Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)
Kalicz Nándor: Eigenartige anthropomorphe Plastik der kupferzeitlichen Badener Kultur im Karpatenbecken = A rézkori Baden kultúra sajátságos ember alakú plasztikája a Kárpát-medencében 11-53
NÁNDOR KÀLICZ vertreten. 14 Daher verdienen die mehr als 90 Exemplare (Fragmente) aus dem Karpatenbecken mit ihrer einheitlichen Form besondere Aufmerksamkeit. Zudem kann man bei den Statuetten mit mobilem Kopf nur auf Grund der Gesamtmerkmale eine engere Beziehung zu entfernten Gebieten herstellen. Merkwürdig ist, dass es aus der Cotofeni-Kultur, die mit der Badener Kultur am engsten verwandt scheint und in ihrer nächsten Nachbarschaft verbreitet war, bislang keine einzige Statuette mit mobilem Kopf gibt. Dies dürfte kein Zufall sein. Eventuell kann man in diesem Unterschied die Widerspiegelung einer gewissen Verschiedenheit im den Sinngehalt der Statuetten oder eine andere Form der Ideenwelt voraussetzen. Wie es scheint, umreißen die wenigen Statuetten der Cotofeni-Kultur eine Einheitlichkeit anderer Art. Die typischen Merkmale sind: ein aufwärts gerichteter, schräg stehender und scheibenartiger Kopf (Maske?), stumpf artige, waagerechte Arme und ein mehr oder minder flach modellierter Körper. 15 Eine interessante Ähnlichkeit lässt sich zwischen den Statuetten der Cotofeni-Kultur und jenen aus der Frühbronzezeit Westanatoliens mit eigenartiger Kopfmodellierung entdecken. 16 Wahrscheinlich ist die Ähnlichkeit zufällig, denn in beiden weit voneinander entfernten Gebieten ist die kräftige Betonung der Maskendarstellung charakteristisch. Gemeinsamkeiten in beiden Gebieten sind daneben die Markierung des Kreuzbandes, die Betonung des Schamdreiecks und der flach gestaltete Körper. 17 Dennoch darf man nicht außer Acht lassen, dass die westanatolischen Statuetten meist sitzende Gestalten darstellen, 18 es gibt allerdings auch einige stehende Figuren (Abb. 26. 2, 4). 19 Und sogar eine flache Statuette mit mobilem Kopf wurde dort gefunden, die den Statuetten der Badener Kultur sehr ähnelt (Abb. 26. 2). 20 Desweiteren erscheinen in der Badener Kultur einige Idole mit Köpfen, die zum Teil als Verwandte der Statuetten aus der Cotofeni-Kultur betrachtet werden können. 21 Trotz gewisser ähnlicher Tendenzen bei den 14 Ich halte die Auffassung von M. Bondar, dergemäß sie über neuere (kopflose) und „vergessene" Idole der Badener Kultur schreibt (BONDAR 1999, 39-59), für nicht richtig. Die veröffentlichten Idole können niemals als „vergessen" betrachtet werden, denn wenn sich jemand sich mit ihnen beschäftigen möchte, sind sie in den Publikationen leicht zugänglich Also ist dies kein Problem, und man darf nicht ohne Grund eine Meinung über „vergessene Idole" äußern «ROMAN 1976. Abb. 51, 5-9,11-12; RISCUÎA 1996. Taf. 1, 1-5, Taf. 2, 1-5,7-8, Taf. 3, 1. 16 KORFMANN 1979. 187-200, Abb 1,1-4, Abb. 2-6, Taf. 29-^32. ^KORFMANN 1977-78. Abb. 17-20; Ders. 1979. Abb. 5. 1-9; Ders. 1980. Taf. 16. 