Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Goldman György - Szénászky Júlia: Ein Gesichtsgefäß der Szakálhát-Kultur = A szakálháti kultúra arcos edénye 55-61

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. GYÖRGY GOLDMAN - JÚLIA SZÉNÁSZKY EIN GESICHTSGEFÄß DER SZAKÁLHÁT-KULTUR Auf dem Fundort Gyoma-Őzed gibt es seit Jahrzehn­ten eine große Sandgrube, in der der Rand einer neolithischen Siedlung Ende der 70er Jahre des vori­gen Jahrhunderts mit der Sandentnahme erreicht wurde. An dieser Fundstelle führten wir im Jahre 1979, 1981 und 1982 Rettungsgrabungen durch, an denen unter anderen neolithische Gräber und Gruben erschlossen werden konnten. 1 Unter den Befunden ist die Grube 4/a von Bedeutung. Dieses Objekt ist bienenkorbf örmig, sein oberer Teil breitet sich auf der nördlichen Seite aus. Am Rand beträgt der Durch­messer 160 cm (beim breitesten Teil 470 cm) und auf der Sohle 250 cm. Vom neolihischen Fußboden gemessen war diese Grube etwa 2 m tief. Die Ausfül­lung war im oberen, 1 m starken Teil und in der Aus­breitung bräunlich. In dieser Schicht kamen neolithi­sche Keramikbruchstücke, in erster Linie die der Alföld-Linienbandkeramik (ALBK) sporadisch zum Vorschein. Darunter zog sich eine etwa 50 cm dicke, gemischte, gebrannte, an Holzkohlenresten reiche, aber an Keramikfunden arme Schicht, darunter eine nur einige cm starke, gelbe Lehmschicht. Unter dieser Schicht stießen wir auf eine ca. 40 cm starke graue, aschenlialtige, winzige, ausgebrannte Lehmbewurf­stücke enthaltende Schicht, in der die zueinander gehörenden Bruchstücke eines großen Gesichtsge­fäßes außer einigen neolithischen Fragmenten lagen. Eine einige cm starke schwarze, gut ausgebrannte Schicht bezeichnete die Grubensohle (Abb. 1). Die Beschreibung des Gesichtsgefäßes: Es hat einen zylindrischen Hals und eiförmigen Körper. Auf der Schulter befinden sich zwei gebogene Bandhenkel ovalen Durchschnittes. Vorne in der Mitte sind die plastische Nase und die zwei eingeritzten Augen unmittelbar unter dem Rand zu sehen. Unter der Nase wurde der Mund mit einer waagrecht eingeritzten Linie bezeichnet, von der Mitte dieser Linie geht eine senkrecht eingeritzte Linie bis zur Gefäßschulter aus, auf der vorne zwei parallel eingeritzte Linien herum­laufen. Beiderseits des Gesichtes steht je ein Dreieck symmetrisch, die Spitze der Dreiecke reicht bis zur Mundhöhe. In der Nähe der Vorderseite des Ge­fäßhenkels wurden die menschlichen Ohren über dem oberen Ansatz des Gefäßhenkels symmetrisch mit zwei gebogenen, vom Gesicht offenen plastischen Leisten bezeichnet. Im unteren Drittel wurden sie *Die Funde sind im Munkácsy-Mihály-Museum von Békéscsaba uninventar isiért zu finden. Sie wurden teils restauriert. durchbohrt. Zwischen der Darstellung des mensch­lichen Ohres und des Gefäßhenkels sind eingeritzte, ste­hende Rechtecke in zwei Spalten, auf der Hinterseite des Gefäßhalses drei waagrechte, parallele Linien und hinter den Gefäßhenkeln je eine senkrecht eingeritzte Linie zu sehen. Der Gefäßbauch ist durch vier symmetrisch ange­ordnete, eingeritzte Spiralbänder bedeckt, sie vierteilen den Kreisbogen des Gefäßbauches. Vorne, auf dem weitbäuchigsten Teil befinden sich je zwei senkrechte Stichverzierungen zwischen den Spiralen. Auf der gan­zen Oberfläche des Gefäßes sind sehr schön erhalten gebliebene Spuren der pastosen roten Bemalung zu sehen. Es gibt keine Brandspuren, das Gefäß geriet also nach dem Brand auf die Grubensohle. Es gelangte in zerbrochenem Zustand in die Grube, aber war zusam­menzustellen, nur ein kleiner Teil fehlt. Das Gefäß ist 46 cm hoch, der Durchmesser des Mundes beträgt 19 cm und der des Bodens 16 cm (Abb. 2-4). Die Menschendarstellungen, so auch die Gesichts­gefäße standen immer im Mittelpunkt der archäolo­gischen Forschung. Unter den neolithischen Funden des Karpatenbeckens sind zahlreiche Gesichtsgefäße von Anfung des Neolithikums an zu finden. In grö­ßerer Zahl sind sie unter den Keramikfunden der Li­nienbandkeramikkulturen vorhanden, 2 aber massen­haft tritt dieser Gefäßtyp kennzeichnend in der Sza­kálhát-Kultur 3 auf. Innerhalb der erwähnten-Kultur war die Häufigkeit dieses Typs auf den Fundorten in der Umgebung von Battonya am größten. Die dort registrierte lange Serie gab uns den Anlaß, die kenn­zeichnenden Merkmale der Gesichtsgefäße zu be­stimmen, ihre innere Chronologie auszuarbeiten 4 und es zu erkennen, daß diese sich in der Szakálhát-Kul­tur in weitem Kreis verbreitete Gefäßform nicht ein­fach das menschliche Gesicht, sondern den Menschen selbst darstellt. Das Gesichts gefäß von Gyoma kann aufgrund seiner Form, der eingeritzten Verzierungen und deren techni­scher Ausführung, aufgrund der Darstellung des Ge­sichtes und der das Gesicht beiderseits abschließenden eingeritzten senkrechten Säulen, ferner aufgrund der waagrecht eingeritzten parallelen Linien und auf dem Bauch des Gefäßes eingeritzten Bandverzierungen ein­2 KALICZ-MAKKAY 1977; PAVLÜ 1998; KALICZ-KOÓS 2000. 3 GOLDMAN 1976; HEGEDŰS 1984; RACZKY 2000. 4 Zu der frühen Periode s. SZÉNÁSZKY 1990. zu der späten: GOLD­MAN 1976. 55

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