Budapest Régiségei 33. (1999)
MEGEMLÉKEZÉS - Póczy Klára: B. Bónis Évára emlékezünk = Zum Gedenken an Éva B. Bónis 391-394
zeitig beobachtete sie, um die Grabfunde zu datieren und die Datierung zu bekräftigen, zahlreiche Bestattungs- und religiöse Bräuche der pannonischen Einwohnerschaft. Mit ihren Publikationen der im Zuge der Analyse von Hügelgräbern, Wagengräbern oder frühchristlichen Gräbern gewonnenen neuen Erkenntnisse bereicherte sie die Forschung. Nach diesem kurzen Abstecher kommen wir nun zu den Ergebnissen der Keramikforschung Eva Bonis'. Sie umfaßt den gesamten Zeitraum von der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr.! Um nur die wichtigsten Stationen der fünfzig oben zitierten Publikationen zu erwähnen: Die Töpferindustrie der keltischen Ureinwohnerschaft und die Möglichkeiten ihres Weiterlebens im Anschluß an die römische Besetzung. Der italische Import im 1. Jahrhundert und sein Einfluß auf die lokale Produktion. Die Produkte der Militärwerkstätten, hauptsächlich der die Legionen versorgenden Töpfersiedlungen, und ihre lokalen Eigenheiten im 2. bzw. im Laufe des 3. Jahrhunderts. Der Einfluß der rheinischen und pontischen Importglaswaren an den pannonischen Keramikerzeugnissen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Diese in historischer Reihenfolge aufgezählten Arbeiten geben ein vollständiges Bild vom römerzeitlichen Töpfermaterial Pannoniens. Das ist der Grund für den uns allen wohlbekannten Satz: „Wende dich an die Bonis, sie wird es schon wissen!" Denn sooft irgendwer ratlos mit einer zweifelhaften Keramikscherbe in der Hand dastand, erhielt er von einem der Anwesenden mit Sicherheit dies zur Antwort. Und sie ging der Sache nach und fand eine Lösung für das Problem. Sie war unermüdlich, hilfsbereit, eine gute Kollegin und vor allen Dingen berühmt für ihren Humor. .. In ihren jungen Jahren war sie eine der unentbehrlichen Hauptdarstellerinnen bei den jährlichen Faschingsveranstaltungen der Museen. Sie sang, rezitierte, parodierte und konnte hervorragend imitieren (ohne dabei irgendjemandem zu nahe zu treten). Es war bewunderswert, wie sie ihre Lebenslust - scheinbar - auch nach einer Periode schwerer Schicksalsschläge bewahrte. Innerhalb von drei Jahren verlor sie ihre seit langem kranke Mutter, ihren gelähmten Mann und - infolge eines tragischen Unfalls - ihren einzigen Sohn! Doch sie beklagte sich nie, ließ niemals Verzweiflung erkennen. Unter vier Augen sagte sie desöfteren: In den Menschen arbeitet der Instinkt der Existenzerhaltung, sie schrecken instinktiv vor Krankheiten zurück, wenden sich ab vom Leid und vermeiden das Klagen, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Anteilnahme ausdrücken sollen. Dabei hatte gerade sie menschliche Nähe und freundschaftliche Anteilnahme so nötig. Von diesem Zeitpunkt an ersetzten ihr einheimische und ausländische Kollegen die Familie. Ihr Zimmer im Ungarischen Nationalmuseum war immer voll mit Forschern oder Besuchern. Später, nach ihrer Pensionierung, wurde der Vorraum der römischen Abteilung (wie wir sagen, das „Antichambre") zu ihrem Empfangszimmer. Hier war das Informationszentrum der ungarischen Archäologen und der Hafen der ausländischen Kollegen, wo man neben dem obligatorischen Kaffee nicht nur in Sachen Scherbenologie diskutierte. Es ist verständlich, nicht wahr, wie sehr wir es vermissen, nun nie mehr auf einen kleinen unbeschwerten Klatsch und ein vertrauliches Fachgespräch bei Éva - bei „Frau Bonis" - einkehren zu können. Im Juli 1999 ist sie von uns gegangen. KLÁRA PÓCZY 394