1. «KORFMANN 1977-78. Abb. 17, 1-3, Abb. 19, 4, Abb. 20, 2; Ders. 1979. Abb. 5, 6,8-9. « KORFMANN 1977-78. Abb. 18, Abb. 19, 1-Z, Abb. 20,1; Ders. 1979. Abb. 1 4-5; Ders. 1980. Taf. 16,1-2. 20 KORFMANN 1979. Abb. 5, 5. Statuetten der Cotof eni- und der Badener Kultur meine ich, dass der fehlende, d.h. der mobile Kopf einen grundlegenden Unterschied zwischen beiden Kulturen bezeichnet. Eine schwierige Frage ist, ob sich die flachen Statuetten mit mobilem Kopf und zuweilen mit Kreuzband sowie die ähnliche Figur mit denselben Merkmalen von Demircihüyük 22 in irgendeine Beziehung setzen lassen. Diese Frage ergibt sich hauptsächlich auf Grund der neueren kalibrierten 14 C-Daten der Badener Kultur, 23 denen zufolge man zwischen der Badener Kultur und der Frühbronzezeit Anatoliens keine chronologische Parallele ziehen kann. Man kann jedoch zumindest voraussetzen, dass zwischen dem Ende der Badener Kultur und der Anfangsstufe der anatolischen (ägäischen) Frühbronzezeit eine annähernde Gleichzeitigkeit bestand. Die engsten Parallelen zu den Statuetten mit mobilem Kopf der Badener Kultur kommen interessanterweise in ziemlicher Entfernung vor, nämlich am Unterlauf der Donau, in der Cernavodà III-Kultur. 24 Bekanntlich ist die materielle Hinterlassenschaft dieser Kultur nicht nur zeitgleich mit der Frühphase der Badener Kultur (Boleráz-Gruppe), sondern zeigt auch nahe Verwandschaft mit dieser. Gegenwärtig sind mir sechs Fragmente von Statuetten mit mobilem Kopf von vier Fundorten im Gebiet der Cernavodä III-Kultur bekannt. Drei Fundorte liegen in Rumänien: Cernavodä, Slobozia, Satul Noa 25 (Abb. 22. 2-3, 5, Abb. 23. Í) und einer in Bulgarien: Durankulak. 26 Besonders wichtig ist die zuletzt gefundene „kopflose" Statuette aus Rumänien, da es sich um das einzige Exemplar dieses Typs handelt, das auf dem einseitigen Kreuzband einen Dolch trägt (Abb. 22. 4), und man von daher vermuten darf, dass diese „kopflose" Figur einen Mann darstellt. Wahrscheinlich ist das umso mehr, als in Cernavodä eine andere Statuette ähnlicher Form und Größe, aber an Stelle des Kopfes mit einem Stumpf, zutage kam, die auf dem einseitigen Kreuzband genau solch einen Dolch trägt (Abb. 22. 6). Meiner Meinung nach dürften nicht nur Analogien, sondern auch lebendige Kontakte zwischen den Gemeinschaften der beiden fern voneinander verbreiteten Kulturen (Baden und Boleráz) zustande gekommen sein, und zwar so, dass das Gebiet der CotofeniKultur umgangen wurde und von den „kopflosen" Idolen unbeeinflusst blieb. Das Wesen der erwähnten 21 BANNER 1956; KALICZ 1970. Abb. 64; BONDAR 1999. Abb. 3, 1-2; VLADÁR 1979. Abb. 41-42; NovoTNt 1981. Abb. 2, 6. ^KORFMANN 1979. Abb. 5, 5. »NEUSTUPN* 1968; RACZKY 1995; MARAN 1998. 24 MORINTZ-ROMAN 1968. Abb. 30. 2, Abb. 33 11, Abb. 36. 8, 12-13 Abb 39,13,17, 22-23.; ROMAN 2001 Taf. 2. r8, Taf. 4. 1, 3-5. 25 MORINTZ-ROMAN 1968. wie oben; NEAGU u.a. 1982. 26 Durankulak: Ausstellung in Museum von Dobric, wo ich dieses Stück anschauen konnte; über den Fundort herzliche Mitteilung von H. Todorova. 14