Budapest Régiségei 34. (2001)
STUDIEN = TANULMÁNYOK - Kremer, Gabrielle: Grabbauten des Aediculatypus in Noricum 163-176
inhaltliche Repertoire der Darstellungen: mehrfach kommen Totenmahl-, Wagenfahrt- oder Reiterszenen vor. Dies kann ein Anhaltspunkt sein bei der Suche nach weiteren Nischenbestandteilen im norischen Material. 48 Auch bei den hochrechteckigen, die gesamte Höhe der Aedicula einnehmenden Wandplatten bleibt jedoch ein Problem des Aufbaues ungelöst: Vor allem in Pannonién und Dakien, aber auch bei der norischen Rückwand (g), lässt sich beobachten, dass die Seitenwände außen auf der gesamten Höhe, innen jedoch nur in den oberen zwei Dritteln mit Reliefs dekoriert sind. Unterhalb der seitlichen Innenreliefs befindet sich in vielen Fällen eine gröber geglättete Fläche, die offenbar nicht auf Sicht gearbeitet ist. Möglicherweise war im Inneren der Nische ein flacher Gegenstand aufgestellt - vielleicht eine Aschenurne oder -kiste? Zusammenfassend sei festgehalten, dass sich unter den norischen Aediculateilen eine charakteristische Gruppe befindet, zu deren Rekonstruktionsmöglichkeiten uns die Parallelen aus Pannonién und Dakien Aufschluss geben können. Es handelt sich um Nischen, die an Innen- und Außenseiten mit Reliefs 1. Vgl. KREMER 1997; dies., Typologische Studien zu den Grabbauten Noricums. Forum Archaeologiae. Zeitschrift für klassische Archäologie 3 V. 1997 ( http://farch.tsx.org ). 2. Die Grundlagen zu diesem Beitrag sind in der Gesamtpublikation enthalten: G. KREMER, Antike Grabbauten in Noricum. Katalog und Auswertung von Werkstücken als Beitrag zur Rekonstruktion und Typologie. SÖAI (in Druck Vorbereitung). 3. Als Gliederungskriterium für die Quaderbauten kam allein die architektonische Grundform in Frage, da andere Kriterien - wie etwa die Struktur des Gesamtaufbaus oder die Art und Lage der Bestattung etc. - die Quellenlage überfordern. 4. Von insgesamt 227 typologisch eingeordneten Grabbauten sind dies 92 Stück, also rund 40%. Berücksichtigt man, dass auch die nur allgemein als Bestandteile von Grabbauten der sog. Mausoleumsgrundform (s. u. Anm. 5.) erkannten Werkstücke wohl hauptsächlich von Grabaediculae stammen, so erhöht sich dieser Prozentsatz noch beträchtlich. 5. D. h. einem Grabbau mit einem hohen Sockelgeschoss und einer Säulen- oder Pilastergliederung im Obergeschoss. - s. GABELMANN 1977. lOlff. - Zum Begriff vgl. KOCKEL 1983. 27ff.; ANDRIKOPOULOU-STRACK 1986. 18f. 6. KLEMENC-KOLSEK-PETRU 1972. 7. Sockelbestandteile - nämlich Eckblöcke, Mittelplatten und Friesblöcke, wie sie im Sockelbereich der Grabbauten von Sempeter bezeugt sind - machen etwa 45% des gesamten von mir aufgenommenen Materials aus. 8. Die Gliederung in Varianten muss sich am Erhaltungszustand des Materials orientieren und stellt versehen sind, wobei häufig Übereinstimmungen in der thematischen Anordnung der Reliefs gegeben sind: Innen sind die Grabinhaber und ihr Umfeld zu Lebzeiten oder auf die Bestattungsrituale bezogene Szenen dargestellt. Außen kommen meist mythologische, vor allem dionysische Themen vor. Diese Anordnung kommt einer symbolischen Unterscheidung von Innen und Außen, von Leben und Tod gleich. Innerhalb des aus Noricum bekannten Spektrums an Aediculavarianten stellen die Aediculae mit Reliefnische die kleinste, einfachste Form dar (vgl. Abb. 1). Auch bei den pannonischen und besonders bei den dakischen Parallelen lässt sich eine zunehmende Reduzierung der Formen und des Aufwandes feststellen. Dem Verbreitungsgebiet dieser Grabbauten nach zu schließen, fand diese Entwicklung hauptsächlich im Gefolge des Militärs statt. Man könnte die Aediculae mit Reliefnische als vereinfachte Nachahmung der aufwendigen Grabbauten in Aediculaform bezeichnen, die besonders im südlichen Teil Noricums von der städtischen Oberschicht bevorzugt wurden. 49 keine systematische Ordnung nach einander aus schließenden Kriterien dar. 9. Für die detaillierte Auflistung der Einzelteile, die Begründung der typologischen Zuordnung und die Rekonstruktionsvorschläge muss auf KREMER (s. o. Anm. 2) verwiesen werden. 10. So genannt nach dem Cognomen des Grabinhabers, dessen Gentile Spectatius wegen der Verwechslungsgefahr mit dem zweiten Grabbau der Spectatier in Sempeter (sog. Secundi[a]nusgrabmal) hier nicht verwendet werden soll. 11. KLEMENC-KOLSEK-PETRU 1972.14 ff. Falttafeln. 12. So etwa die Aufstellung der Sitzstatuen im Inneren des Priscianusgrabmals oder die Zugehörigkeit der Porträtreliefplatte zum Enniergrabmal: HAINZMANN-POCHMARSKI 1994. 274; E. POCHMARSKI, NachBlAGStei 1. 1994; HARL 1995; POCHMARSKI 1997. 79 ff.; POCHMARSKI 1995. 197 ff.; Vgl. dazu KOLSEK 1995. 135 ff.; KREMER (s. o. Anm. 2). 13. Für das Priscianusgrabmal s. KLEMENC-KOLSEKPETRU 1972. Taf. 13 rechts unten (Nr. 38. 51+58+169. 107. 67) und Taf. 8. 56 (Nr. 55); für das Enniergrabmal ebenda Taf. 21 links unten und Abb. S. 59 (Nr. 265).14. MODRIJAN-WEBER 1965. HOf. Nr. 237; ALFÖLD Y 1974. 175 Taf. 51. 15. KREMER 1992. Taf. 43; HARL 1997. 185ff.; KREMER a. O. (s. o. Anm. 2); KREMER 1997. 16. KREMER 1992. 120 ff. Nr. 173 Taf. 46. 47; KREMER a. O. (s. o. Anm. 2 ); KREMER 1997; F. GLASER In: CSIR Ö II 6 (1997) 10 ff. Nr. 22. 25. 76. 105 Taf. 14 ff. 4L 53 (mit älterer Literatur). - Ein derzeit laufendes Forschungsprojekt verspricht neuen Aufschluss über die Mausoleen von Faschendorf. ANMERKUNGEN 167