Budapest Régiségei 27. (1991)
TANULMÁNYOK - Sellye Ibolya: Római kori, áttört művű késtartó (Théka-veret) a Bécsi úti hamvasztásos temetőből 45-63
IBOLYA SELLYE THEKENBESCHLAG (MESSERBEHÄLTER) MIT DURCHBRUCHVERZIERUNG AUS DEM RÖMERZEITLICHEN BRANDGRÄBERFELD IN DER BÉCSI STRASSE (BUDAPEST)* Judit Topái begann im Jahre 1980 im III. Bez. vom Budapest, an der Kreuzung der Bécsi Strasse und Perényi Gasse, sowohl an der östlichen, wie an der westlichen Strassenseite die Gräber eines umfangreichen Brandgräberfeldabschnittes freizulegen. In Grab 52 lag — unter anderem — ein bronzener Beschlag mit durchbrochener Technik (Abb. 1.1.), für dessen Überlassung ich zwecks Veröffentlichung Judit Topái Dank schuldig bin. Das erwähnte Grab war das einzige nicht gelehmte — laut Mitteilung der Ausgräberin — im Gegensatz zu allen bisher in diesem Friedhofteil erschlossenen Gräbern. Daher ist es mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass in Grab 52 die Brandreste einer solchen Person untergebracht wurden, deren ethnische Zugehörigkeit von den anderen Toten abweicht. Dieser abweichende Bestattungsritus kommt in mehreren Brandgräberfeldern vor, so z. B. auch in Matrica (Százhalombatta). In Grab 52 befinden sich keine bei den Brandgräbern üblichen, gut ausgebrannten kalzinierten Knochenüberreste, sondern schlecht ausgebrannte, bräunlich-schwarze, grössere Stücke: Oberarm- und Oberschenkelbeine. Diese stammen vom Skelett eines erwachsenen Mannes, wie dies István Kiszely aufgrund seiner Untersuchungen festgestellt hat. Für seine mündliche Mitteilung danke ich ihm auch an dieser Stelle. Für die Bestimmung der im Grabe gefundenen asMünze danke ich Frau Katalin Bíró-Sey. Die Münze ist durchgebrannt, entzweigebrochen, jedoch zusammenfügbar. Ihr Alter reicht vom 1. bis zur Mitte des 3. Jhs, eine nähere Datierung ist nicht möglich. Ausser den obigen Funden wurden noch eine Firmenlampe und drei Krüge ins Grab gelegt. Der zu beschreibende, durchbrochene Bronzebeschlag wurde mit einer schmalen Schiene nach oben in die Nähe des Oberschenkelbeins ins Grab gelegt. Daneben lagen das kleine Stück einer Unterlagsplatte, zwei fragmentarische, gebogene Bronzespangen und etwa 50 mm davon, dem Inneren des Grabes zu, die korrodierte Klinge eines Eisenmessers. Wie wir es sehen werden, gehörten der durchbrochene Beschlag, die kleinen Spangen und das Messer zusammen, sie bildeten gemeinsam die Teile einer Messertheke. (Abb. 2. 1-4.) Vom durchbrochenen Bronzebeschlag (BTM, Inv. Nr. 88.4.260., Abb. 1.) ist ziemlich viel übriggeblieben, so kann er ergänzt werden. Ich danke hier besonders für die grosse Sachkenntnis erfordernde, sorgfältige Arbeit von Frau Katalin T. Bruder, sowie für ihren beigelegten Bericht über die Restauration. Der Beschlag zeigt unten eine Halbkreis- sog. Löffelform, der sich nach oben eine schmale Schiene anschliesst. Das durchbrochene Feld ist von einer massiven Umrahmung aus Bronze umgeben. Dieser Rahmen ist beim halbkreis-(löffel-)förmigen Teil zweifach ausgebildet und sowohl an der Vorder — wie an der Rückseite von gleicher Breite. Die Doppelausführung hört bei der Schiene auf. Ursprünglich war in der gesamte Länge des Beschlages eine dünne Unterlagsplatte, doch blieb von dieser an der Originalstelle bei dem halbkreisförmigen und dem kleinen abgebrochenen Teil der Schiene nur ein Fragment erhalten. Die genaue Stelle der alleinstehenden Platte (Abb. 6.2.) kann nicht mehr eindeutig festgestellt werden. (Abb. 1.1.) Bezüglich der Anwendung des Beschlages können Befestigungsspuren im mittleren Löffelteil unten festgestellt werden, dort wo sich bei der Kante ein kleiner Nagel flach hervorhebt, sowie auch an der Seite des Löffelteiles, wo keine Doppelkante mehr vorhanden war. Auf der Schiene — nahe der Bruchstelle — ist am Rande der Kante ein kleiner hervorstehender Bronzerest ersichtlich. Die Vorder- und Rückseite des Beschlages ist flach bearbeitet, das durchbrochene Muster von mittlerer Feinheit wurde ebenfalls flach ausgebildet. * Das aus dem Griechischen stammende lateinische Wort „Thcca" (Theke) heisst soviel wie Behälter für Messer oder Schreibutensilien. Mit der ausführlichen Erörterung zahlreicher Auktorenstellen s.: PWRE 2. Bd. V. Stuttgart 1934. Sp. 1613. — Auf die Bestimmung der Thcca vulnerana richtete K. Szabó meine Aufmerksamkeit: Anticka bronza u Jugoslaviji 1844-1969. (Beograd 1969) 138. No. 275. Mit Foto. 51