Budapest Régiségei 22. (1971)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Középkori kályhacsempék Magyarországon : 2. közlemény 161-207

nur das Zeitalter des Abbruches, des Zugrunde­gehens der Öfen, was im allgemeinen nach einem Benützungsdauer von 5—50 Jahren erfolgt ist. 40 Unsrerseits setzen wir die Zeit der Original­fabrikationen der Werkstätte auf Grund der heral­dischen und stilkritischen Anhaltspunkte auf das Zeit zwischen 1455 und 1457. Die böhmischen For­scher akzeptieren die Bestimmung in ungarischer Hinsicht, jedoch halten sie die dortigen Exemplare für jünger. Ihrem Standpunkte nach verbindet beide Länder von 1490 an das Zeitalter des König Wladis­laus II. In Lichnice entwickelte Nikolaus Trcka von Lipa in den 1500er Jahren eine grossangelegte Umbautätigkeit, während in Lipnice, das im Besitz eines anderen Zweiges derselben Familie war, von den 1430er Jahren an, sowie ebenfalls im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts neue Bauarbeiten vorgenommen wurden. 40 Obwohl es im Spätmittel­alter, vor allem meistens im 16—17. Jahrhundert öfters vorkommt, dass das Negativ der Ofenkacheln lange Zeit hindurch gebraucht wird, können wir einen solchen Fall, wo sämtliche Negative erhalten geblieben sind und der komplette Ofen auch später aufgebaut werden kann, nicht vorstellen. So finden wir auch die vorausgesetzte 40—50 jährige Zeit­spanne zwischen der Errichtung der Öfen in Ungarn und der in Böhmen für allzu lang und dazu finden wir noch zwischen den einzelnen Kacheln eine der­artig hochgradige technische Übereinstimmung, die sich nur mit ein und derselben Töpferwerkstätte erklären lässt. 47 Auch die Untersuchung der historischen Fragen stellt uns solche Angaben zur Verfügung, die die Gleichzeitigkeit mit den bereits früher vorhandenen Verbindungen erklären. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts sind die poli­tischen Verhältnisse in Böhmen äusserst verwickelt. Die von Beginn des Jahrhunderts an vor sich gehenden Volksbewegungen, Aufstände und Religionskriege stel­len dem Anschein nach religiöse Fragen in den Vorder­grund, doch steckt einerseits der Klassenkampf zwi­schen dem Bauerntum, dem stets stärker werdenden Bürgertum und einem Teil des hohen Adels, anderer­seits der zwecks Errichtung eines nationalen Königtums geführte Kampf dahinter. Klassenunterschiede, ver­schiedene Glaubensfragen, die mit dem Kult zusammen­hängenden voneinander abweichenden Standpunkte zerspalten selbst die dem Papsttum gegenüberstehenden Hussiten in mehrere Lager. Von Zeit zu Zeit bekämpfen sich gegenseitig auch Taboriten, extreme und massige Kalixtiner (Utraquisten) und der mit ihnen in Bündnis stehende Hochadel unterstützt seiner Klassenzugehörig­keit gemäss die Bewegung in der Regel nicht ohne Bedenken, sondern nur so lange sie für ihn von Nutzen zu sein scheint. Nach dem Tode des Königs Albert von Habsburg, des Schwiegersohnes von Sigismund bestand in Böhmen zwischen 1439 und 1453 ein Interregnum. Die Habsburg­Partei vertrat in erster Linie die über eine bedeutende Kraft verfügende Gruppe des Hochadels katholischen Glaubens, an ihrer Spitze mit den Familien Rosenberg, Riesenburg, Neuhaus, Lichtenburg und einigen Städten; sie schlössen sich anfangs als kaiserliche Partei, später unter dem Namen „Strakonitzer Bündnis" zusammen. Ihnen gegenüber steht die Partei von Georg Podiebrad mit den Familien Sternberg, Trcka, Duba und den mährischen Herren Kunstat, Pernstein und Sternberg. Diese böhmische Nationalpartei, die die extremen Utraquisten unterstützt, halten die Anwesenheit des gewählten Königs für unerlässlich und wollten die Einheit des Landes stärken. Auf den ersten Blick fällt ihre Ähnlichkeit mit der zum Teil — infolge ähnlicher Ursachen zustandegekommenen — Hunyadi­Partei in Ungarn auf, die nach Alberts Tod ebenfalls nicht die Erbfolge der Habsburger unterstützt und gleichfalls durch Zentralisierungsbestrebungen, durch Einschränkung der Macht der Barone nach 1457 zum nationalen Königtum gelangt. Im April 1453 leisten Georg Podiebrad mit anderen böhmischen Herren in Wien dem König Ladislaus de Treueid, der die Bedingungen der Böhmen annimt und im Oktober in ihr Land fährt, wo ihn in Prag der Erzbischof von Esztergom Diony­sius Széchy zum böhmischen König krönt. 48 Der neue König hielt sich ein Jahr lang in seinem Lande auf und begab sich erst am 27. November 1454 nach Wroclaw, von wo er in Feber 1455 nach Wien zurückkehrte. Am Jahresende finden wir ihn wiede­rum in Prag. Den grössten Teil des folgenden Jahres verbrachte er in Ungarn und fuhr aus Wien erst im September 1457 wiederum nach Prag, um dort seine baldige Vermählung zu feiern, doch ist er im Novem­ber gestorben. Wir sehen also, dass Ladislaus von Habsburg während seiner kurzen Herrschaft — den Forde­rungen des Adels Folge leistend — in allen drei Ländern residiert und —einige Reisen zu den Reichs­tagen abgerechnet — seine Paläste in Wien, Prag und Buda bewohnt hat. 49 (Es liegt an der Hand anzunehmen, dass früher oder später auch an den ersten beiden Orten die mit seiner Person verbunde­nen Funde zutage kommen werden.) Der König beschenkte nicht nur die alten Anhänger seiner Familie, sondern auch die Hauptleute der diesen gegenüberstehenden Nationalparteien, die letzten Endes seine Herrschaft ermöglicht haben. In Ungarn vergrösserten sich die Besitze der Familie Hunyadi, in Böhmen die von Georg Podiebrad. Aller Wahr­scheinlichkeit nach wurden in den städtischen Häusern oder in den Bürgen viel mehrerer Barone Öfen der königlichen Werkstätte errichtet als uns bereits bekannt sind. Der Besitzer der Burg Lichnice vor 1470 ist uns leider nicht bekannt und so bleiben die eventuellen früheren Zusammenhänge im Dunkeln. Bei der Burg Lipnice wissen wir jedoch, dass sie von der Fa­milie Trcka schon nach 1434 erworben wird ; Nikola­us (1.1 1453) ist einer von den führenden Mitgliedern der Nationalpartei, sodann befand sich die Burg im Besitz seines Sohnes Burjan (f 1480), dann wieder in dessen Sohnes Burjan (II.) bis zu seinem, im Jahre 1522 erfolgten Tode. 50 Während der Regierungszeit 203

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