abgesetzt, eine Schulter bildend, der fast zylindrische hohe Hals emporsteigt. Die Randlippe ist leicht ausladend. Ein breiter randständiger Bandhenkel überbrückt fast den ganzen Hals, der aber doch noch oberhalb des Bauchumbruches am Hals endet. Die symbolhafte Verzierung ist in Furchenstich ausgeführt. Im unteren Halsbereich sind drei auf die Spitze gestellte schraffierte Rhomben umlaufend, symmetrisch verstreut: einer gegenüber dem Henkel, die zwei anderen links und rechts davon. Zwei original vorhanden, der dritte ist eine moderne Ergänzung. An den Rhomben ist an ihren Ecken mit kurzen schrägen Einzelstichen je ein Dreiecksmotiv angedeutet. Der breite Bandhenkel trägt auch auf die Spitze gestellte schraffierte Rhomben, die bandförmig senkrecht laufend die Hache ausfüllen. Unterhalb des Henkels befindet sich eine waagrechte Wellenlinie, an die sich unten eine Reihe kurzer Einstiche anschließt. Heute sieht man keine Spuren einer Inkrustierung, doch wahrscheinlich sollte man sie voraussetzen. H. 10,2 cm, Stfldm. 6,0 cm, Mdm. 9,5 cm, Bdm. 13,0 cm, Hbr. 4,0 cm, Wandst. 0,5 cm. InvNr. 22.385 (Abb. 4. la-lc). 4. Krug (hohe Tasse). Dem vorangehend beschriebenen Krug im Aufbau vollkommen entsprechend, nur noch schlanker. Auch seine keramiktechnischen Qualitäten sind dem anderen Krug sehr ähnlich. Das Gefäß ist bis auf ein kleines Randstück vorne vollkommen erhalten. Dem randständigen Bandhenkel gegenüber, etwa dessen Ansatz am Gefäß in der Höhe entsprechend, sind vorne am Hals zwei kleine runde Knubben aufgesetzt. Wahrscheinlich eine vage Andeutung einer anthropomorphen Symbolik. Seitlich unterhalb des breiten Bandhenkels, beiderseits anschließend, sind zwei kleine, gebogene, glatte Tonauflagen angebracht (der Henkel ist somit ein „Barthenkel"). H. 16,7 cm, Stfldm. 7,8 cm, Mdm. 10,0 cm, Bdm. 12,3 cm, Hbr. 3,8 cm. Wandst. 0,6 cm. InvNr. 22.386 (Abb. 4. 2a-2c). 5. Absichtlich zerstückelte, zweihenkelige, wiederhergestellte Amphore aus hart gebranntem Ton. Gut abgesetzte Standfläche, eiförmiger Gefäßkörper, zylindrischer Hals, gerade abgeschnittener Rand. Ehemals wahrscheinlich braun, graubraun, matt, am unteren Teil des Körpers mit feiner Besenstrichrauung. Knapp unterhalb des Körperumbruchs zwei gegenständig angebrachte englichtige Bandhenkel mit waagrechter Öffnung. Das heutige Erscheinungsbild des Gefäßes ist das Ergebnis der Wiederherstellung. Ganz besonders betrifft dies die glänzende, dunkle Oberfläche. Nach mündlicher Überlieferung war damals in den Werkstätten des Urgeschichtlichen Instituts der Universität Wien, wo der Fund behandelt wurde, bei der Vollendung der Präparation mancher Gefäße ein Überzug mit schwarzer Schuhpaste in Gebrauch. Wahrscheinlich war dies bei den Gefäßen von Neusiedl am See auch der Fall gewesen. H. 50,0 cm, Stfldm. 16,0 cm, Mdm. 13,0 cm, Bdm. 34,6 cm, Hbr. 6,0 cm, Wandst. 1,2 cm. InvNr. 22.390 (Abb. 4. 3). 6. Zwei Randscherben eines feineren, verzierten Gefäßes mit längerem, leicht eingezogenem Hals. Hart gebrannter, hellbraun/ockerfarben gefleckter Ton, geglättete Oberfläche. Knapp unterhalb des Randes befindet sich die Verzierung: zwei umlaufende, parallele Reihen von feinen, jedoch tiefen, runden Einstichen mit Resten weißer Inkrustierung. Erhaltene H. 5,0 cm, Mdm. etwa 12 cm, Wandst. 0,4 cm. InvNr. 22.387a, 22.387b. 7. Trichterrandschale, aus sehr wenigen Fragmenten rekonstruiert. Etwa ein Viertel des Gefäßes ist erhalten, darunter ein größeres Fragment, vom Rand bis zum Boden (Boden fehlt) fast ein ganzes Profil mit anhaftendem randständigen Bandhenkel. Hart gebrannter, hellbraun-schwarz gefleckter Ton. Die Schale besitzt eine konisch aufsteigende Wand, runden Schulterumbruch und einen höheren trichterförmigen Rand. Der randständige Bandhenkel überbrückt den Rand bis zum Schulterumbruch. Rekonstruierte H. 9,0 cm, Stfldm. (ergänzt) 4,0 cm, Mdm. 15,5 cm, Hbr. 2,0 cm, Wandst. 0,5 cm. InvNr. 22.384 (Abb. 7). 5. DIE RELATIVCHRONOLOGIE DER GRÄBER 5. 1. Die Forschungsgeschichte Richard Pittioni datierte seinerzeit den Grabhügel von Neusiedl am See dem damaligen Vergleichsangebot für die Grabkeramik entsprechend (bestehend aus zwei Krügen (Tassen), einer Amphore und einer Trichterrandschale) in die Vorbadenzeit mit „nordischer Grundorientierung". 18 Diese vorbadener Position des „Typus Neusiedl" 19 lässt Pittioni in seinem letzten zusammenfassenden Werk über die Urzeit Österreichs, trotz des inzwischen bekannten neuen Vorschlags für die Datierung von Bona, unverändert gelten. War früher für Pittioni bei der Datierung des Hügelgrabes von Neusiedl die Analyse der Keramikformen ausschlaggebend (er fand Entsprechungen in Walternienburg und in der Schnurkeramik), richtete er sich nunmehr eher nach der Verzierung. Neusiedl wurde, gleichzeitig mit Retz, in Proto-Baden untergebracht: „Eine ältere Schichte, deren Keramik noch mit dem Furchenstich- oder Tief stichornament der Trichterbecherkultur geschmückt wird." 20 Nach dem heutigen Bild über die Furchenstichkeramik Typus Retz 18 PITTIONI 1947 » PITTIONI 1954.182-184 20 PITTIONI 1980. 25 148