Budapest Régiségei 30. (1993)

Harl, Ortolf: Die Stellung der Frau bei den einheimischen Stämmen Nordpannoniens : eine sozial- und kunstgeschichtliche Studie = A nő helyzete Észak-Pannónia bennszülött törzseinél 7-37

„Haussklavin", sondern wohl „dem Haus­stand angehörend" heißen 3. Stele der Bilatusa aus Bruckneudorf, BH Bruck/L. Frau in einheimischer Tracht Bilatusa Cauti l(iberta) Boiusposuit an(n)or(um) XXX hie sita est CIL 14359/23; SCHOBER Nr. 171, Abb. 85; GARBSCH 157,139,3; CSIR Carn Nr. 314 Abb. 4. 4. Stele des T. Flavius Uxavilus aus Au am Leit­hagebirge, BH Bruck/L. Brustbild eines Mannes in Tunica und Mantel, daneben Ganzfigur eines Kindes, Zwischen­bild mit Mädchen, daneben ein Kopf (der Rest der Figur war aus Platzmangel wohl ge­malt) T(itus) Flavius T(iti) Flavi Cobromari li­be(rtus) Uxavilus an(nprum) XL h(ic) s(itiis) e(st). Primio f(ilius) p(atri) p(osuit) SCHOBER Nr. 170, Abb. 84; GARBSCH 147 Nr. 102,1 Taf 2,19; CSIR Carn Nr. 272. Zur Fami­lie des Cobromarus MÓCSY, Bevölkerung 227 Nr. 131,2 5. Stele des Bussuro aus Bruckneudorf, BH Bruck/L. Büste eines unbärtigen Mannes mit Mantel Bussuro Atuae libérais ann(orum) LXII CIL 14359/17; CSIR Carn Nr. 313 6. Stele der Vexilla aus Carnuntum (?) Bildfeld weggebrochen Vexilla liberta Amari (de)ces(sit) an(norum) IX. H(ic) e(st) s(ita). F(ilia) m(atri)p(osuti) CSIR Carn Nr. 362 7. Stele des Cassus und der Strubilo aus Katzels­dorf, BH Wiener Neustadt Ehepaar im Brustbild Cassus Musa ser(vus) annor(um) C Strubilo Scalleonis lib(erta) uxor ann(orum) LXXX. H(ic) s(ita) e(st). Fili(i) posierunt CIL III 4551 = 11301; CSIR Scarbantia Nr. 11 In korrektem Latein müßte es heißen: Cassus Mussae servus ... et Strubilo ... Hie siti sunt. 8. Stele des Tudrus aus Lichtenwörth, BH Wie­ner Neustadt Porträtkopf zwischen Säulen Tudro Ariomani l(ibertus) an(norum) XL. H(ic) s(itus) e(st) CSIR Carn Nr. 335 9. Stele des Quartus und der Catulla aus Rax, BH Jennersdorf Im Giebel Adler, im Sockelbild römische Wöl­fin mit Zwillingen (unfertig) Quarto Adnamati f(ilio) an(norum) LXXX et Catullae Coif(iliae) con(iugi) an(norum) LX. Uppu liberta f(aciendum) c(uravit) CIL 10895; SCHOBER 43 Nr. 88; KRÜGER CSIR Savaria 13 Die relativ umfangreiche Liste bezeugt, daß sich die Einheimischen Sklaven leisten konnten, diese in ihre familia aufnahmen und häufig auch freiließen. Die persönlichen Bande konnten so stark sein, daß sie über den Tod hinaus anhielten. Man möchte daher auch die Eigentümer der Sklaven ebenso wie die Pa­trone der Freigelassenen der oben umrissenen Schicht des Landadels zurechnen. Ob die Sklaven gerade im boischen Bereich deshalb so häufig begegnen, weil Carnuntum ein Umschlagplatz für Sklaven gewesen ist, sei dahingestellt. Da diese Grabsteine aber durch­wegs von Leuten, die aus dem Sklavenstande stam­men, gesetzt wurden, fehlt ein direkter Anlaß dafür, zum Namen des Eigentümers bzw. Patrons dessen Va­tersnamen hinzuzufügen. Die Beispiele weisen in die schon erwähnte Richtung, daß anscheinend Sklaven nur dann einen Inschriftstein erhalten konnten, wenn sie zur familia eines einheimischen Adeligen gehörten. Es sieht daher wiederum so aus, als ware es überhaupt nur dem Stammesadel und seiner Clientel zugestan­den, steinerne Grabdenkmäler zu errichten. Dieser Exkurs in die Sklavenwelt war nötig, um das soziale Umfeld, in dem die Steindenkmäler der Ein­heimischen stehen, schärfer zu umreissen. Dies wird es im folgenden erleichtern, die für bzw. von Frauen errichteten Steindenkmäler sozial besser einzuordnen. Bevor wir uns aber diesen zuwenden, möchte ich noch ein gutes Beispiel für die Menschengruppe, die sich um ein Mitglied der einheimischen Adelsschicht scharte, vorstellen: In Au am Leithaberge kamen nicht weniger als neun Grabsteine von Einheimischen zuta­ge, die uns eine große familia mit Vertretern aller so­zialer Abstufungen vor Augen führen (Nr. 4) : Den Herren und Eigentümer des Gutshofes T. Fla­vius Cobromarus Freigelassene mit Bürgerrecht wie T. Flavius Uxavilus Dessen (vor der Freilassung geborenen und daher peregrinen) Sohn Primio Freigeborene Frauen mit Filiation wie Umma Tabi­conis f. Die freigelassene Telavia Tevegeti 1. Prima mit Bür­gerrecht Frauen ohne Bürgerrecht Die ancilla Severa Sklaven wie Amuca oder Artem[..]. Wir befinden wir uns hier in der Schicht der boischen Landadligen: T. Flavius Cobromarus war wohl der Eigentümer des Gutshofes, ein Einheimi­scher, der wohl wegen seines Grundbesitzes von Ves­pasian mit dem Bürgerrecht ausgezeichnet worden war. Die auf dem Friedhof Bestatteten gehörten zu seiner familia, d.h. daß zwischen ihnen und ihrem Herrn ein Patronatsverhältnis bestand. Durch die Ver­leihung des Bürgerrechts war T. Flavius Cobromarus seinerseits in ein Patronatsverhältnis zum Kaiser auf­genommen worden. Leute wie er waren Großgrund­besitzer und mochten bis zur Einführung des Munizi­palsystems sicher auch die principes ihrer civitas 14

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