Budapest Régiségei 26. (1984)

TANULMÁNYOK - Michna, Pavel J.: Gotische Kachelin aus Burg Melice in Mähren = Gótikus kályhacsempék a morvaországi Melice várából : in memoriam Jan Zhánel 87-110

an der Entstehung dieses Teils der Melicer Kollektion beteiligt haben. Auffallend heterogen sind vor allem die heraldischen Motvie: ganz vereinzelt ist der aus dem po­sitiv gepunzten Wappen des Olmützer Bistums beste­hende Dekor. 27 Die Verwendung stilisierter, unten abge­rundeter Wappenschilder mit Nasen in den Zwickeln verrät eine bestimmte Verwandtschaft mit der Kachel des 3. Typs (Doppeltürme des Familienwappens Wenzels von Bufenice), der allerdings in einem unvergleichlich plastischeren, die Fläche bis zu 10 mm überragenden Hochrelief ausgeführt wurde. Auch die Schildeinfassung ist recht verschieden. Zwischen den Adlern des 7. und 8. Types erkennt man Unterschiede der bildnerischen Auffassung: während der Autor des Typs 8 gute Kennt­nisse der zeitgenössischen Darstellungsart heraldischer Figuren und handwerkliche Tüchtigkeit besitzen musste, wirkt die Darstellung auf Typ 7 wesetnlich primitiver. Selbständig, ohne sklavische Abhängigkeit von Vorlagen, stellte der mittelalterliche Künstler den Löwen auf der Kachel des Typs 6 dar. Ein räumlich ausgewogenes Re­lief entstand, das zu den bemerkenswertesten Darstel­lungen der Melicer Kollektion gehört. Es scheint, als ge­hörten die Typen 6 (Löwe), 4 (Schlüssel), 5 (Schild­träger) zu einer Gruppe, die sich durch die Rahmung des eigentlichen Wappenbildes mit einer plastischen Linie auszeichnet. Ich nehme an, daß das Verbindungsglied zur Gruppe der Nischenkacheln der Typ 5 mit Schildträgern darstellt, in dem sich der Einfluß von Wenzels Bauhütte besonders deutlich spiegelt. Unter dem Wappenschild mit gekreuz­ten Schlüsseln des Wischehrader Kapitels beobachtet man eine heraldisch stilisierte Lilie, die sich als hän­gendes Dekorationselement an den Bogen der Rosetten­kacheln und den obersten Gliedern der Gesimskacheln wiederholt. Höchstwahrscheinlich hat sich der Herstel­ler der Vorlagen für die Nischenkacheln auch an den Ent­würfen wenigstens mancher Tafelkacheln beteiligt. Man darf deshalb voraussetzen, daß der Dekor der Stirnflä­chen von mehreren Künstlern stammt; die anspruchs­vollsten durchbrochenen Kacheln hat offenbar ein und derselbe Kunsthandwerker entworfen, der dann auch eine bestimmte Zahl der übrigen Stücke mit Figural­schmuck herstellte. Mit den Erwägungen über den Autor gelangen wir zur Frage der eigentlichen Produktion. Kachelmodelle pflegte man offenbar in Schnitzer­werkstätten zu erzeugen, kann aber nicht einmal erfah­rene Töpfermeister als Autoren der Modelle (positive) und Formen (Negative) ausschließen. Durch Vergleiche hölzerner Positivformen (die im tönernen Positivrelief der Kachel erhalten blieben) mit identifizierbaren oder zumindest datierbaren zeitgenössischen Schnitzerarbeiten könnte man vielleicht bei der Ermittlung der Provenienz der Kacheln und ihrer Formen weiterkommen. Wie bereits erwähnt, überschnitten einander die Spe­zialisierungen der mittelalterlichen Kunsthandwerker nicht selten, so daß man zu solchen Vergleichen auch Steinmetzerzeugnisse herbeiziehen kann. Diesen Um­stand hat shon A. Walcher von Molthein in seiner Arbeit über die berühmten, in das Jahr 1501 datierten Salzbur­ger Öfen beachtet. Die Basreliefs aus den Jahren 1496 und 1497 in der Nähe des Tores aus dem Außen- in den Innenhof der Burg finden auf den dekorativen Ofenta­feln treue Nachbilder. Walcher nimmt an, der Bildhauer habe eine Serie von Positivmodellen angefertigt, aus denen dann der Töpfer durch Abdruck in Lehm Negativ­formen herstellte. 28 Einen ähnlichen Vorgang kann man auch im Falle der Modelle mancher Melicer Ofenka­cheln voraussetzen: eine in Parlers Intentionen arbeiten­de Werkstätte stellte offenbar Holzmodelle für den Töp­fer her, der mit dem Ofenbau in den anläßlich der Inau­guration Wenzels von Bufenice neu eingerichteten Innenräumen der Burg Melice betraut war. Dieser Töpfer fertigte dann aus den Modellen negative Abdrücke und tönerne Positivformen, aus denen die Originalkacheln entstanden. Die Frage, wo dieser Kunsttöpfer gearbeitet hat, läßt sich vorläufig mangels an materiellen Quellen nicht beant­worten. VI. Nekuda sucht die Erzeugungswerkstätte der Melicer Kacheln in Kremsier, 29 was gar nicht unwahr­scheinlich ist, wenn man bedenkt, daß diese Stadt da­mals Sitz des Olmützer Bischofs und einer Reihe kirch­licher Institutionen war. Allerdings ist nicht einmal die Urheberschaft eines Olmützer Meister auszuschließen. Wischau kommt kaum in Betracht, denn die örtliche Töpfertradition ist dort relativ jung. Jedenfalls wurden die Melicer Originalkacheln in einer einzigen Werkstätte hergestellt und man transportierte sie nach Bedarf an den Bestimmungsort. Das entscheidende Wort bei der eindeutigen Beant­wortung dieser Frage werden erst archäologische Funde und Untersuchungen der Formen bringen, aus denen die Melicer Kacheln entstanden sind. Solche Funde darf man mit Recht in Handwerkszentren erwarten, wie sie die Residenzstädte Olmütz und Kremsier vorstellten. Die Verbreitung der Melicer Ofenkacheln. Est ist gewiß bemerkenswert, daß es bisher nicht ge­lungen ist, Melicer Ofenkacheln an anderen Stellen Mährens zu erfassen. Aus historischen Gründen könnten wir weitere Exemplare auch in Olmütz voraussetzen, wo Wenzel von Bufenice seine Residenz auszubauen be­gann, vor allem aber in Kremsier, wo der Bischof damals doch residierte. Die Anwesenheit des bischöflichen Hofes in dieser mittelmährischen Stadt äußerte sich im Abglanz der höfischen kunst von Wenzels Prager Bau­hütte (Wölbung des Presbyteriums der Kremsierer St.­Mauritz-Kirche). Die Profilierung der Wölbungsrippen und andere architektonische Details dieser Kirche finden ihre Analogien bei dem Altstädter Turm der Karls-Brü­cke in Prag (nach dem Jahr 1380) und im Säulensaal der Prager Burg (um das Jahr 1400). 30 Den vorhussitischen Umbau der genannten Kirche verbindet man manchmal mit dem Namen des Kremsierer Kapitelprobstes Cenëk von Lipá (1394—1417), der über seine Großmutter mit den Luxemburgern verwandt war. Auch in Olmütz sind Kontakte mit dem Prager Zentrum belegt, und zwar mit Johann Parier selbst (1401). 31 Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts wurden in Kremsier mittelalterliche Topferöfen 32 und in einem von ihnen eine viereckige, grün glasierte Kachel mit 92

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