Budapest Régiségei 30. (1993)

VALLÁS = RELIGION - Zsidi Paula: Zur Verehrung der Minerva in Aquincum = Minerva aquincumi tiszteletéhez 185-207

enthaltende Inschrift (Nr. 1) war berufen, die Reinheit des Ortes zu wahren, und als solche verbindet sie den Begriff der Jungfräulichkeit und Reinheit mit Miner­va. Schließlich hatte man Minerva den Stein (Nr. 3) in einem Fall ohne Inschrift geweiht. Der kleine Altar war ohnehin nicht geeignet, eine ausführlichere In­schrift darauf unterzubringen. Von insgesamt sechs Altarsteinen kennt man den Namen ihrer Stifter, darunter waren drei Statthalter von Pannónia Inferior: Lucius Septimius Flaccus (Nr. 6), Caius Valerius Pudens (Nr. 4) und Caius Valerius Sabinianus (Nr. 5). Weitere von ihnen stammende und der Minerva geweihte Altäre sind aus Pannonién vo­rerst nicht bekannt. Aus Aquincum wissen wir ledig­lich von drei Votivdenkmälern, die C. Val Pudens ver­schiedenen Göttern gestiftet hatte. Neben der obersten Führung der Provinz ließen auch hochrangige Offiziere des Heeres - im Rahmen der Capitolinischen Trias - zu Ehren der Minerva ei­nen Altar errichten, namentlich Aurelius Domitianus, Tasinius Florianus, alle benificiarii (Nr. 10). Unter den in Militärkreisen tätigen Organisationen weihten das collegium armaturarum (Nr. 9) und das officium cornicularorium (Nr. 7) Minerva Altäre. Jener Zug des selbständig auftretenden Minerva-Kults, daß Jjeim Militär in erster Linie die „prinicipalis" zu ihrer Verehrung neigten , ist mit den Funden von Aquin­cum gut zu belegen. Vielleicht ein Ausdruck für die Minerva-Vereh­rung der ärmeren Schicht der zivilen (?) Einwohner­Ihre Zahl ist kaum höher als die der Inschriftendenk­mäler. Ihrer „Kunstgattung" nach gehören hierzu die Bildwerke aus Stein, Bronze und Terrakotta. Steinplastik Bisher kamen im untersuchten Gebiet vier Minerva darstellende Steinskulpturen zum Vorschein. Davon lassen sich drei aufgrund der Darstellung (Nr. 14) und des Fundorts (Sitz des Collegium der Feuerwehrleute: Nr. 12; Südteil des Macellum: Nr. 13) mit großer Wahrscheinlichkeit an den Kult der Göttin binden. Das vierte Denkmal (Nr. 11) ragt unter ihnen auch im Hinblick auf sein Material und seine künstlerische Qualität hervor. Bei dieser Plastik handelt es sich um eine aus Mar­mor gefertigte, auf einem Sockel mit doppeltem Pol­stergurt stehende Büste, die Minerva mit korinthi­schem Helm darstellt, von ihrer Brust fehlt der aegis. Die klassisch ausgearbeitete Skulptur wurde mit Si­cherheit importiert. Sehr ähnlicher Komposition ist eine von einem Gräberfeld nahe Salzburg stammende Büste aus Terrakotta, ein italisches Erzeugnis des 1. schaft ist der lediglich den Namen der Göttin verewi­gende Altarstein (Nr. 3). 27 Die Mehrzahl der untersuchten Inschriftensteine (Nr. 1, 4-10) kann in den Zeitraum letztes Drittel 2. 28 Jh. und erstes Drittel 3. Jh. datiert werden , während sich die Steindenkmäler Nr. 2 und 3, aufgrund der be­schriebenen Fundumstände, in eine etwas spätere 29 Zeit, das zweite Drittel des 3. Jh. setzen lassen. Wenn man den Fundort der Inschriftendenkmäler auf einer schematischen Lagekarte von Aquincum markiert , stellt sich heraus, daß sie sich an einzelnen Stellen „konzentrieren" (Abb. La). Jeweils ein Denk­mal stammt aus der Industriesiedlung des zivilen bzw. militärischen Siedlungsteils. Die übrigen Inschriften­steine verteilen sich: vier Steindenkmäler kamen im Gelände zwischen dem Palast des Statthalters und dem Legionslager des 2./3. Jahrhunderts zum Vor­schein , in der nordwestlichen Region der Militär­stadt hingegen wurden zwei Inschriftensteine gefun­den. Die beiden Gruppen weisen abweichende Züge auf. Während es sich bei den Stiftern der ersten Grup­pe um Repräsentanten der Führungsschicht der Pro­vinz sowie hochrangige Offiziere des Heeres von der Wende 2./3. Jahrhundert handelte, lassen sich die Stif­ter der zweiten - nur zwei Steine umfassenden ­Gruppe eher an die mittleren bzw. unteren Gesell­schaftsschichten und auch an einen etwas späteren Zeitraum als vorgenannte binden. Die Topographie prüfend fällt weiters auf, daß diese Gruppe Denkmä­ler vom Gebiet des Legionslagers bislang fehlt. Jahrhunderts (Abb. 23), das eventuell auch ein Hin­weis auf die Herkunft unseres Exemplars sein könnte. Die Arbeit eines lokalen Steinmetzen war jenes Fragment aus Kalkstein (Nr. 12), das im nahe der süd­lichen Stadtmauer der Zivilstadt gelegenen Sitz der Handwerkerkörperschaft, des collegium centonariorum zum Vorschein kam. Angesichts der allgemein bekann­ten Beziehung Minervas zu den handwerklichen Tätig­keiten ist wahrscheinlich, daß es zu dem am Ort ge­pflegten Kult der Göttin gehörte. Im Zusammenhang mit diesem Fragment war früher bereits die Möglich­keit aufgetaucht, daß es aufgrund seiner Proportionen und der Dicke des Rumpfes Bestandteil einer Sitzpia­stik gewesen sein könnte. Die Fundumstände des Bruchstücks weisen es ins 3. Jahrhundert. Ebenfalls eine lokale Werkstatt dürfte die stehen­de, auf einen Schild gestützte Statue (Nr. 14) der Göttin gefertigt haben. Hinsichtlich ihrer Abmessung ist sie gleichen Maßstabes wie die Vorgenannte, aber der ae­gis, in der Mitte mit dem geflügelten gorgoneion, hat eine andere Form. Eine Minerva-Skulptur identischen Maßstabs, obwohl in der Komposition etwas abwei­An den Minerva-Kult zu bildende ikonographische Denkmäler 186

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